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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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der anderen Gäste - insgesamt müssen es mehr als tausend sein - schlendern im Chateau herum, als wären sie hierzu Hause. Deshalb komme ich mir dabei auch nicht komisch vor. Als mir einfällt, dass es hier vielleicht eine alte Bibliothek gibt, spähe ich in die kleinen Zimmer hinein, die den Flur säumen. Ein paar wirken wie Büros, mit imposanten Schreibtischen und einer dicken Staubschicht auf allen Papieren, während andere eher Antiquitäten-Lagern ähneln. In einem entdecke ich sogar eine Rüstung. Schade, dass Annabel jetzt nicht hier ist. Oder Olivia oder Sara- Louise oder auch Mary - irgendjemand, mit dem ich gemeinsam diesen zauberhaften Ort erkunden könnte. Im Moment würde ich sogar mit Alex vorliebnehmen - wie neidisch sie sein wird, wenn ich ihr erzähle, in welcher Gesellschaft ich mich an diesem Wochenende getummelt habe!
    Ein Stück weiter den Gang hinunter sehe ich eine angelehnte Tür. Der Schein von Feuer und Schatten fällt in den Flur. Als ich Stimmen höre, werde ich neugierig. Warum werde ich bei reichen Franzosen nur immer dazu verleitet, durch ihre Häuser zu streifen, als wäre ich auf der Suche nach einem verborgenen Schatz?
    Ich schiebe die Tür auf.
    Auf einem großen Banketttisch liegt bäuchlings ausgestreckt Mme. Lafontant. Ihr schwarzer Satinrock ist bis zur Taille hochgeschoben und ihre bleichen Hüften und Oberschenkel sehen im Kontrast zu dem schwarzen Strumpfhaltergürtel und den Seidenstrümpfen geradezu hellweiß aus. Geschockt stelle ich fest, dass M. Marquet bei ihr ist. Er knetet mit seinen altersfleckigen Händen ihre Brüste, die aus dem hinuntergeschobenen Mieder rausschauen. M. Marquet stößt ein lautes Stöhnen aus. Es klingt so schrecklich, dass ich es am liebsten sofort vergessen würde.
    Ich versuche, mich so leise wie möglich rauszuschleichen, aber in meiner Eile stoße ich gegen den Türrahmen. »Mist!«, entfährt es mir laut. Es tut ziemlich weh. Als ich den Gang entlang in Richtung Ballsaal laufe, bemühe ich mich, nicht loszuheulen. Die Schleppe dieses blöden blauen Kleids ist so lang, dass ich dauernd stolpere und dadurch nicht schnell vorwärts komme.
    »Penelope!«, ruftM. Marquet hinter mir her und holt mich mühelos ein. Er stopft sein Smokinghemd in die schwarze Hose zurück. Noch immer umweht ihn der Parfümduft von Mme. Lafontant. Dazu kommt ein anderer starker Geruch, der mich fast würgen lässt. M. Marquet ist mir zu nah, ich fühle mich bedrängt.
    »Was machen Sie da?«, schleudere ich ihm entgegen. »Ist Mme. Lafontant nicht eine enge Freundin von Mme. Marquet?«
    »Ah«, sagt M. Marquet. »Ihr Amerikaner seid so schrecklich empfindlich. Keine Aufregung, Penelope! Es ist nichts Schlimmes passiert. In Frankreich ist eine Ehe sehr viel offener als bei euch. Affären werden akzeptiert; es ist nicht ungewöhnlich ...«
    Ich hebe den schweren Saum meines Kleides an und entferne mich rasch von ihm. Von seiner Whiskeyfahne ist mir halb schlecht, und als ich daran denke, wie nett Mme. Marquet vorhin zu mir war, wie sie mich »ma princesse« genannt hat, gehört meine Loyalität ihr. Als ich wieder in den Ballsaal komme, kann ich ihr nicht in die Augen schauen. Bei der Erinnerung daran, was ich gesehen habe, würde ich mich sonst vielleicht übergeben oder losheulen. Ich lege mir die Hand auf die Stirn und versuche, das Bild, das ich permanent vor meinem inneren Auge sehe, zu verdrängen.
    »Penelope!« Mme. Marquet eilt zu mir. »Ist dir nicht gut?«
    Was wäre, wenn? Würden Sie dann den Krankenwagen rufen? Oder würden Sie sich klammheimlich mit mir aus der Hintertür schleichen und jemanden verständigen, der Sie nicht in Verlegenheit bringen würde?
    Ich atme auf Drei ein und auf Sechs wieder aus, genau wie meine Mom es mir immer geraten hat. »Mir ist... nicht gut, um ehrlich zu sein.« Wieder atme ich tief durch. »M. Marquet - ich habe ihn gerade - Mme. Lafontant - auf dem Tisch -«
    »Mein Mann hat Mme. Lafontant auf einem Tisch gebumst?«, fragt Mme. Marquet mit einem sanften Lächeln. »Sagt wer?«
    Ich!, will ich antworten, aber irgendetwas an ihrem Ton verrät mir, dass sie darüber nicht diskutiert.
    »Das ist ein hässliches Gerücht, das von eifersüchtigen, dummen Mädchen in die Welt gesetzt wurde«, verkündet Mme. Marquet in endgültigem Ton. »Von dummen Mächen, die nicht zu der guten Gesellschaft in diesem Ballsaal gehören. Geh und such unseren Chauffeur. Es wird Zeit, dass du nach Hause kommst. Sieh dich nur mal an!«
    »Aber

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