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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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berichtet, dass sie am 26. Dezember mit ihren Eltern nach Hause fliegt, kann sie ihre eigenen Tränen nicht zurückhalten. »Ich habe euch nie erzählt, wie schwer es für meine Familie ist, dass ich hier bin. Sie brauchen mich zu Hause. Vince braucht mich auch.«
    »Ich brauche dich!«, heule ich. »Bitte geh nicht!«
    »Du wirst schon klarkommen«, sagt Olivia schniefend. »Ihr habt doch euch.«
    Zack nimmt uns beide in die Arme und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren. Ich glaube, er weint auch.
    Zurück in meiner Gastfamilie, rufe ich Mme. Sanxay aus meinem Zimmer an, wo ich ungestört bin und mich niemand hören kann. Irgendein mauliges Kind geht ans Telefon.
    »Je cherche Mme. Sanxay«, sage ich mit meiner freundlichsten Stimme.
    »Quoi?«
    »Hol deine Mutter«, befehle ich ihm auf Englisch. Das Kind lässt den Hörer fallen und schreit nach Mme. Sanxay. Ich zucke zusammen.
    »Bonjour, Alex!«, begrüßt mich Mme. Sanxay. Dann beginnt sie, mir in rasantem Französisch den Nachmittagsjob zu erklären. Ich verstehe kein einziges Wort.
    »Sorry«, unterbreche ich sie, vergessend, wie sehr die Franzosen schlechte Manieren hassen. »Können Sie auch Englisch?«
    Mme. Sanxay schweigt kurz. »Ihre Mutter hat mir gesagt, dass Sie französisch sprechen.«
    »Ja, das stimmt schon«, entgegne ich. »Aber nicht jetzt. War ein langer Tag. Also, worum geht's?«
    »Können Sie am Donnerstag herkommen? Ich weiß, das ist Heiligabend, aber ich würde Ihnen die Kinder gern vorstellen, bevor wir nach Mallorca fliegen.«
    »Welche Kinder?«
    »Meine Kinder! Die, auf die Sie aufpassen werden.« Sie lacht verwirrt. »Hat Ihnen Ihre Mutter das gär nicht erzählt?«
    »Nein«, sage ich, nun ebenfalls verwirrt.
    »Jeden Tag von drei bis sechs«, fährt sie fort. »Sie kommen nach der Schule her. Ich sehne mich so danach, mal wieder ein paar Stunden für mich zu haben.«
    Ich kann es nicht fassen. Wie betäubt verabschiede ich mich von Mme. Sanxay mit den Worten: »Bis morgen!«
    Niemals, kein einziges Mal in meinem ganzen Leben, hat meine Mom etwas so Grausames getan!
    Ich wähle ihre Nummer, auch wenn ich weiß, dass mich der Anruf von meinem BlackBerry ein Vermögen kosten wird. Noch etwas, worüber meine Mom sich aufregen wird.
    »MOM!?!«, spreche ich kreischend auf ihre Mailbox. »Was denkst du dir eigentlich dabei? Das kannst du mir doch nicht antun! Du kannst mir doch nicht einfach, ohne mich zu fragen, einen Job besorgen! Ich kann Kinder nicht leiden. Wie soll ich das durchstehen?«
    Da wirft mich die Mailbox raus. Ich starre auf das Handy in meiner Hand.
    Mir wird innerlich ganz kalt. Sie behandelt mich echt so was von ungerecht!
    Wieder rufe ich an. Diesmal geht sie ran.
    »Ja, Alex?«, antwortet meine Mom.
    »Ich hasse dich. Wirklich. Du bist eine schreckliche Mutter«, sage ich ruhig und lege auf.
    Wenige Stunden später schreibe ich meiner Mom auf meinem BlackBerry.
    Mom, Du brauchst Dir gar nicht die Mühe zu machen, über Weihnachten nach Frankreich zu kommen. Ich hatte mich zwar total gefreut, Dich meinem neuen Freund George vorzustellen, aber ich möchte ihn nicht der grausamen Situation aussetzen, mit Dir im selben Raum zu sein. Mein Weihnachten wird schöner, wenn Du in New York bleibst.
    Sie hat es nicht anders gewollt! Mit ihren Unverschämtheiten fordert sie es ja geradezu heraus. Alles, was ich in dieser unbarmherzigen Welt noch habe, ist George. Und ihn werde ich bekommen. Das steht unwiderruflich fest.
    * * *
    Bevor meine Mom für die Luxe gearbeitet hat, war sie gleich im Anschluss ans College als junge Mode-Presseagentin tätig und für die Pariser Modeschauen zuständig. Ihre beste Freundin in Paris war ein Model namens Margerite, die jetzt in Lyon lebt. Bis vor ungefähr drei Monaten war Margerites Bruder mit Mme. Sanxay verheiratet, und natürlich ist er noch immer der Vater der Sanxay-Kinder. M. Sanxay werde ich heute aber nicht treffen, weil er mit der Frau, wegen der er Mme. Sanxay verlassen hat, in Südfrankreich weilt.
    Tja, liebe Grüße an meinen Dad, denke ich. Mein Dad besitzt nämlich in St. Tropez ein Haus am Strand. Die Riviera scheint der Ort zu sein, an dem sich alle nutzlosen Ehemänner tummeln, die ihre Frauen betrogen haben.
    Mme. Sanxay fuhrt mich ins Wohnzimmer. Der Teppich ist elegant und weich, aber überall liegt buntes Plastikspielzeug auf dem Boden herum. Zwei kreischende Kinder - der Junge ist etwas kleiner als das Mädchen - raufen vor dem plärrenden Fernseher. Auf einer

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