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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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Glück kommt da die U-Bahn der Linie 7. Wir wollen zum Odeon, einem der vielen Orte, die Thomas mir empfohlen hat. Dort soll man in Paris gut ausgehen können. Alex und Zack fahren manchmal auch dorthin, sitzen in den Rive-Gauche-Bars, in denen sie überhaupt bedient werden, und beobachten all die interessanten Rive-Gauche-Menschen, die vorbeigehen. Aber ich habe dort bis jetzt nur die St. Germain des Pres besichtigt.
    Vince und ich müssen in der Chátelet-Station umsteigen und suchen den richtigen Anschluss. Vince lacht, als wir nicht die U-Bahn in Richtung Odeon finden, aber ich bin eher genervt. Mit seinem UCLA-Baseballkäppi und seinen hellweißen Air Jordans sieht er ziemlich idiotisch aus. Ist das wirklich noch derselbe Junge, den ich von der Tribüne in der Turnhalle aus angehimmelt habe; der herumlief, dribbelte, Pässe zuspielte und alle Cheerleader durchdrehen ließ? Was ist seitdem passiert?
    Beim Abendessen versuche ich runterzukommen. Natürlich ist Vince noch derselbe Junge, in den ich die ganze Zeit verliebt war - witzig, in fast allen Bereichen entspannt, nur in einigen Punkten leistungs- und wettbewerbsorientiert. Er lässt mich von Paris erzählen, Sachen, die ich ihm im Beisein meiner Eltern und Brian nicht hätte erzählen können. Er hört genau zu (er konnte schon immer gut zuhören, das muss ich ihm lassen), lacht an den richtigen Stellen und sagt mir mehr als einmal, wie schön ich aussehe, auch wenn mein Haaransatz wieder aufgehellt werden müsste und ich meine kalifornische Bräune verloren habe.
    »Das wirst du alles ziemlich vermissen, hm, Liv?«, fragt Vince und nimmt meine Hand in seine, die rau und schwielig ist vom Basketballspielen.
    »Ja«, sage ich traurig und denke an die Tanzkompanie, an Alex und Zack, an Mme. Rouilles Pudel, an Mme. Rouille selbst. Thomas - nein, an Thomas kann ich nicht denken. Das wäre zu viel.
    Ich winke dem Kellner, um zu bezahlen. »Was hältst du davon, wenn wir das Kino auslassen und gleich ins Bett gehen?«, frage ich, niedergeschlagen und erschöpft von meinen Gedanken an all das, was ich hier in Paris zurücklasse.
    »Klar«, sagt Vince erfreut.
    »Ich meine, in unsere jeweiligen Betten«, erkläre ich. »Ich muss mal wieder richtig ausschlafen.«
    »Klar, Baby«, sagt Vince mit einem teilnahmsvollen Lächeln, aber es gelingt ihm nicht, seine Enttäuschung zu verbergen.
    Nachdem ich ihn beim Hilton abgesetzt habe, gehe ich allein die Avenue de Wagram entlang. Die eisige Luft tut mir gut.
    Das war eine der Sachen, vor der ich die größte Angst hatte, ehe ich hergekommen bin. Es klingt vielleicht albern, ist aber wahr: Ich habe mir damals den Kopf zerbrochen, wie das Wetter hier wohl sein würde, ob ich es aushalten könnte. In San Diego regnet es manchmal und es gab auch schon Tage, an denen ich mit Sweatshirt zur Schule gehen musste. Aber ich habe noch nie einen Mantel besessen. Ich musste Alex mitnehmen, um meine Kapitänsjacke zu finden, weil ich nicht genau wusste, wonach ich überhaupt suchen sollte. Aber jetzt, da es Winter ist und zu Weihnachten Schnee vorhergesagt wurde, merke ich, dass ich sogar Gefallen daran finde. Es fühlt sich irgendwie belebend an und bringt einen in Schwung.
    Ob es wohl mit Vince das Gleiche ist? Ähnelt meine Angst, Vince zu verlieren, meiner Angst vor kaltem Wetter? Vielleicht fühlt es sich, wenn es erst mal so weit ist, ja überhaupt nicht mehr an, als wäre es eine große Sache?
    »Olivia!«, begrüßt Thomas mich in der Tür zum Apartment. Die kleinen Pudel bellen zu seinen Füßen. Er ist barfuß, sein Hemd ist aus der Hose gerutscht und seine lockigen Haare sind ein bisschen verstrubbelt und wuschelig. Auf seine unnachahmlich süße Art schiebt er seine Brille die Nase hoch. »Ich hatte gehofft, dich zu sehen noch. Qa va?«
    »Mir geht es gut«, sage ich ruhig, auch wenn mein Herz klopft. Das letzte Mal, als ich Thomas gesehen habe, steckte meine Zunge in seinem Hals und ich wollte, dass es nie aufhört. »Was machst du denn zu Hause?«
    »Ich habe meine Seminararbeit schon fertig und abgegeben, sodass ich sie nicht in den Semesterferien schreiben muss«, erklärt er. »Maman ist auf einer Party. Ich wollte gerade ausgehen, um zu feiern. Hast du Lust mitzukommen?«
    »Musst du morgen nicht früh aufstehen, um deinen Zug zu erwischen?«, frage ich.
    »Olivia.« Thomas grinst. »Es ist doch nur ein Getränk. Und es ist Heiligabend.«
    »Na gut«, stimme ich zu, ohne auch nur meinen Mantel auszuziehen. »Dann mal
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