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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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los.«
    »Und? Was ist in deinem Leben so alles passiert, seit ich dich zuletzt gesehen habe?«, fragt Thomas, als er mir im nahen Pub La Belle Chambre die Tür aufhält. Wir setzen uns an einen kleinen, aber feinen Tisch im hinteren Bereich.
    Thomas ist so lieb und freundlich. Ich kann nicht glauben, dass er mit mir noch etwas trinken gehen will, obwohl ich ihn so in die Irre geleitet habe.
    »Na ja«, sage ich. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. »Erinnerst du dich noch an den Tag, als du in die Opera- Schule kamst und ich getanzt habe, obwohl ich eigentlich nicht sollte?«
    »Ja«, sagt Thomas und schiebt sich die Haare aus der Stim. »Das werde ich nie vergessen.«
    »Da war ein Talentscout vom Paris Underground Ballet Theatre da. Ich bin zu spät gekommen, deshalb wusste ich nicht, dass unsere Klasse eine Art Vortanzen hatte. Vor ein paar Wochen haben sie mir dann eine E-Mail geschrieben und mich gefragt, ob ich bei ihnen mitmachen möchte.« Das sprudelt alles nur so aus mir heraus und ich merke, wie stolz ich noch immer bin, dass ich das geschafft habe. »Ich gehöre jetzt seit zwei Wochen zu der Kompanie. Es ist total toll!«
    »Olivia, c'est formidable - das ist ja fantastisch!«, ruft Thomas. Er legt einen Arm um mich und klopft mit der anderen Hand auf den Tisch. »Felicitations! Gratulation!« Er sieht ziemlich beeindruckt aus.
    »Danke!«, sage ich bescheiden. Noch kann und will ich ihm nicht erklären, dass ich ihr Angebot gar nicht annehmen kann. Zuvor möchte ich noch ein paar Minuten seine Bewunderung genießen.
    Thomas bestellt sich einen Whiskey, aber ich möchte nur Mineralwasser. Ich wollte heute Abend nichts trinken. Ich wollte nur mit jemandem zusammen sein, der sich mit mir über das Underground freut. Als wir anstoßen, lege ich den Kopf in den Nacken und kippe das Sprudelwasser hinunter, als wäre es irgendetwas Hochprozentiges. Thomas leert seinen Whiskey und lacht.
    »Noch eins?«, fragt er neckend und lacht wieder.
    »Sehr komisch«, entgegne ich. »Morgen steht uns ein großer Tag bevor, meiner Familie und mir.« Ich erwähne nicht, dass auch Vince in der Stadt ist. »Und wie du weißt, vertrage ich nicht gerade viel Alkohol.«
    Thomas lacht. »Stimmt.« Der Kellner bringt Thomas seinen zweiten Whiskey, den er genauso schnell austrinkt wie den ersten, dann wischt er sich mit dem Handrücken über den Mund. Ist er auch so nervös wie ich?
    Ich lache halb, halb seufze ich. »Ja.« Mir fällt ein, wie es sich angefühlt hat, mit ihm bei PJ herumzualbern. Sogar schon bevor wir uns geküsst haben, war es eine der schönsten und lustigsten Nächte meines Lebens. Und mit dem Küssen ...
    »Wirklich, Olivia, das sind tolle Nachrichten«, sagt Thomas in verändertem Ton. »Das ist echt eine große Leistung. Deine Familie muss so stolz sein.«
    »Hmm«, weiche ich unverbindlich aus.
    »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so tanzt«, sagt Thomas. »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so ist. Damals konnte ich dich nur anstarren. Du warst - du bist - atemberaubend.«
    Thomas blickt mir lange in die Augen. »Olivia«, sagt er dann leise.
    »Du hast ziemlich viel getrunken«, sage ich. »Wir sollten zurückgehen. Es ist schon spät.«
    Beim Hinausgehen legt Thomas zwanzig Euro auf die Bar. Als wir mit dem Aufzug ins Apartment hinauffahren, bedanke ich mich bei ihm. Thomas nickt. »Jeder Zeit wieder.«
    Mehr bringe ich nicht heraus, ich habe einen Kloß im Hals. Da ist so viel zwischen uns, aber was kann ich schon sagen? Ich habe Angst, deinen Namen zu sagen, weil mich deine bloß Existenz so verletzlich macht. Ich kann nicht bei dir sein; ich kann nicht mal in deiner Stadt bleiben. Meine Familie ist mein Leben.
    Ja, so ist es.
    Als Thomas die Hand nach der Klinke ausstreckt, stolpert er betrunken und fällt gegen die Tür. Das sieht lustig aus. Ohne es zu wollen, lache ich plötzlich laut los. Thomas sieht mich mit rotem Gesicht an, dann prustet er ebenfalls los, halb verlegen.
    »Du Spinner«, sage ich und sperre die Tür auf. »Du bist ja betrunken!«
    Thomas lacht. »Oh, mademoiselle, das tut mir aber leid. Bitte vergeben Sie mir all die Whiskeys, die ich trank auf Ihren neuen Ruhm! Nicht alle sind so diszipliniert wie Sie«, scherzt er.
    Ich wickle mir den Schal vom Hals und schlage damit nach ihm.
    »Ruhe!«, sage ich grinsend. Da schnappt er sich das andere Ende vom Schal und zieht es zu sich her, ein bisschen wie beim Tauziehen. Ich falle ihm entgegen, bis wir dicht voreinander
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