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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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kennenzulernen«, sagt Mme. Cuchon freundlich.
    Ich mag Mme. Cuchons starken Akzent, die Art und Weise, wie sich ihr Mund bewegt, wenn sie unsere Namen ausspricht und wenn sie uns erklärt, was wir wissen müssen. Es ist beruhigend, ihr zuzuhören, weil es bedeutet, dass ich endlich hier bin, so viel näher an dem dran, was ich mir gewünscht habe. Ihre schrulligen wallenden Gewänder erinnern mich ein bisschen an meine Mutter, wie ich nicht ohne eine gewisse Wehmut feststellen muss.
    »Nur über meine Leiche gehe ich in eine Mannschaft«, flüstert Alex Zack zu.
    »Entendu«, lacht Zack. »Je crois cjue non. - Das glaube ich auch nicht.« Er kommt mir aber ebenfalls nicht gerade wie eine Sportskanone vor, mit seiner perfekt geschneiderten modischen Kleidung und den trendigen Accessoires, wie beispielsweise den Lederbändern um beide Handgelenke.
    »Eh bien«, fährt Mme. Cuchon fort. »Sollen wir uns dann gegenseitig vorstellen?«
    Die Vorstellrunde bedeutet, dass Mme. Cuchon jetzt aufhört zu reden und wir dran sind. Ich setze mich auf meine Hände, damit sie nicht zittern. Während alle nacheinander erzählen, wer sie sind und woher sie kommen, kann ich mich kaum konzentrieren. Es ist eine Qual still zu bleiben, so als wäre jetzt alles absolut normal.
    Ich versuche zuzuhören und mir alle Namen zu merken. Der schicke Typ aus Boston, der Alex zuzwinkert, nachdem er sich vorgestellt hat. Der Surfer, der neben ihm sitzt. Ein Mädchen mit einem Gürtel mit Stacheln und ungleich langen schwarzen Haaren, die jeden Satz mit »oder?« beendet, was ziemlich nervig ist. Immer mehr und mehr Leute, alle glücklich und ausgeglichen, die lediglich ihr Heimweh und der Jetlag plagt. Ob ich wohl jemals wieder in den Genuss dieses Luxus komme?
    »Penelope?«, ruft Mme. Cuchon mich auf. Olivia stößt mich in die Seite.
    »Es heißt PJ!«, sage ich, zu laut. Alle lachen, nicht zuletzt Alex. »Ich meine, ich bin PJ. Ich komme aus ...« Soll ich allen erzählen, woher ich bin? Was, wenn noch jemand aus Vermont kommt? Was, wenn sie etwas davon gehört haben? Dann wissen sie vielleicht, dass ich es bin, und dann wäre ich ruiniert.
    »Je suis malade. Mir ist nicht gut - ich muss an die frische Luft«, rufe ich, während ich aufspringe. »Tut mir leid!« Ich muss sofort raus hier.
    Ich stürme in den Gang. Ich muss unbedingt zum Telefon und mit Dave sprechen. Zum Glück sind die Eingangsstufen menschenleer und das Telefon direkt vor dem Schuleingang frei. Zitternd wähle ich die Calling-Card-Nummer und endlich, nach einer halben Ewigkeit, werde ich mit Davids Handy verbunden.
    »Geh ran, geh ran«, murmle ich flehend ins Telefon.
    Nach fünfmaligem Läuten antwortet Dave barsch. »Wer ist da?«
    »Dave, ich bin's, PJ«, sage ich zu ihm.
    »PJ!«, ruft Dave aus. »Mann, du hast hier echt 'ne üble Show verpasst. Aber na ja, klar, genau deshalb bist du ja weggegangen, damit du das nicht mitkriegst.«
    »Ich kann leider nicht lange reden«, flüstere ich in die Sprechmuschel und drehe mich dauernd um, um nachzusehen, ob auch wirklich niemand hinter mir steht. »Was ist los?«
    »Sieht nicht gut aus, Mann. Deine Eltern wurden hochgenommen, als du in den Bus gestiegen bist. Schwerwiegende Straftat. Werden 'ne Weile sitzen«, erzählt Dave mir widerstrebend. »Ich sag's ja echt nicht gern, aber du solltest sie wahrscheinlich eine ganze Weile lieber nicht kontaktieren. Alle, die mit ihnen sprechen wollen, müssen wohl über ihren Anwalt gehen. Du willst doch nicht in diesen ganzen Schlamassel reingeraten, oder? Das wird hier gerade zu einer Riesensache aufgebauscht.«
    Oh nein, das kann doch nicht sein! »Ich kann sie nicht anrufen?«
    »Nein, Mann!«, sagt Dave mit Nachdruck. »Deine Eltern haben ja vielleicht versucht, Menschen zu helfen und die Welt zu retten, aber sie haben sich da in einem verrückten Netz verfangen und sind mit einigen finsteren Gestalten erwischt worden. Du und ich, wir haben echt großes Glück, dass wir da heil rausgekommen sind!«
    Ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    »Und? Wie ist es in Paris? Hast du die Mona Lisa schon gesehen?«
    »Du weißt, dass es mir nicht darum geht, Dave.«
    »Na ja, du hast doch immer von Paris geredet. Aber klar, das ist nicht so dein Ding, jedenfalls nicht im Moment. Annabel, ja. Sie wollte schon ihr ganzes Leben lang fort, hat nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Ich würde alles dafür geben, um zu wissen, wohin das Mädel verschwunden ist«, sagt Dave. »Aber du?

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