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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Autoren: Lucy Silag
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schuldbewussten Lächeln an. »Aber natürlich, Puppe. Worüber willst du denn reden? Jean-Paul Sartre? Sarkozys Außenpolitik? Der Fall des Dollars gegenüber dem Euro? Ist irgendwas davon zivilisiert genug für dich?«
    »Nein«, kichere ich. »Das sind alles totale Langweiler-Themen.«
    George schüttelt den Kopf. »Alex, ich bin mir absolut sicher, dass du in deinem ganzen Leben noch keine einzige langweilige Bemerkung gemacht hast, egal worum es gerade ging.«
    »Und außerdem«, kommentiert Drew, »solltest du dir dein hübsches Köpfchen nicht wegen irgendwelcher illegaler Aktivitäten zerbrechen. In Amsterdam ist es hundert Prozent legal, Marihuana zu rauchen. Die Europäer sind allgemein viel cooler, was diese Sachen angeht.«
    »Stimmt«, sagt PJ ruhig. »Hier ist alles viel einfacher.«
    Wir drehen uns alle zu ihr um, weil es praktisch das Erste ist, was sie an diesem Abend gesagt hat.
    PJ schaut uns nicht mal an, sondern starrt auf ein älteres Pärchen, das mindestens in den Fünfzigern ist und in der Ecke des Gartens beim alten Schallplattenspieler langsam miteinander tanzt. Als der Mann die Dame in seinen Armen sanft nach unten sinken lässt, applaudieren die ringsherum sitzenden Leute.
    »Ach, ich liebe diese Stadt«, grinst Olivia. »Zack, komm, tanz mit mir.«
    Olivia schlüpft aus den roten Louboutins und zieht Zack hoch. Er wirbelt sie schnell herum, bis sie neben dem älteren französischen Pärchen ebenfalls langsam tanzen. Weitere Paare gesellen sich dazu und genießen einen der wahrscheinlich letzten lauen Abende des Jahres. Überall um uns herum reden Leute aller Altersstufen miteinander, rauchen und prosten sich fröhlich zu. Olivia und Zack sind elegante, lässige Tänzer. Sie sehen so aus, als gehörten sie hierher.
    Das ist das Schöne an Paris. Es ist immer Platz für ein spontanes Tänzchen zu zweit. Man muss dazu nur ein paar Tische aus dem Weg räumen.
    »Hey«, sagt George ruhig, greift nach meiner Zigarette und nimmt einen langen Zug. »Drew hat's geschafft, einen Joint für mich durch den Flughafen-Sicherheitscheck zu schmuggeln. Glaubst du, dass jemand was dagegen hat, wenn wir den rauchen?«
    »Echt?«, sage ich leicht schockiert. »Wow.« Ich bin nicht generell der Riesenfan von Gras, aber natürlich rauche ich mit, wenn das heißt, dass ich mich mit George davonschleichen kann. »Dann gehen wir in das kleine Gässchen da drüben.«
    Wir lassen Georges BlackBerry bei Drew, sodass er mich notfalls anrufen kann. Als ich meine Nummer in seine Kontaktliste tippe, beschleunigt sich mein Puls.
    Im Dunkeln lehnen wir uns an die Seite des Gebäudes und nehmen ein paar Züge von dem Joint. Das Gras zieht bei mir sofort rein. Plötzlich kommt mir alles verlangsamt vor, ich nehme alles viel bewusster wahr.
    George legt mir seine Hand auf den Rücken und reibt den weichen Stoff meines Kleides zwischen seinen Fingern. »Wie schön«, sagt er ruhig.
    »Mein Kleid?«, frage ich mit belegter Stimme.
    »Das auch«, antwortet er. »Aber ich meinte eigentlich ... meinte eigentlich das da.« Er deutet hinter sich.
    Ich blicke auf den Müllcontainer, neben dem wir stehen. Es stinkt nach Abfall. Und Pisse.
    Hinter dem Container liegt die kleine Rue de Barres und dahinter die schimmernde gotische Rückfront der St. Gervais-Kirche, eine der ältesten Kirchen von Paris. Das war es, was er gemeint hat: die Pracht von Paris und dass hier jeder noch so dunklen Ecke eine romantische und geheimnisvolle Atmosphäre innewohnt.
    »Meine Mutter hat mich mal in ein Konzert dorthin mitgenommen«, erzähle ich ihm. »Letztes Jahr, glaube ich. Es war eine Cembi... Cembalo ... Cembalistin .« Warum um alles in der Welt fällt es mir gerade so verdammt schwer, mich an das Wort zu erinnern?
    George lacht schnaubend, als wäre es das Lustigste auf der Welt. Und urplötzlich ist es das auch. Es ist einfach saukomisch. »Sie ... sie hat dich wohin mitgenommen?«
    Ich kann nicht mehr aufhören zu lachen. »Sie wollte es wirklich gern sehen! Sie hat den ganzen Tag darüber gesprochen. Lach nicht!«, sage ich und pruste wieder los.
    »Hör du doch auf!«, sagt George. »Du bist diejenige, die sich hier totlacht!« Er beugt sich ein wenig zu mir vor. »Und, war das Konzert schön? Hat's dir gefallen, das Cembi... Cembi... wie hieß es noch gleich?«
    Ich gebe ihm einen leichten Klapps. »Aber ja! Mir gefällt die Hochkultur sehr, sehr gut.« Dabei nehme ich einen tiefen Zug vom Joint, was George nur noch mehr zum Lachen
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