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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Wie soll ich mich mit George zurückziehen, ohne verbal damit rauszurücken, dass er mir folgen soll?
    Endlich erlaubt uns Mme. Cuchon, dass wir uns eine Weile alleine umschauen dürfen, aber wir sollen nichts anstellen. Als sie Letzteres sagt, blickt sie mich an.
    Ich lasse meine Hand in Georges gleiten und ziehe ihn auf eine Baumgruppe in der Nähe der Klosterkirche zu. Hinter dem kleinen Betonklotz, der die Kirche darstellen soll, mache ich schweigend den Reißverschluss meiner Jacke auf und öffne die obersten Knöpfe meines schmal geschnittenen karierten Cowboyhemdes. Dann lege ich den Kopf zur Seite und fordere ihn mit meinem verführerischsten Blick auf, näher zu kommen. Tief drinnen zittere ich.
    »Oh, Al«, lacht George. »Du bist echt ein Original.«
    Er stöhnt ein bisschen, als ich seine Hand nehme und auf meinen Halbschalen-BH lege. Gerade als er mich küssen will, kommt Drew um die Kirche herum und lacht sich tot, weil er uns ja quasi in flagranti auf einem Kirchhof erwischt hat.
    »Alex hat wieder zugeschlagen!«, ruft Drew fröhlich. »Sie kann es echt nicht lassen! Von allen Mädchen im Lycee de Monceau ist sie diejenige, die mit Abstand am härtesten arbeitet!«
    Schnell mache ich die obersten Hemdknöpfe wieder zu und stampfe wütend an ihm vorbei. »Du bist so ein Arschloch, Drew.« Ich spucke die Worte mehr aus, als dass ich sie sage. Warum muss das ausgerechnet immer dann passieren, wenn ich gerade Fortschritte mit George mache? Warum zerstören alle immer das Einzige, was mich hier in Paris wirklich glücklich machen würde?
    »Ha!«, ruft Drew mir hinterher. »Du schuldest mir zehn Euro. Ich wusste, dass du es nicht den ganzen Vormittag aus- halten würdest.«
    »Du hasst mich.« Das ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Zack hat die letzten vierundzwanzig Stunden kein Wort mit mir gesprochen. Er muss mich wirklich und wahrhaftig abgrundtief hassen. Er verschränkt die Arme und starrt geradeaus auf die leeren Gleise, während wir im Bahnhof von Lyon auf den TGV nach Paris warten.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«, frage ich. »Du schweigst mich wirklich nur an? Nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht haben?«
    Statt einer Antwort kehrt mir Zack den Rücken zu.
    »Na schön«, sage ich. »Dann entschuldige ich mich eben bei deinem Rücken. Es tut mir sehr, sehr, sehr leid, dass ich mich bei McDonald's gestern so blöd verhalten habe. Ich könnte mich dafür ohrfeigen.«
    Keine Reaktion.
    »Ach komm schon, Zack! Lass uns dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Ich hasse es, mit dir Streit zu haben«, bettle ich. Aber Zack wippt nur gereizt mit seinem Fuß auf und ab. Er wirkt unruhig, kurz vor dem Platzen. Gleich wird er etwas sagen.
    Und ich soll recht behalten.
    »Du verstehst es nicht, Alex, oder? Du hast mich gekränkt, du hast mich runtergemacht -« Er blickt sich um, um sicherzugehen, dass keiner ihn hören kann. »Wieso glaubst du eigentlich, dass du so mit mir reden kannst? Und das auch noch vor dem Jungen, den ich mag? Wie würdest du es finden, wenn ich das umgekehrt bei dir machen würde?«
    »Drew macht das den ganzen Tag«, verteidige ich mich.
    Vor Wut weiten sich Zacks Nasenlöcher.
    »Okay, okay!«, sage ich. »Ich nehme das zurück.«
    »Alex«, flüstert Zack. »Jay hätte dich hören können, als du über mich und ihn geredet hast. Vielleicht weiß er jetzt, dass ich schwul bin. Vielleicht wissen es sogar schon alle. Kannst du auch nur annähernd begreifen, wie viel Angst mir das macht? Möglicherweise hassen mich jetzt ein paar bloß aus diesem Grund. Oder sie würden mich am liebsten verprügeln. Und dabei habe ich noch nicht mal alle richtig kennengelernt. Die Einzige, die ich wirklich näher kenne, bist du, und im Moment weiß ich nicht, ob ich dich überhaupt noch kennen will.«
    Mir treten die Tränen in die Augen. »Bitte sag das nicht«, flehe ich. »Bitte sag das nicht. Wir sind doch so ein fabelhaftes Team, du und ich. Niemand hier kann deine Stelle bei mir einnehmen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mir nicht verzeihst.«
    Aber warum sollte er? Auch wenn es kein böser Wille war - ich habe nun mal das Einzige getan, was ich Zack damals abends am Place de l'Odeon versprochen habe, nicht zu tun. Ich habe sein Geheimnis nicht bewahrt.
    Ich umarme ihn mitsamt seinem Rucksack. »Es tut mir so leid, Zack. Bitte, bitte verzeih mir. Ich würde alles dafür geben.«
    »Du hast mich behandelt, als wäre ich dein Schoßhündchen, Alex«, sagt Zack und

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