Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen
Marquet nach dem Frühstück an, mich endlich auf einen Ausritt mitzunehmen. Er hilft mir, ein dunkelbraunes Pferd zu satteln, schnallt alles fest und bindet mir den Riemen des samtbezogenen Reithelms unter dem Kinn fest.
»Wie heißt denn das Pferd?«, frage ich und streichle mit den Fingerrücken über seine weiche, pelzige Nase.
»Vanille«, entgegnet M. Marquet und lacht. Ich lache mit. Das Fell des Pferdes ist so dunkel, dass es fast schon schwarz ist.
M. Marquet galoppiert vorneweg. Ich weiß kaum, was ich tue, aber Vanille orientiert sich an M. Marquets Pferd. Ich halte nur starr meine Zügel fest.
»Regarde! Schau dir das an!«, ruft M. Marquet und zeigt auf die Landschaft. Sie ist atemberaubend, wie aus einem Märchen. Wir reiten an Bäumen entlang, unterhalb derer die Stadt Perigueux liegt. Durch eine Schlucht schlängelt sich ein Fluss, über den schmale, enge Brücken führen, die auf Französisch ponts heißen. Der Himmel ist heute grau und leichter Nieselregen liegt in der Luft, aber es" droht kein richtiger Regen oder Schnee.
»C'est magnificjue!«, rufe ich ihm zu. »Großartig!« Er lächelt mich an. Anscheinend hat er mir wirklich verziehen.
Als wir ins Haus zurückkommen, begrüßt uns Mme. Marquet schon an der Tür zur Garderobe. »Mir war nicht klar, dass du mit Penelope ausgeritten bist«, sagt sie verärgert zu M. Marquet. »Heute Nachmittag findet die Treibjagd mit den Lafontants statt. Hast du das etwa vergessen?«
»Adele«, M. Marquet geht zu seiner Frau und legt die Arme um sie. »Du weißt doch, wie gern ich reite. Für die Treibjagd heute Nachmittag werde ich nicht zu müde sein!«
Eine Sache, der reiche Europäer anscheinend ziemlich gerne frönen, ist die Fuchsjagd, gemeinsam mit reichen Freunden, und dann gibt es anschließend ein gigantisches Abendessen mit den verschiedensten Fleischsorten. Von dieser Sitte hat uns Alex erzählt und Olivia, die Vegetarierin ist, hat sich total geekelt. Anschließend berichtete uns Zack, dass sein Dad ihn jedes Frühjahr gezwungen hat, mit seinen Onkel und Cousins auf die Jagd zu gehen, und dass sie immer alle beten müssen, bevor sie irgendetwas töten.
»Tu me rends folle - du machst mich rasend«, sagt Mme. Marquet leise. »Es ist noch so viel vorzubereiten, bevor wir die Lafontants treffen. Jetzt werde ich nicht mit dir mitkommen können.«
»Aber ist nicht genau dafür Marie da?«, fragt M. Marquet. Mme. Marquet blickt ihn wütend an, dann schaut sie zu mir, als wäre ihr erst jetzt klargeworden, dass ich ja die ganze Zeit dabeistehe.
»Penelope«, sagt sie. »Das Treffen heute Abend ist nur für Erwachsene.«
M. Marquet sieht verlegen aus. »Adele, du willst nicht, dass Penelope mit dabei ist?«
»Nein! Dieses Abendessen ist viel zu wichtig!«, sagt sie.
»Kein Problem«, beteure ich M. Marquet. Dann wende ich mich an Mme. Marquet. »Ich würde Ihnen sehr gern bei den Vorbereitungen helfen. Was brauchen Sie denn?«
»Nun«, antwortet Mme. Marquet wohlwollend, »wenn es dir wirklich nichts ausmacht.« Sie führt mich in die Küche. »Geh einfach Marie zur Hand, was immer nötig ist.« Sie deutet auf den Tisch, auf dem bereits Berge von Obst, Gemüse und Kartoffeln stehen. Über dem Spülbecken hängt eine Rinderhaxe, die man noch säubern und klein schneiden muss.
Natürlich möchte ich, dass die Marquets mich als hilfsbereit und nützlich empfinden und nicht als Bürde. Verdammt, wenn sie mich bitten würden, ihr Chateau von oben bis unten zu putzen, würde ich auch das tun, und zwar mit einem Lächeln auf den Lippen. Schließlich bin ich dafür verantwortlich, dass ihre Vase kaputtgegangen ist.
»Merci, cherie«, sagt M. Marquet und berührt mit seiner faltigen Hand meine Wange. »Adele, komm, ziehen wir uns für die Jagd um. Hat Marie meine neue Reithose gewaschen?« Er führt sie aus der Küche. Sie sehen beide nicht so aus, als ob sie sich hier wohlfühlten.
Marie gibt mir die Aufgabe, das Rindfleisch in kleine Stücke zu schneiden, für das boeuf bourguignon - das ist ein herzhafter, leckerer Eintopf aus Rindfleisch und Gemüse, der mit geschälten, mit Butter und Petersilie bestreuten gekochten Kartoffeln serviert wird. Die Vorbereitung ist anstrengend und eine ziemliche Drecksarbeit: Schon bald ist mein T-Shirt mit lauter Spritzern vom Fleischsaft besudelt. Die Würfel, die ich geschnitten habe, sind in Form und Größe ungleichmäßig.
»Ist das so in Ordnung?«, frage ich Marie. Sie nickt.
»Na, da hast du ja
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