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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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zwei feine Gasteltern«, sagt sie leise auf Französisch. »Ich werde wenigstens für diese Arbeit bezahlt. Aber dich lassen sie hier schuften, als wärst du ihre Sklavin.«
    Ich tue so, als hätte ich das nicht gehört, auch wenn mir der Gedanke selbst schon gekommen ist, während ich das Rindfleisch von den Knochen gelöst habe.
    Den ganzen Nachmittag werkeln wir in der heißen Küche. Wir kochen, putzen und schälen Gemüse, backen Brot und Nusskuchen. Als Marie schließlich nichts mehr für mich zu tun hat, sehe ich aus wie durch den Fleischwolf gedreht.
    In der alten Badewanne, die ein Stückchen den Gang runter hinter meinem Zimmer liegt, nehme ich ein Bad. Über eine Stunde lang weiche ich in dem dampfenden Wasser ein. Nachdem ich wieder ganz sauber und rein bin, alle Gemüsereste unter den Fingernägeln entfernt und alle Gerüche aus den Haaren gespült habe, wickle ich mich in ein großes Handtuch, lege mich auf mein Himmelbett und mache mich daran, Annabels alte Ausgabe von Madame Bovary zu lesen, die ich nun schon seit ihrer Flucht mit mir herumtrage. Anders als meine Schwester bin ich allerdings noch nie ein sonderlicher Bücherwurm gewesen. Ich kann einfach nicht lange still sitzen.
    Von unten höre ich, wie ein Auto vorfährt und Marie die Lafontants hereinlässt.
    Auch wenn ich nicht zum Abendessen eingeladen bin, möchte ich gern etwas ordentlicher als sonst aussehen, wenn ich nach unten gehe, um selbst zu essen. Marie hat mir nämlich etwas im Ofen warm gestellt. Sie selbst muss am Büffet bedienen, ehe sie dann in das kleine Verwalterhäuschen auf der anderen Seite der Wiese vom Haupthaus geht, das sie zusammen mit ihrem Mann bewohnt. Ich werde in der Küche essen.
    Ich kämme mir das lange Haar und schüttle es dann, sodass es mir wie ein glänzender gelber Fächer über die Schultern fällt. Ich habe diesmal einen meiner hübscheren Pullover mitgenommen, eine schlichte schwarze Wolljacke, die ich über meiner weißen Hemdbluse, die ich ordentlich in die Hose gesteckt habe, zuknöpfe. Außerdem ziehe ich meine saubersten Jeans mit den wenigsten Löchern an.
    Die Lafontants und die Marquets trinken im Esszimmer Wein, was mir merkwürdig vorkommt. Ob es Mme. Marquet wohl zu peinlich war, die Gäste im Wohnzimmer zu bewirten, da es in keinem so guten Zustand ist wie die anderen Räume des Hauses? Wann hatten die Marquets hier überhaupt zum letzten Mal Besuch? An der Esszimmertür husche ich schnell vorbei, damit sie mich nicht bemerken.
    Draußen rascheln die Bäume im herbstlichen Wind und klopfen mit den Ästen an die Küchenfenster. Marie ist eine fantastische Köchin. Jeder Bissen vom boeuf bourguignon ist absolut köstlich, auch wenn es schade ist, ein so mollig wärmendes Essen ganz alleine zu sich zu nehmen.
    Ich denke an meinen Ausritt heute Morgen und wie glücklieh ich mich schätzen kann, dass die Marquets in Bezug auf die Party so nachsichtig reagiert haben. Eine Sache, die ich an meinem Leben in Vermont vermisse, ist, in der freien Natur zu sein und in den Wäldern hinter unserem Haus herumzustromern. Hier im Chateau ist es ein bisschen so wie dort, nur noch schöner.
    Wie es Dave wohl geht? In Vermont bedeckt jetzt wahrscheinlich jeden Morgen, wenn er aufwacht, Frost das Gras. Bestimmt fühlt er sich einsam und fragt sich, wo Annabel steckt. Nun kann er auch nicht mehr in das Haus meiner Eltern. Als ihm schließlich klar wurde, dass auch ich nicht weiß, wo sie ist, und mir klar wurde, dass sich an der Situation meiner Eltern in absehbarer Zeit nichts ändern wird - sie sitzen noch immer in U-Haft und ich muss noch immer die Marquets dazu bringen, dass sie mich über die Winterferien zu sich einladen, damit ich nicht nach Vermont zurückmuss -, ist unser Kontakt eingeschlafen. Mein Drang, mit ihm zu reden, entsprang meiner damaligen Verzweiflung - geblieben sind Grauen und Schrecken. Ich nehme an, wenn es neue Hiobsbotschaften gibt, wird er mir mailen. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich noch mehr schlechte Neuigkeiten aushalten könnte.
    Das benutzte Geschirr wasche ich in der Spüle ab, reibe es dann mit einem alten Küchentuch trocken und stelle es wieder in den Schrank zurück. Aus dem Esszimmer höre ich fröhliches Gelächter: M. Lafontant und M. Marquet freuen sich über ihren Erfolg bei der Jagd.
    »Hättet ihr gern mehr Wein?«, höre ich Mme. Marquet fragen. »Dazu muss ich in den Keller und neuen holen. Marie hat leider nicht genug für das Abendessen hingestellt.«
    »Ich

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