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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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sind, zerbreche ich mir nun schon den Kopf über diesen Augenblick, Jays herzliches Klopfen auf meine Wolljacke, die aufrichtige Anteilnahme in seiner Stimme. Wenn ich nur herausfinden könnte, was er gemeint hat. Wenn ich nur wüsste, ob ich Chancen bei ihm habe oder nicht.
    Nein, es ist zu riskant. Es nicht zu wissen ist besser, als die schreckliche Wahrheit zu erfahren, falls sich herausstellen sollte, dass Jay hetero ist. Oder noch Schimmer: dass er schwul ist, aber meine Gefühle nicht erwidert. Denn dann würde es an mir persönlich liegen - dem dämlichen, ungelenken Jungen aus Memphis.
    Du bist doch nicht dämlich!, schreibt mir Pierson noch am selben Abend, als wir chatten. Du bist ein Rockstar. Du bist MEGACOOL! Hehe. Das sagt Hannes immer. MEGACOOL. LOL.
    Sag das JAY, nicht mir, schreibe ich zurück.
    Warum sagst DU das nicht Jay?, entgegnet Pierson. Warum sagst Du ihm nicht, dass Du ihn magst? Liste ihm all Deine tollen Qualitäten auf. Sag ihm, dass er in der ganzen Stadt keinen Besseren findet. Und dann wirst Du sehen, was er sagt...
    Leichter gesagt als getan, erwidere ich schlecht gelaunt. Jetzt, wo Du mit Hannes im siebten Himmel schwebst, vergisst Du, wie schwer es ist, jemanden anzusprechen. Auf jemanden zuzugehen.
    Vielleicht ist ER ja auch schüchtern. Vielleicht musst Du den ersten Schritt machen, weil er ihn nie machen wird. Ich sehe Piersons grinsenden Avatar an und verdrehe die Augen. Aber ich weiß, dass er recht hat.
    Auch wenn es mich tief verletzt hat, was in Lyon passiert ist, kann ich Alex irgendwie nicht lange böse sein. Das lässt sie gar nicht zu.
    »Alex, ich hab dir doch gesagt, dass ich ein bisschen Abstand brauche«, sage ich eines Nachmittags in Sport, um sie abzuwimmeln. Mme. Cuchon hatte Wind davon bekommen, dass wir bisher im ersten Halbjahr nicht im Sportunterricht gewesen sind, und uns praktisch erpresst, dass wir durch den Final Comp durchfallen würden, wenn wir nicht wenigstens an der Fitness-Bewertung am Ende des Halbjahres teilnehmen.
    Mary und Sara-Louise stoppen unsere Zeit und schreiben unsere Punkte für die Grundübungen wie Liegestütze, Klimmzüge und Sit-ups auf. Im Moment kann ich Alex nicht wirklich aus dem Weg gehen, da sie gerade auf der Matte neben mir liegt. Stöhnend macht sie die Sit-ups.
    »Hast du nicht langsam genug Abstand? Vermisst du mich denn gar nicht?«, fragt Alex. »Also, ich vermisse dich jedenfalls.«
    »Es ist ja noch nicht mal eine Woche her, seit ich dir das gesagt habe«, rufe ich ihr in Erinnerung.
    Die Stoppuhr piepst. »Aus!«, ruft Sara-Louise. Mit ihrem Südstaatenakzent klingt das ziemlich lustig.
    Alex rollt sich zu mir herum. »So, und jetzt hör endlich mit dem Quatsch auf, Zack«, fordert sie. Sie stützt sich auf ihre Ellbogen und schaut mich ernst an. »Das wird langsam albern.«
    Ich drehe mich wieder auf den Bauch und beginne mit den Liegestützen. »Ich muss mich nicht mit dir abgeben.«
    »Aber Zack! Bald ist mein Geburtstag! Ich werde siebzehn«, jammert sie. »Ich wollte, dass du dich mit mir schickmachst und den ganzen Abend Stevie Nicks für mich singst. Just like the white-winged dove, ooh, ooh, ooooh«, trällert sie tuntig. Sie weiß, dass das einer meiner Lieblingssongs ist. »Weil ich at the edge of seventeen bin.«
    »Ach soooo, na dann«, entgegne ich bissig. »Tja, bald schon nicht mehr.«
    »Du meine Güte!«, ruft Sara-Louise genervt. »Jetzt habe ich aber genug, ihr zwei. Ich weiß ja nicht, was Alex dir getan hat, Zack, aber ihr zwei schenkt euch sicher gegenseitig nichts, oder? Also hör auf rumzuzicken und komm drüber weg!«
    Sara-Louise hat sich mit den Händen in den Hüften vor mir aufgebaut. Neben PJ ist sie das größte Mädchen in der Klasse, aber ungefähr neun oder zehn Kilo schwerer. Von unten gesehen, wirkt sie durchaus bedrohlich. »Ihr werdet jetzt tun, was mein Bruder und ich immer machen, wenn wir irgendwas klären müssen: Beinhakeln!«
    »Genial!«, bestätigt Mary. »Gute Idee. Na los!«
    »Ja!«, sagt Alex. »Gehen wir's an. Ich werde mit dir dämm beinhakeln, dass du mir verzeihst.«
    Nicht zum ersten Mal bin ich baff über die Ironie des Schicksals: Da bin ich umringt von drei Mädchen, die gerne ringen und häkeln, aber ich würde lieber nackt die Champs- Elysee entlanglaufen, mit nichts an, außer Alex' roten Christian-Louboutin-Schuhen.
    »Iih«, sage ich. »Na gut. Aber wenn ich dich fertigmache, lässt du mich dann in Ruhe?«
    Wir legen uns Seite an Seite, vom Kopf bis zu den

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