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Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen

Titel: Beautiful Americans - 01 - Paris wir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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ich auf sie zustürme. »Du musst die Rechnung bezahlen, damit sie die Tür aufschließen. Ich bin total k. o. Lass uns nach Hause gehen.«
    Alex beißt sich auf die Lippe. »Das ist es ja. Ich ... ich habe meine Kreditkarte vergessen.«
    »Was?«, flüstere ich. »Du hast sie nicht dabei? Wie sollen wir denn dann zahlen? Wir kommen hier nicht raus! Die Türen sind abgeschlossen.«
    Ich habe echt keine Lust, hier als eine Art Unterpfand zu warten, während Alex heimgeht und ihre Kreditkarte holt. Wie kann sie nur die Amex vergessen haben?
    Ich schaue zu Rajiv hinüber. Jetzt, da mein Rausch nachgelassen hat, sehe ich, dass sein Gesicht doch schon recht faltig ist. Er ist alt, wahrscheinlich geht er schon auf die dreißig zu. Als er meinem Blick begegnet, lächelt er schmierig und aalglatt.
    »Oder...« Ich schaue durch die Küche in den dahinter liegenden Lagerraum. Die Regale biegen sich fast durch unter Kartoffel- und Knoblauchsäcken, Salzpackungen und Mineralwasser. Alex liest meine Gedanken.
    »Los!«, ruft sie so laut wie ein Pistolenschuss und gibt damit das Startsignal für das Wettrennen. Als wir durch den Lagerraum laufen und uns mit dem ganzen Gewicht gegen die schwere Hintertür fallen lassen, kullern wir fast in die Gasse raus. Die Abfallberge zu beiden Seiten türmen sich höher als wir.
    »Los!«, ruft Alex wieder und wir rennen weiter. Erst als wir die Kirche St. Germain de Pres erreicht haben, halten wir an.
    »Was haben wir getan?«, frage ich schnaufend. Hier draußen, in der kühlen Nachtluft, kommt mir das Restaurant plötzlich ganz weit weg vor. Ich schlage mir eine Hand vor den Mund, als ich an Rajiv und seine wiegenden Hüften denke; an den süßen Geschmack und das leichte Brennen im Mund, als ich mir die getränkte Aprikose an die Lippen geführt habe; an die gigantische Summe auf der Rechnung, die wir nicht bezahlt haben. Was habe ich mir bloß dabei gedacht, als ich einfach aus dem Lagerraum gestürmt bin?
    Alex hält einen vorbeigehenden Mann auf der Straße an. »Darf ich mir von Ihnen eine Zigarette schnorren?«, fragt sie mit ihrem geballten Amerikanerin-in-Paris-Charme. Der Mann schenkt ihr eine Zigarette und gibt ihr Feuer.
    »Tja, Zack, ich glaube, das nennt man gemeinhin Zechprellerei«, antwortet Alex lässig.
    »Alex.«
    Sie lächelt erwartungsvoll. »Ja, was ist, Schätzchen?«
    »Deine Mom hat dir den Geldhahn zugedreht, oder?«
    Sie lacht. »Was redest du denn da?«
    »Komm, gib's zu, Alex.«
    Alex entgleisen die Gesichtszüge. »Nein, Dummerchen. Ich habe die Amex wirklich zu Hause vergessen. Ich habe sogar mein ganzes Portemonnaie vergessen. Ich hatte also auch meine Bankkarte nicht dabei. Das war ziemlich blöd von mir.« Ihr Lachen klingt erzwungen.
    »Und was war mit dem Mantel? Wie kommt es, dass du ihn nie abgeholt hast? Und warum trägst du in der Schule immer das braune Sweatshirt?«
    »Weil es mir eben gefällt«, erklärt sie mir, ohne mich dabei anzusehen. »Es hat den Boho-Schick. Es entspricht dem >High-low<-Stil.«
    »Und die Zigaretten?«, bohre ich weiter. »Wie kommt es, dass du seit Neuestem nur noch schnorrst? Bei Mary? Und bei diesem Typen gerade eben? Und du rauchst auch insgesamt viel weniger als früher.«
    Sie nimmt einen langen Zug. »Aber du wolltest doch, dass ich nicht mehr so viel rauche. Ich folge nur deinem Rat.«
    »Alex! Warum kannst du mir nicht einfach die Wahrheit sagen?«
    Alex wirft ihre Zigarette in den Rinnstein und lacht plötzlich hysterisch los. Ich lache ebenfalls, auch wenn ich nicht genau sagen kann, warum.
    »Weißt du was, Zack? Du hast recht!« Sie hält sich den Bauch vor Lachen. »Es stimmt: Meine verrückte Mutter hat mir wirklich die Kreditkarte gesperrt. Und auf mein Bankkonto hat sie seit über einem Monat kein Geld mehr überwiesen! Das war mein Geheimnis, Schätzchen, aber du hast mich erwischt. Herzlichen Glückwunsch!«
    »Und du hast uns trotzdem zum Essen eingeladen?«, frage ich ungläubig. »Wie wolltest du denn zahlen?«
    Sie zuckt mit den Schultern und lacht wieder los.
    »Oh mein Gott.« Ich kann nicht anders: Das ist einfach zu abgefahren, als dass ich sauer sein kann. Prustend ziehe ich sie in ein Taxi, das ich von meinem Geld bezahle.

20. OLIVIA
    Übergepäck
    Ich habe der pedantischen, biederen Opera-Schule Lebewohl gesagt und heute Nachmittag meine erste Probe beim Paris Underground Ballet Theatre gehabt. Die Kompanie ist im Keller eines heruntergekommenen Gebäudes in der Nähe des Place d'Italie

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