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Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe

Titel: Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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U-Boot-Ausschnitt, eine schwarze Strumpfhose und schlichte flache schwarze Schuhe, die mich zwar nicht größer machen, dafür aber wunderbar bequem sind, nachdem ich diese Woche so viele Stunden auf den Spitzen gestanden habe.
    Als ich Thomas und seine Gruppe im Ballsaal wiederfinde, wo sie sich an dem reichlich fließenden Wein und dem Whiskey gütlich tun, umarmen sie mich mit der gleichen Aufgeregtheit, wie meine eigenen Freunde sie an den Tag legen würden.
    »Olivia, als ich dich habe tanzen sehen«, erklärt mir Inès, »musste ich einfach mein Notizheft aufschlagen und schreiben. Du hast so wunderschön ausgesehen, so elegant, so erhaben.«
    »Die Choreografie war echt überirdisch!«, mischt sich Xavier lauthals ein und reibt sich über seine Halbglatze. »Ich habe schon gedacht, ich wäre gestorben und in den Balletthimmel gekommen.«
    Ich gluckse. »Seid still!«, sage ich überglücklich, weil ich weiß, dass sie es ehrlich meinen.
    Thomas legt mir den Arm um die Taille. »Du bist die Beste. La meilleure!«
    Remy, der fast einen halben Meter größer ist als ich, beugt sich zu mir herunter, um mir einen Handkuss zu geben. »Zu schön für Worte. Eine Meisterleistung!«
    »Olivia, darf ich dir etwas Sekt einschenken?«, fragt mich Thomas und gibt mir einen Kuss.
    »Nur ein kleines Gläschen.« Ich bin in Feierlaune!
    Auf der Revue-Bohème-Feier tummelt sich eine seltsame Pariser Mischung: von Grand Dames über junge, schwule Dandys bis hin zu Models in den Armen älterer Geschäftsmänner in Haifischhaut-Anzügen. Da gibt es Transen, die die Tanzfläche bevölkern, und ein paar kleinwüchsige Menschen, die auf einer Bühne im vorderen Bereich des Raums Zirkusnummern vorführen. Die Musik ist altmodisch. Es hat den Anschein, als wäre ganz Montmartre mit seinem Herzen und seiner Seele hervorgekrochen, um all das zu feiern, was am Leben und an Neuanfängen so schön ist - und natürlich an der Kunst.
    Thomas und ich tanzen, aber nicht wie auf normalen Partys, sondern altmodischen Standardtanz. Er hat seine Hände sanft um meine Taille gelegt und führt mich im Walzertakt durch den Raum. Der bauschige Rock meines Kleids schwingt heiter um mich herum. Ich kann mich nicht davon abhalten, mehrere Gläser Sekt zu trinken. Um Punkt zwölf lässt mich Thomas in seinen Armen tief hinuntergleiten, beugt sich über mich und küsst mich so leidenschaftlich, dass mehrere Schaulustige jubeln.
    Wir tanzen Stunden lang und hören immer nur kurz auf, um unsere Gläser neu zu füllen. Als die Feier vorbei ist, um vier Uhr früh, sind Inès und Remy schon in Inès' Wohnung im 6. Arrondissement gefahren, und Xavier ist bereits vor längerer Zeit zu einem Fußmarsch zurück in sein Atelier aufgebrochen.
    Als Thomas und ich aus dem Theater treten, leeren sich Montmartres Straßen gerade und die Feiernden ziehen sich zurück. Lediglich in der Ferne gehen alle paar Minuten letzte Böller los.
    »Ah, Olivia, meine Geliebte«, sagt Thomas. Ich werde puterrot und kann einfach meine übersprudelnde Glückseligkeit nicht verbergen. Das ganze Training, die viele Zeit, die ich mit den Proben dieser vierminütigen Choreografie zugebracht habe, während ich Kikis leisem, langsamem Gesang gelauscht habe, bis ich die Melodie mit ihr zusammen hätte singen können, hat sich ausgezahlt. Ich habe so viel gewonnen: neue Freunde wie Inès und André und Henris Wohlwollen. André hat mir auf der Feier sogar erzählt, dass ich mit meinem Dutt und der Bühnenschminke wirklich die belle du jour sei.
    Eine Locke von Thomas' sandfarbenen, gewellten Haaren fällt ihm nach vorne auf die Nase und ich greife mit meinen behandschuhten Fingern hinauf, um sie beiseitezuschieben.
    Thomas zieht etwas aus seiner Tasche. Es ist eine Packung hellblauer Kreidestifte, wie Kinder sie benutzen. Seltsam. »Thomas, wieso hast du die dabei?« Thomas kann manchmal ganz schön albern sein.
    Er lacht. »Ach, das war nur ein Projekt, das ich gemacht habe letztes Jahr zu Silvester, zusammen mit den anderen. Wir haben uns in ganz Paris verewigt mit der Kreide. Das war ganz toll!«
    »Was meinst du damit?«, frage ich verwirrt.
    »Das geht so«, erklärt Thomas. Er bückt sich und schreibt mit einer der Kreiden etwas auf den Bürgersteig. Als er sich wieder aufrichtet, kann ich sehen, dass es eine Art Aufruf ist.
    L'ART AU-DESSUS DE TOUT. Die Kunst über allem.
    »Thomas!«, schimpfe ich lachend. »Du darfst doch nichts mutwillig beschädigen.«
    »Das ist doch keine

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