Beautiful Americans - 02 - Kopfüber in die Liebe
weißen Hemd und schwarzer Hose, der ausgestreckt auf Annabels Sofa liegt. Annabel ist nirgends zu sehen.
Der Mann hebt eine Rotweinflasche in meine Richtung. »Scheißfrohes neues Jahr.«
11 · ALEX
Geständnisse
Ich marschiere die Straße entlang, durch das dunkle Toulouse, und ziehe meinen Mantel enger um mich. In allen Restaurants und Bars, an denen ich vorbeikomme, höre ich Leute jubeln und lachen. Jay sitzt allein in einem ziemlich leeren Pub - ohne PJ.
»Kein Glück gehabt?«, frage ich voller Mitgefühl, als ich auf den schweren, hölzernen Barhocker neben ihm hüpfe. Der Barkeeper kommt und bringt mir ein Kronenbourg. Nach dem ausgiebigen Tanzen tut das Bier echt gut.
»Nein. Wie war's bei euch?«
»Ähm«, sage ich. Natürlich haben Zack und ich keine einzige Menschenseele gefragt, ob er oder sie ein großes blondes Mädchen in Toulouse gesehen hat, das aus dem Lycée de Monceau ausgebüxt ist. Dazu hatten wir viel zu viel Spaß. Ein Blick in Jays Gesicht zeigt mir, dass er alles andere hatte als Spaß.
»Ja, hab ich mir schon gedacht«, sagt er, bevor ich etwas antworten kann. »Dios mios, was für ein Schlamassel.«
»Jay«, schalte ich mich ein. Ich werde für ihn da sein!
»Ihr zwei versteht es einfach nicht. Solche Gefühle hatte ich noch nie für irgendjemanden«, sagt er.
Ich hole tief Luft. Es wird nicht einfach werden, aber ich muss Jays Zuneigung PJ gegenüber auf mich übertragen. So viel steht fest. PJ macht ihn doch nur unglücklich!
»Ich meine, versteh mich nicht falsch. Ich bin dir unendlich dankbar, Alex. Es ist echt toll von dir, dass du uns mit hergenommen hast, in die Wohnung von deinem Dad, und ich weiß auch, dass ihr eigentlich gern nach Paris zurückgehen würdet. Aber ich könnte nie, nie mehr in den Spiegel schauen, wenn sie nicht wenigstens mitkriegt, dass ich sie suche. Ich schreibe ihr andauernd, halte sie auf dem Laufenden, wo wir gerade sind. Ich habe ihr auch gemailt, dass wir heute Abend in Toulouse sind. Ich habe ihr die Adresse von deinem Dad gegeben, alles. Sie will nicht gefunden werden. Sie will mich nicht. Ich kann nicht glauben, wie sehr ich mich hier zum Narren mache!«
»Jay, es geht dabei doch gar nicht um dich. PJ durchläuft im Moment nur irgendeine Phase. Sie braucht Zeit, um damit fertig zu werden. Und du hast eine gute Intuition. Du kennst PJs Wünsche und Bedürfnisse wahrscheinlich besser als irgendwer sonst im Lycée. Wenn du glaubst, dass sie in Toulouse ist, dann ist sie höchstwahrscheinlich auch in Toulouse. Und wenn sie hier ist... und sie ihre E-Mails checkt... na ja, dann gibst du ihr vielleicht genau die Sicherheit, die sie gerade braucht. Sie will jedenfalls ganz eindeutig nicht in Paris sein. Aber sie braucht uns. Also müssen wir wohl einfach noch etwas Geduld haben. Sie wird dir mailen, und wir können sie hier unten treffen - oder wo auch immer sie uns treffen will -, statt sie dazu zwingen, nach Paris zurückzukehren, wo sie im Moment offensichtlich nicht sein möchte. Okay?«
Ich hasse es, hasse, hasse es, diejenige zu sein, die seine Hingabe und Zuneigung zu PJ auch noch fördert, aber als seine selbst ernannte neue beste Freundin ist mir natürlich klar, wie wichtig es ist, ihn zu stützen. So kann ich Jay nun mal am besten auf meine Seite ziehen. Schon bald wird er merken, dass er über PJ hinweg ist - ich meine, sie tut ja auch wirklich nichts für diese Liebe aber er wird mir nie vergessen, wie ich zu ihm gehalten habe.
»Außerdem«, fahre ich fort, »zieht es mich im Augenblick gar nicht nach Paris.« Das zumindest stimmt.
Jay schaut zu dem Fernseher über der Bar hoch. Auf dem Bildschirm sieht man ungefähr eine Million Leute auf dem Champs de Mars unter dem Eiffelturm stehen und auf Mitternacht und das Feuerwerk über der Seine warten.
»Du bist schon was Besonderes«, murmelt er, ohne mich dabei anzusehen.
»Was?«
»Du verstehst es also doch, hm?« Jay wendet sich mir mit äußerst dankbarem Ausdruck zu. »Und dabei hab ich immer gedacht, dass ein reiches Mädchen wie du nicht wirklich Grips in der Birne hat. Aber du hast total recht.«
»Na ja, schließlich war ich ja schon selbst verliebt.« Ich lache und werfe ihm einen verschämten Blick zu, so als wäre mir das Ganze zwar ziemlich peinlich, aber in Wirklichkeit bin ich froh, mal die Gelegenheit zu haben, ihm ein bisschen mein Herz auszuschütten. Das kann unsere wachsende Freundschaft nur stärken.
»Du und unglücklich verliebt?«, sagt Jay mit leicht
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