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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Nasenlöcher, und
für eine Sekunde schwamm ihm der Kopf. Er ließ seine
Immun-Drüsen mit dem Narkotikum fertigwerden und fuhr fort, in
der Arena Umschau zu halten.
    Das Auge des Sturms, der ruhige, windstille Fleck, war so klein,
daß man ihn, auch wenn man das Auditorium langsam und
aufmerksam mit den Blicken absuchte, leicht übersehen konnte. Er
lag nicht im Mittelpunkt, sondern am einen Ende des Ellipsoids ebenen
Bodens, das die niedrigste sichtbare Ebene der Arena bildete. Dort,
unter einem Baldachin von noch dunklen Beleuchtungskörpern,
stand ein runder Tisch, gerade groß genug, daß man
ringsherum sechzehn große, verschieden gestaltete Stühle
hatte aufstellen können. Jedem Stuhl war ein farbiges Segment
der Tischplatte zugeteilt. In den Tisch eingelassen war für
jeden Stuhl eine Konsole, auf der Gurte und andere Fesseln in
geöffnetem Zustand lagen. Hinter jedem Sitz standen auf einer
reservierten Fläche kleine Stühle, zwölf im ganzen.
Ein niedriger Zaun trennte Sie von den größeren
Stühlen am Tisch, und ein zweiter Zaun trennte die zwölf
Stühlchen von einem größeren Abschnitt dahinter, wo
bereits Leute, die meisten Moties, ruhig warteten.
    Es sah aus, als sei der Spielbeginn verschoben worden.
    Horza nahm auf etwas Platz, das entweder ein Stuhl war, an dem ein
Designer sich ausgetobt hatte, oder eine ziemlich phantasielose
Skulptur. Er befand sich beinahe auf der höchsten Ebene der
Arena und hatte eine gute Aussicht auf die meisten anderen Terrassen.
Niemand war in der Nähe. Er faßte tief ins Innere seiner
schweren Bluse und schälte ein Stück künstliche Haut
von seinem Unterleib ab. Die Haut rollte er zu einer Kugel zusammen
und warf sie in einen großen Kübel mit einem kleinen Baum,
der gleich hinter ihm stand. Dann überprüfte er die
Aoish-Credit-Zehntel, die übertragbare Memory-Karte, das
Taschen-Terminal und die leichte CRE-Pistole, die in dem Beutel aus
falscher Haut versteckt gewesen war. Aus dem Augenwinkel sah er einen
kleinen, dunkel gekleideten Mann näher kommen. Der Mann
betrachtete Horza mit schiefgelegtem Kopf aus ungefähr fünf
Metern Entfernung. Dann trat er vor.
    »He, möchtest du ein Leben sein?«
    »Nein. Guten Tag«, antwortete Horza. Der Mann
rümpfte die Nase und ging ein Stück weiter den Weg
hinunter. Er blieb stehen und stupste eine Gestalt an, die dicht am
Rand einer schmalen Terrasse lag. Horza blickte hinüber und sah
eine Frau, die benommen den Kopf hob und ihn dann langsam
schüttelte, wobei sie schmutzige weiße Haarsträhnen
bewegte. Ihr Gesicht zeigte sich kurz im Licht eines
Deckenscheinwerfers. Sie war schön, wirkte jedoch sehr
müde. Der kleine Mann sprach sie noch einmal an, aber sie machte
eine abwehrende Bewegung mit der Hand. Der kleine Mann ging
davon.
     
    Der Flug in dem Ex-Kultur-Shuttle war
verhältnismäßig ereignislos gewesen; nach einigem
Durcheinander war es Horza gelungen, zu dem Navigationssystem des
Orbitals durchzukommen, festzustellen, wo er in Relation zu der
letzten bekannten Position der Olmedreca war, und den Kurs
dorthin einzuschlagen, um nachzusehen, was von dem Megaschiff noch
übrig sein mochte. Er hatte die Verbindung mit einem
Nachrichtendienst hergestellt, während er sich mit
Kultur-Notrationen vollstopfte, und einen Bericht über die Olmedreca im Verzeichnis gefunden. Die Bilder zeigten das
Schiff, wie es mit ein bißchen Schlagseite und einem etwas zu
niedrig liegenden Bug in ruhigem Wasser trieb, umgeben von Eis. Man
hatte den Eindruck, der erste Kilometer seines Rumpfes sei in dem
riesigen Tafelberg aus Eis begraben. Kleine Flugmaschinen und ein
paar Raumfähren schwebten über dem gigantischen Wrack wie
Fliegen über dem Kadaver eines Dinosauriers. Im Begleittext zu
diesen Bildern war von einer geheimnisvollen zweiten Atomexplosion an
Bord des Schiffes die Rede. Außerdem hieß es, bei der
Ankunft des Polizeifahrzeugs sei das Megaschiff verlassen
gewesen.
    Als er das hörte, änderte Horza sofort das Reiseziel des
Shuttle und nahm Kurs auf Evanauth.
    Horza hatte drei Zehntel eines Aoish-Credits besessen. Für
fünf Zehntel hatte er das Shuttle verkauft. Das war absurd
billig, vor allem in Anbetracht der unmittelbar bevorstehenden
Zerstörung des Orbitals, aber er war in Eile gewesen, und die
Händlerin, die ihm das Shuttle abnahm, ging natürlich ein
Risiko ein. Denn das Shuttle war offenbar ein Kultur-Erzeugnis, dem
man ebenso offenbar das Gehirn ausgeschossen hatte. Also ließ
sich kaum daran zweifeln, daß

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