Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
Vom Netzwerk:
nahm dann ihnen gegenüber Platz. Anna fühlte sich an eine Arztpraxis erinnert. Der Verkäufer schaltete demonstrativ sein Handy aus. Er war ein viel beschäftigter Mann, ein Sklave der elektronischen Fesseln der modernen Welt, aber jetzt wollte er seine Aufmerksamkeit einzig und allein Lukas und Anna zuwenden.
    »Sie wollen sich also verbessern?«
    Lukas sah Anna an, ehe er antwortete.
    »Ja, langsam wird es Zeit. Der alte ist vier Jahre alt, und warum nicht wechseln, solange man noch etwas für den gebrauchten bekommt.«
    »Natürlich, natürlich, ein weiser Entschluss. Manche Leute begehen den Fehler, dass sie zu lange warten. Dann wird es oft teurer. Also, was haben Sie für Vorstellungen? Was für Bedürfnisse? Kinder?«
    »Eine Tochter, die reitet.«
    »Also brauchen Sie eine Anhängerkupplung für den Pferdeanhänger?«
    »Nein, nein, das wird frühestens in ein paar Jahren aktuell. Aber der Weg ist bei Regenwetter manchmal recht schlecht befahrbar.«
    Anna begriff nicht gleich, dass er damit die knapp hundert Meter lange Kiesauffahrt zur Reithalle meinte. Der Verkäufer griff den Gedanken umso schneller auf.
    »Ah, Vierradantrieb«, sagte er.
    Drei Minuten später schaltete Anna ab. Der atemlose Wortschwall aus Abkürzungen und Motorenleistung, der zwischen den Männern hin und her ging, interessierte sie nicht.
    »Da würde ich Ihnen den XC 60 empfehlen«, schloss der Verkäufer und klopfte mit dem Stift, mit dem er während des Gesprächs gespielt hatte, gegen die Tischkante.
    »Hört sich in meinen Ohren nach einer vernünftigen Option an«, meinte Lukas.
    »Zweifellos. Wollen wir uns das Schmuckstück einmal anschauen?«
    Der Verkäufer lächelte Anna an, um sie in das Geschehen einzubeziehen. Sie betraten den Vorführungsraum. Der Verkäufer öffnete die Fahrertür eines auf Hochglanz polierten Gefährts, und Lukas stieg ein. Der Verkäufer stützte sich mit den Unterarmen leger auf den oberen Türrahmen.
    »Mit dem Knopf rechts unten lässt sich der Sitz verstellen.«
    Lukas beugte sich vor, und der Sitz bewegte sich langsam nach hinten.
    »Die Rückenlehne verfügt über verschiedene Komfortalternativen, sehr angenehm für längere Strecken.«
    »Wie viel Benzin verbraucht er?«, wollte Anna wissen.
    Der Verkäufer wandte sich ihr zu.
    »Acht bis neun Liter, etwa.«
    »Ist das nicht sehr viel?«
    Der Verkäufer zuckte mit den Achseln.
    »Es gibt natürlich Autos, die weniger verbrauchen, aber kaum in diesem Segment. Immerhin reden wir von zweihundert Pferdestärken. Wenn Sie allerdings einen Diesel …«
    »Das ist es nicht, was kostet«, meinte Lukas, um Anna zu signalisieren, dass sie sich nicht in Sachen einmischen sollte, von denen sie nichts verstand.
    Lukas stieg wieder aus.
    »Steig ein, Liebling.«
    Anna nahm auf dem Fahrersitz Platz. Lukas half ihr, den Sitz nach vorne zu schieben. Es roch intensiv nach neuem Auto. Ob sie wohl ein spezielles Spray dafür verwendeten?
    »Und? Wie ist es?«, fragte der Verkäufer.
    »Sehr luxuriös. Geräumig.«
    »Das ist wirklich eine ganz andere Art von Auto, eine neue Generation, könnte man sagen. Nicht zuletzt, was die Sicherheit betrifft. Airbag vorne, hinten und an den Seiten.«
    Anna stieg wieder aus, der Verkäufer nahm auf dem Fahrersitz Platz und öffnete die Motorhaube. Lukas schaute dem Verkäufer gelehrig über die Schulter, als er auf verschiedene Komponenten im Motorraum deutete und mit weiteren Abkürzungen und Fachausdrücken um sich warf. Am Ende warf er die Motorhaube männlich-resolut zu.
    »Sie finden aktuell keinen besseren Wagen. Ich fahre selbst dieses Modell und käme nicht auf die Idee, ein anderes zu wählen. Wie wäre es, wenn Sie einfach eine Runde fahren?«
    Anna betrachtete ihren Mann und dachte bei sich, dass er der absolute Traumkunde eines jeden Autoverkäufers sein musste.
    »Der rote da draußen«, sagte der Verkäufer und überreichte Lukas die Schlüssel.
    Respektvoll nahm Lukas sie entgegen.
    »Soll ich Ihnen meinen Führerschein oder so etwas dalassen?«
    Der Verkäufer schüttelte den Kopf. Nicht nötig. Er hatte vollstes Vertrauen.
    »Ist es okay, wenn wir auf die Autobahn fahren?«, fragte Lukas.
    »Darauf bestehe ich sogar.« Er blinzelte Lukas verschwörerisch zu.
    »Ein echter Bilderbuch-Verkäufer«, sagte sie, als sie am Einkaufszentrum Väla vorbeifuhren.
    »Findest du?«
    »Ja.«
    »Ich finde ihn sehr kompetent«, sagte Lukas. »Er hält sich an die Fakten und versucht nicht, einem was aufzuschwatzen.«
    Anna

Weitere Kostenlose Bücher