Bedroht
fünftausend mehr für den alten. Entweder lassen wir uns darauf ein, oder wir geben eine Anzeige auf und versuchen selbst, ihn zu verkaufen.«
»Dann verkaufen wir erst und kaufen dann den neuen?«
»Macht man das nicht immer so?«
Lukas schüttelte den Kopf.
»Ich verstehe nicht, warum du so wütend bist.«
»Nicht? Weil ich nicht einsehe, weshalb ich dreihunderttausend Kronen für ein Auto ausgeben soll, das weder größer noch besser ist als das, das wir bereits haben. Es ist nur neuer und verdammt viel teurer.«
»Okay«, sagte Lukas streitlustig. Er hatte keine Lust, sich weiter verunglimpfen zu lassen.
»Du hast selbst vorgeschlagen, die Sache noch mal durchzurechnen.« Er sah sie zornig an.
Anna antwortete nicht. Lukas schüttelte den Kopf.
»Manchmal bist du einfach so verdammt … störrisch.«
»Störrisch?«
»Du setzt dir etwas in den Kopf, und wenn es anders kommt, rastest du aus.«
»Ich raste aus, weil wir gerade dabei sind, unser Haus für ein Monster von einem Auto zu verpfänden, das in zwei Wochen nicht mal mehr neu riecht. Wir werden wahnsinnige Angst vor dem ersten Kratzer haben, und wenn er dann da ist, wirst du anfangen, vom nächsten neuen Auto zu träumen.«
Sie schaute über die Felder.
»Störrisch«, sagte sie und lachte.
Lukas lachte auch. Nach einem Augenblick lachten sie beide.
»Okay«, sagte Lukas, als sie in ihre Straße einbogen. »Ich rufe morgen an. Bietet er fünftausend mehr, sind wir uns einig. Wenn nicht, dann geben wir eine Anzeige auf. Einverstanden?«
»Ich verspreche auch, nicht störrisch zu sein.«
20
Sven, oder war es Olof, stand an der Schmalseite des ellipsenförmigen Tisches. Neben ihm saßen Olof oder Sven und Erik. Ihre Vorschläge waren auf schwarze Pappen geklebt und mit Folie überzogen, wodurch sie exklusiver und gewichtiger daherkamen, als sie in Wirklichkeit waren. Die Stimmung war, wie so oft bei Meetings mit Werbeagenturen, bierernst.
Hatten die Männer in der Hotelbar in Mölle noch überzeugend gewirkt, wirkten sie jetzt wie größenwahnsinnige Fachidioten, mit denen Anna glücklicherweise sonst selten zu tun hatte. Es hatte sicher auch Nachteile, hauptsächlich von Mitarbeiterinnen umgeben zu sein, aber zumindest blieb einem da diese männliche Selbstüberschätzung erspart.
»Wir wenden uns also nicht an die Leser, die bereits überzeugt sind«, meinte Sven, oder Olof, wichtig, »sondern an potenzielle Leser, die Vorurteile gegen das Familienjournal haben. Denen wollen wir die Augen öffnen und sie davon überzeugen, dass die Zeitschrift mehr zu bieten hat als Stricken, Häkeln, Backen. Wir wollen, dass die Männer ihren Frauen die Zeitschrift aus den Händen reißen.«
Sissela saß vorgebeugt da und nickte zustimmend.
Annas Telefon piepte. Sie sah die anderen entschuldigend an und öffnete die SMS. »Ich bin wahnsinnig hart, würde dich am liebsten hier auf dem Tisch nehmen.«
Anna schaute hoch und wich Eriks amüsiertem Blick aus.
»Darum haben wir eine Kampagne entwickelt, die sich gleichermaßen an den Mann in der Familie wie an die Frau richtet«, fuhr Sven, vielleicht Olof, fort.
Er hielt eine Tafel in die Höhe und klappte die Schutzfolie nach hinten, als würde er ein wertvolles Kunstwerk enthüllen. Eine Reihe aus dem Zusammenhang gerissener Zitate aus der letzten Ausgabe war dramatisch auf Zeitungsdoppelseiten platziert. Sensation im Provinzformat.
»Wir stellen uns eine Direct-Mailing-Kampagne vor, die den Textteil der Zeitschrift in den Mittelpunkt stellt, die Reportagen, Lebensschicksale und das Verbrechen der Woche.«
Sissela drehte sich rasch um und sah Anna an, die für dieses Material verantwortlich war. Anna wurde rot und fühlte sich ertappt.
Dann brachte Sissela den vorsichtigen Einwand vor, dass Männer wahrscheinlich nie auf die Idee kommen würden, das Familienjournal zu abonnieren. Die Vertreterin der Marketingabteilung pflichtete ihr mit eifrigem Nicken bei, da sie ohnehin der Auffassung war, dass eine ausgelagerte Werbekampagne viel zu teuer wäre und dass der Verlag das entschieden billiger und besser selbst erledigen könnte.
Sven und Olof hörten geduldig zu und versicherten dann gelassen, dass sie das natürlich alles berücksichtigt hätten. Auch wenn sich die Kampagne vorrangig an neue Leser wandte und erst zweitrangig an die bereits Überzeugten, fände doch auch eine Markenzeichenfestigung im Bewusstsein der alten Leserschaft statt.
»Das ist, wie gesagt, ein Entwurf, den wir gerne in
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