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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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sah ihren Mann von der Seite an. Meinte er das ironisch? Nein. Sie war fassungslos. Wie konnte ein kluger Mann nur so naiv sein?
    »Merkst du, wie der abzieht?«, sagte er und gab Gas.
    »Du, schau auf den Tacho.«
    »Der hat aber ganz schön Power unter der Haube, mehr sage ich ja gar nicht.«
    Wie ein Kind bei der Bescherung.
    Zwanzig Minuten später waren sie zurück im Autohaus und diskutierten über den Preis und alle Extras. Der Verkäufer hatte eine Lesebrille aufgesetzt, um sich einen seriösen Anschein zu geben, und schrieb verschiedene Preise auf einen Block, den er immer wieder in ihre Richtung drehte. Verschiedene Komfortpakete mit diversen Rabatten, was einer Ersparnis von x Tausend Kronen entsprach, dazu kamen dann noch vier Winterreifen auf Leichtmetallfelgen, gratis, weil er so ein sympathischer Mann war.
    »Wie viel würden wir denn wohl bekommen, wenn wir unseren alten Wagen in Zahlung geben?«, fragte Anna.
    »Vier Jahre ist er alt, haben Sie gesagt?«
    »Ein 2,5 T«, sagte Lukas.
    »Kilometerstand?«
    »Achtzigtausend.«
    »Scheckheftgepflegt?«
    »Ja, natürlich.«
    »Keine Macken?«
    »Nichts, läuft einwandfrei.«
    Der Verkäufer schaltete seinen Computer ein und tippte etwas ein.
    »Schauen Sie bei bilpriser.se nach?«, fragte Lukas interessiert.
    »Nein, auf einer internen Homepage«, antwortete der Verkäufer. »Laut Listenpreis kann ich Ihnen nicht mehr bieten als …« Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Hundertzehntausend Kronen, aber fünftausend würde ich noch drauflegen. Mehr kann ich Ihnen leider nicht entgegenkommen.«
    »Bei bilpriser.se war der Wert mit Hundertfünfzigtausend angegeben«, entgegnete Lukas. »Händler-Verkaufspreis. Wenn ich den Wagen selbst verkaufe, kann ich zwischen hundertfünfundzwanzig- und hundertvierzigtausend dafür bekommen.«
    Der Verkäufer legte skeptisch eine Hand ans Kinn.
    »Das klingt in meinen Ohren sehr optimistisch. Wir müssen den Wagen generalüberholen, und dann müssen wir natürlich auch noch etwas daran verdienen, davon leben wir schließlich. Aber das Vorteilhafteste für Sie wäre vielleicht tatsächlich, den Wagen selbst zu verkaufen. Bieten Sie ihn zum Höchstpreis an und lassen Sie dann ein paar Tausend nach. Polieren Sie den Wagen ordentlich und machen Sie dann ein paar schöne Fotos.«
    Lukas sah Anna forschend an.
    »Einen Versuch wäre es wert«, meinte sie.
    »Einen Gebrauchten an den Mann zu bringen macht natürlich eine Menge Arbeit.«
    »Ich kann mir was Lustigeres vorstellen«, meinte Anna und wandte sich direkt an den Verkäufer. »Als wir die Sache zu Hause durchgerechnet haben, sind wir von mindestens hundertfünfundzwanzigtausend ausgegangen.«
    »Der Unterschied beträgt zehntausend«, meinte Lukas, »höchstens fünfzehntausend. Dafür bleibt uns der ganze Ärger erspart …«
    »Ich finde, wir sollten noch eine Nacht darüber schlafen«, meinte Anna. »Schließlich bleiben so immerhin Zweihundertfünfundachtzigtausend bei uns. Wie viel kostet es, das Dach neu decken zu lassen? Hunderttausend?«
    Sie klang verärgert, und sie war verärgert. Sie wollte ihre Finanzen nicht im Beisein eines Fremden diskutieren.
    Der Verkäufer war amüsiert.
    »Lassen Sie mich raten, wer bei Ihnen die Finanzen verwaltet?«, meinte er jovial.
    Anna wandte sich an den Verkäufer.
    »Wie bitte?«, sagte sie.
    »Das war ein Scherz«, meinte der Verkäufer plötzlich verunsichert.
    »Über den ich gar nicht lachen kann«, sagte Anna knapp.
    »Entschuldigung. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    Anna erhob sich.
    »Wir schlafen drüber und melden uns morgen wieder bei Ihnen. Ich schlage vor, dass Sie sich die Zahlen auch noch einmal ansehen, ob sich an den Preisen nicht noch etwas hübschen lässt.«
    Sie streckte die Hand aus. Der Verkäufer war rasch auf den Beinen.
    Anna ging, Lukas entschuldigte sich mit einem bedauernden Blick und festen Händedruck und der Zusicherung, am nächsten Tag anzurufen.

19
    Anna starrte finster vor sich hin. Lukas schaute mehr zu ihr als auf die Straße.
    »Ich fand deine Reaktion ziemlich übertrieben«, sagte er.
    »Ach ja?«
    »Ja. Er hat uns schließlich nichts getan.«
    »Das war der reinste Pferdehändler. Sitzt da und tut so, als würde er uns einen Gefallen tun.«
    »Findest du?«
    »Und dann dieser Schwachsinn zum Schluss – ich geb Ihnen noch vier Felgen dazu. Wie im TV-Shop.«
    »Wollen wir jetzt doch kein neues Auto kaufen?«
    »Doch. Du rufst ihn morgen an, und er bietet dir

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