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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Sissela und verdrehte die Augen.
    Anna scrollte die Mailliste durch, überflog rasch die Texte und schrieb kurze Antworten: Danke. Gut. Klärt sich. Besprechen wir nächste Woche. Ruf an, wenn du Zeit hast. Sie schickte zwei Pressemitteilungen an die entsprechenden Redakteurinnen mit den Vermerken Was für dich? und Interessiert? weiter.
    Sie war mit fast allen wichtigeren Mails durch, als ihr Handy klingelte.
    »Anna.«
    »Ich bin es«, sagte Erik.
    Sie vollführte eine Viertelumdrehung mit ihrem Bürostuhl, weg von den Augen und Ohren der Kolleginnen, und spürte, dass ihre Wangen heiß wurden.
    »Hallo, hallo.«
    Sie strengte sich an, natürlich zu klingen, was genau den gegenteiligen Effekt hatte.
    »Ungünstiger Zeitpunkt?«
    Anna suchte mit dem Finger nach der Taste, mit dem man die Lautstärke regulierte.
    »Ja«, erwiderte sie und streckte die Hand nach einem Stift auf dem Tisch aus, etwas, woran sie sich festhalten konnte, egal, was.
    »Wir müssen reden«, sagte Erik. »Passt es später besser?«
    »Ich rufe dich an.«
    Jetzt versuchte sie es auf die formelle Tour, was mindestens genauso unnatürlich klang.
    »Versprich’s«, sagte er. »Sobald du kannst.«
    »Ich rufe dich nachher an.«
    Erik legte auf.
    »Gut, abgemacht«, beendete Anna das Gespräch für die Ohren auf der gegenüberliegenden Tischseite.
    Sie tat so, als würde sie die Verbindung beenden, die schon gar nicht mehr bestand, und legte das Telefon mit dem Display nach unten auf den Tisch. Sie schluckte, griff zu irgendwelchen Papieren, suchte nach etwas zu lesen, schob die Maus hin und her. Sissela saß vor ihrem Monitor, aber Anna spürte ihren forschenden Blick.
    »Ich brauche dringend einen Kaffee«, sagte sie rasch und erhob sich. »Sonst noch jemand?«
    Sie sah Sissela kurz an, die den Kopf schüttelte.
    »Ich habe noch«, sagte Trude, die in ihre Strickanleitung vertieft war und das dramatische Geschehen zwischen ihren Kolleginnen verpasst hatte.
    Anna wollte ihr Telefon ungern auf dem Schreibtisch liegen lassen, konnte es aber auch schlecht in die Küche mitnehmen, wenn sie nicht noch mehr Aufmerksamkeit ihrer ohnehin schon neugierigen Kollegin auf sich ziehen wollte.
    Sie ließ das Telefon liegen und beeilte sich, einen Kaffee zu holen. Wie immer standen fast alle Tassen in der Spülmaschine. Anna wählte eine kleinere Tasse und goss sie zu voll. Sie versuchte, abzutrinken, aber der Kaffee war frisch aufgebrüht und zu heiß, und ihr blieb nichts anderes übrig, als die volle Tasse vorsichtig vor sich herzutragen. Es waren noch einige Meter bis zu ihrem Tisch, als ihr Telefon zu klingeln begann.
    »Ich geh ran«, rief sie, aber Sissela hatte sich bereits über den Tisch gebeugt und einen Blick aufs Display geworfen.
    »Lukas«, sagte sie enttäuscht und reichte ihr den Hörer.
    »Danke.«
    Anna drückte den Hörer ans Ohr. Ihr Mann teilte ihr gut gelaunt mit, dass sie am Nachmittag einen Termin beim Autohändler hätten. Wenn sie schon wüsste, wann sie Dienstschluss hätte, würde er sie von der Arbeit abholen. Anna bemühte sich, seine Freude nicht zu trüben, und versprach, pünktlich vor dem Gebäude zu stehen.
    Wieder etwas ruhiger, legte sie das Handy beiseite. Sie nippte an ihrem Kaffee und begann, sich durch die Leserzuschriften zu arbeiten. Immer mehr Abonnenten des Familienjournals teilten ihre Ansichten und Vorschläge auf diesem Wege mit. Wobei Frauen der Online-Variante in der Regel aufgeschlossener gegenüberstanden als Männer, insbesondere wenn sie älter waren. Ihr Vater hatte nicht einmal einen Computer einschalten können, während ihre Mutter ständig online und bei Facebook aktiv war und seit einiger Zeit sogar twitterte.
    Das Postfach signalisierte einen Maileingang. Die Mail ohne Betreff war von Erik. Anna klickte sie an.
    »Ruf so schnell wie möglich an. Wichtig.«
    Hatte er nichts Besseres zu tun? Sie hatte ihm doch gesagt, dass sie ihn anrufen würde. Er musste sich gedulden. Was war so wichtig, dass es nicht ein paar Minuten warten konnte?
    Er war gerade in der Notaufnahme gewesen, und eine Blutprobe hatte ergeben, dass er eine Geschlechtskrankheit hatte. Bei einem so attraktiven, sexuell sicher aktiven Single wie ihm musste man damit rechnen.
    Anna schob den Gedanken beiseite. Das war eine Berufskrankheit von ihr, die Schicksalsschläge im Alltag, auf die die Zeitschrift jede Woche viel zu viele Seiten verschwendete. Sie löschte Eriks Mail, nahm ihr Telefon und ging auf den Korridor.
    »Hallo«,

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