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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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antwortete er mit Schlafzimmerstimme.
    »Was ist denn so wichtig?«
    »Ich wollte nur wissen, wie es dir geht.«
    »Gut«, sagte Anna.
    »Sicher?«
    Sie sah sich um. Niemand in der Nähe.
    »Bist du nicht bei der Arbeit?«, fragte sie.
    »Doch, aber die anderen sind noch nicht da. Ich dachte, das nutze ich doch mal aus. Und ich wollte lieber keine Mail schicken, weil deine Kollegin, wie soll ich es sagen, von Natur aus extrem neugierig zu sein scheint, oder?«
    Anna lachte.
    »Das kann man wohl sagen. Sie hat alles im Blick. Sie sitzt mir schräg gegenüber, falls du dich gewundert hast, wieso ich bei unserem letzten Gespräch so gestresst geklungen habe.«
    »Ja, den Eindruck hatte ich. Und? Wann sehen wir uns wieder?«, fragte Erik.
    »Wie meinst du das?«, fragte Anna. »Wir sehen uns nicht wieder.«
    »Okay.«
    Er klang gekränkt. Anna holte tief Luft.
    »Das gibt doch nur Probleme.«
    »Verstehe.«
    »Versteh mich bitte nicht falsch, Erik.«
    »Was gibt es da schon falsch zu verstehen?«, sagte er. »Du hast bekommen, was du wolltest, und jetzt hast du Angst.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Nicht? Was ist es dann? Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Frau getroffen zu haben, bei der es so gefunkt hat.«
    »Erik, ich bin älter als du.«
    »Und?«, erwiderte Erik. »Du kannst nicht behaupten, dass das gestört hätte.«
    »Ich habe einen Mann und ein Kind.«
    »Warum bist du dann mit mir ins Bett gegangen?«
    Anna stand am Ende des Korridors neben einem mannshohen Gummibaum. Die Redaktion befand sich außerhalb der Hörweite, trotzdem war ihr nicht wohl. Privatgespräche in Abgeschiedenheit führten unweigerlich zu Mutmaßungen.
    »Es war der Sex«, flüsterte sie. »Ich habe mich von dir angezogen gefühlt.«
    »Und jetzt willst du nichts mehr von mir wissen?«
    Anna seufzte.
    »Ich hab nicht darüber nachgedacht, was ich damit aufs Spiel setze«, sagte sie. »Das ist mir gestern klar geworden. Ich will nicht weitermachen. Es geht nicht.«
    »Und für mich heißt das dann Danke und Tschüs? Du hattest deinen Spaß und kannst deinen Freundinnen bei einem Glas Wein davon erzählen. Als Beweis, wie emanzipiert und modern du bist. Eine starke Frau, die sich nimmt, was sie braucht, die sich für jahrhundertelange Unterdrückung rächt.«
    »Was soll der Unsinn?«
    »Findest du, dass ich Unsinn rede?«
    »Ja, das finde ich. Du hast die Initiative ergriffen, die Sache war in allerhöchstem Maße gegenseitig, und ich werde über diese Geschichte nie im Leben ein Wort verlieren. Und jetzt muss ich arbeiten, Erik.«
    »Warte, warte.«
    Anna seufzte.
    »Was?«
    »Kann ich dir mailen?«
    »Wie bitte?«
    »Ob ich dir mailen kann. Ich habe immer noch keine Antworten auf einige Fragen. Für die Kampagne. Gestern haben wir ja nicht so viel über die Arbeit gesprochen, falls du dich erinnerst.«
    »Du kannst mir mailen«, sagte Anna.
    »Keine Gefahr, dass deine Kolleginnen deine Mails lesen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Anna …«
    »Ja?«
    »Für dich mag das ja ganz nett gewesen sein, aber für mich war das was ganz Großes.«
    »Erik, glaub mir, du wirst noch viel Größeres erleben. Und falls das ein Trost ist, für mich war es auch großartig. Du bist ein fantastischer Liebhaber, wirklich, aber wir befinden uns in unterschiedlichen Lebensphasen. Es wäre dumm, weiterzumachen.«
    Er schwieg, was Anna verunsicherte.
    »Bist du noch da?«, fragte sie.
    »Nur noch eine letzte Frage«, sagte er. »Dürfte ich dich um einen Gefallen bitten?«
    »Was?«
    »Gibst du mir trotzdem eine Chance? Beruflich, meine ich. Kannst du mir versprechen, dass du meine Sachen nicht gleich ablehnst, nur weil du persönlich nichts mit mir zu tun haben willst?«
    »Natürlich. Die endgültige Entscheidung treffe eh nicht ich. Außerdem würde ich nie so etwas tun.«
    »Gut, dieser Auftrag ist nämlich sehr wichtig für die Agentur und noch wichtiger für mich.«
    »Ehrenwort.«
    »Dann maile ich dir also meine Fragen.«
    »Tu das.«
    »Kuss.«
    »Bitte?«
    »Kuss und Schluss, sagt man doch so.«
    »Aha.«
    Anna beendete das Gespräch und kehrte an ihren Platz zurück.
    »Liebeskummer?«, fragte Sissela.
    »Was? Nein. Das war Hedda. Sie hat gesagt, und er hat gesagt, dabei meinte ich das gar nicht, und jetzt glaubt er, dass sie glaubt …«
    »Kind zu sein ist auch nicht leicht.«
    Es war nicht ganz klar, ob Sissela Annas Lüge schluckte, aber jetzt konnte sie nicht mehr zurück.
    »Nein«, meinte Anna, »aber da müssen sie durch. Man kann den

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