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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Nachdruck. »Ich bin nicht interessiert.«
    »Seit wann?«
    »Wie meinst du das?«
    Erik setzte sich aufrechter hin.
    »Was hat sich geändert?«, fragte er. »Du wolltest letzte Woche. Warum jetzt nicht mehr?«
    »Ich habe Familie.«
    »Die hattest du die ganze Zeit.«
    »Erik, das war das spontane Ausleben eines Augenblicks.«
    Er sah sie an.
    »Das klingt schön«, meinte er. »Spontanes Ausleben eines Augenblicks. Aber dabei ist es ja wohl nicht geblieben?«
    Anna faltete die Hände auf dem Tisch und beugte sich vor.
    »Erik, hör mir gut zu.«
    Sie sah ihn durchdringend an.
    »Aus dir und mir wird nie etwas werden. Ich bin nicht interessiert. Verstehst du mich? Geschehen ist geschehen. Bis gestern habe ich es noch als etwas Positives verbucht, eine schöne, aufregende Erinnerung für später. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich bitte dich, lass uns einen Strich unter die Sache ziehen und zum Alltag zurückkehren.«
    Erik starrte vor sich hin.
    »Würdest du bitte dein Tablet anschalten und so tun, als würdest du mir deine Vorschläge zeigen«, sagte Anna.
    »Wie bitte?«
    »Mach dein Tablet an, damit ich mir deine Vorschläge ansehen kann.«
    »Was habe ich falsch gemacht?«, fragte Erik.
    »Wie meinst du das?«, wollte Anna wissen.
    »Warum willst du mich nicht wiedersehen?«
    »Zum hundertsten Mal, Erik, ich bin verheiratet. Ich liebe meinen Mann, wir haben eine Tochter. Ich bin in eine Familie eingebunden. Wir sind uns einmal in einem Tagungshotel begegnet und ein paarmal in deiner Wohnung.«
    »Das bedeutet dir also nichts?«
    Er schluckte mit gequälter Miene, als litte er unter Schmerzen.
    »Erik, es geht einfach nicht. Was ist daran so schwer zu verstehen? Sei so gut und sag, dass du das einsiehst.«
    Er schaute auf seine Hände.
    »Danke«, sagte Anna. »Schalt jetzt dein Tablet ein. Und wenn du mir nichts zu zeigen hast, tu wenigstens so, als würdest du Notizen machen.«
    Er zog das Tablet zu sich heran und schaltete es ein. Dann schaute er auf.
    »Ich kann das nicht, ich kann mich nicht verstellen«, sagte er.
    »Okay, das war dumm von mir. Ich denke, du gehst jetzt besser.«
    Anna stand auf und hielt ihm die Hand hin. Erik erhob sich ebenfalls und gab ihr zögernd die Hand.
    »Viel Glück«, sagte Anna. »Dir steht die Welt offen, lass dir nichts anderes einreden.«
    Erik sah sie trotzig an, nahm sein Tablet, verließ die Glasbox und ging zum Fahrstuhl. Anna atmete tief durch und kehrte dann an ihren Schreibtisch zurück.
    »Und?«, fragte Sissela.
    Anna schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte sie, »die neue Strategie ist auch unbrauchbar. Du kannst sie genauso gut gleich anrufen und ihnen absagen.«
    »Schade um den Adonis«, meinte Sissela.
    »Ja, vielleicht«, erwiderte Anna.

31
    Sven konnte sich nicht entscheiden, ob er zwanzig oder fünfundzwanzig Stunden ansetzen sollte. Sie hatten zwar beim letzten Mal schon gemault, aber mit Preisnachlässen musste man ganz vorsichtig sein. Die Kunden bildeten sich ein, dass es für mehr Geld auch bessere Arbeit gab, und davon wollte er sie nicht abbringen.
    Die großen Agenturen hatten mit so was nie Probleme, sie nannten einfach ihren Preis. Passte der dem Kunden nicht, na dann auf Nimmerwiedersehen.
    Ihre kleine Agentur hatte oft die gleichen Lösungen wie die Riesen, aber es war unendlich viel schwerer, ihre Ideen an den Mann zu bringen. Oft wurden ihre Vorschläge am Ende mit den dämlichsten Einwänden abgelehnt.
    »Also, ich habe Ihre Anzeigen mit nach Hause genommen und sie meiner Tochter gezeigt. Sie fand …«
    Sven schrieb dreiundzwanzig Stunden auf, multiplizierte sie mit dem Stundenpreis und trug rechts die Endsumme ein.
    Dreiundzwanzig, eine ungerade Zahl. Das wirkte seriös. Er druckte die Rechnung aus und schrieb die Adresse des Kunden in Druckbuchstaben auf einen Umschlag. Das Telefon klingelte, und er nahm den Hörer ab.
    »Hallo, hier ist Sissela.«
    Sven erinnerte sich nicht.
    »Vom Familienjournal .«
    »Natürlich. Hallo, hallo. Wie geht es?«
    »Gut, danke. Und Ihnen?«
    Sven erzählte im Plauderton, mit was für Dingen er sich als Werber tagtäglich herumschlagen musste. Small-Talk war eine seiner Stärken.
    »Tut mir leid, dass ich Sie so lange auf die Folter gespannt habe«, meinte Sissela.
    Sven lehnte sich zurück und kratzte sich mit seiner freien Hand im Nacken.
    »Kein Problem, gut Ding will Weile haben.«
    »Wie auch immer. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschlossen, im Augenblick von einer Kampagne

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