Bedroht
Leben?«
»Dass ich die Beste abbekommen habe.«
»Die Beste?«
Anna lächelte skeptisch. Lukas nickte ernst.
»Ich hatte mehr Glück als alle anderen«, sagte er. »Ich hoffe, das selbst gemachte Pesto schmeckt dir.«
»Nicht übel«, meinte Anna und setzte sich. »Ich war vorhin kurz bei meiner Mutter.«
»Warum das?«
»Weiß nicht, mir war danach. Wir haben Tee getrunken.«
»Offenbar haben heute mehrere Leute seltsame Anwandlungen«, meinte Lukas.
Annas Telefon piepste. Eine SMS von Erik. Sie wandte sich halb ab und las.
Bin heute deinetwegen den Job losgeworden. Hoffe, das Abendessen schmeckt.
»Was Ernstes?«, fragte Lukas.
Anna schluckte.
»Nichts. Nur die Arbeit.«
Sie legte eine Hand auf den Bauch und lächelte gezwungen.
»Ich muss mal eben …«
Sie deutete Richtung Badezimmer und verließ die Küche. Sie schloss hinter sich ab und atmete tief durch, ohne Licht zu machen. Sie schaltete ihr Handy ein und las die Nachricht erneut. Das Badezimmer wurde vom Display des Handys erleuchtet.
Hoffe, das Abendessen schmeckt …
Stand er draußen?
»Wie geht’s?«, fragte Lukas, der ihr gefolgt war und auf der anderen Seite der Tür stand.
»Gut. Nur leichte Bauchschmerzen. Ich komme gleich.«
Sie hörte ihren Mann in die Küche zurückgehen. Sie löschte die SMS. Der Hocker, den Hedda früher verwendet hatte, um das Waschbecken benutzen zu können, stand seit vielen Jahren unter dem weit oben liegenden Fenster, das sie verwendeten, um nach dem Duschen zu lüften. Anna stieg auf den Hocker und schaute vorsichtig nach draußen. Der Wind tanzte durch die Baumwipfel, sonst war alles still, keine Menschenseele zu sehen.
Hoffe, das Abendessen schmeckt …
War er wirklich seinen Job los? Aber das konnte ja wohl kaum daran liegen, dass Sissela die lausige Kampagne abgesagt hatte. Hatte er im Affekt gekündigt? Egal, das war nicht ihr Problem.
Anna stieg vom Hocker, machte Licht und betätigte die Spülung. Sie hielt ihr Gesicht unter kaltes Wasser und betrachtete sich im Spiegel.
»Immer mit der Ruhe«, sagte sie. »Jetzt nur nicht die Nerven verlieren.«
35
Kathrine öffnete im Internet die Homepage von birthday.se , die über Geburtsdaten Auskunft gab. Man musste nur einen Namen eingeben, und wenn dieser wie der Name Erik Månsson sehr häufig vorkam, auch noch eine Adresse. Anna hatte ihr erzählt, dass sie ihn zu Hause in der Drottninggatan besucht hatte.
Kathrine gab Namen und Adresse ein und erhielt einen Treffer. Erik Månsson war am 29. Juli 1984 geboren, also 28 Jahre alt. Nicht verdächtig alt, um noch als Junggeselle durchzugehen, aber definitiv zu jung, um eine fünfzehn Jahre ältere, verheiratete Frau mit Kind aufzureißen.
Sie notierte sich die ersten sechs Zahlen der Personenkennziffer. Dann ging sie in die Küche und durchsuchte das Bord mit dem ganzen Krimskrams, der keinen bestimmten Platz hatte, den man aber auch nicht wegwerfen wollte: Rezepte, Batterien, Büroklammern, Stifte, Kartenspiele, Streichholzschachteln, fast leere Nasensprays, Zettel mit Namen und Telefonnummern.
Kathrine wusste, dass sie irgendwo einen Artikel aufgehoben hatte, in dem beschrieben wurde, wie man Informationen über andere Leute einholte. Sie hatte ihn für den Fall aufgehoben, dass sie eines Tages doch noch mal den angedachten Krimi schreiben würde.
Schließlich fand sie den Artikel. »So erfahren Sie alles über Ihre Nachbarn«, lautete der wenig sympathische Titel. Daraus ging hervor, dass sie alle nötigen Informationen vom Finanz- und Einwohnermeldeamt erfahren würde. Darauf hätte sie auch allein kommen können.
Kathrine schaute auf die Uhr. Nach sechs. Ihre Nachforschungen mussten bis zum nächsten Tag warten. Jetzt wollte sie erst einmal etwas essen.
36
Anna war unruhig. Lukas schaute zwischen ihren Beinen hoch.
»Nicht?«, fragte er.
»Ich bin total angespannt.«
Er kroch ins Bett und legte sich neben sie.
»Du darfst«, sagte sie.
»Schon gut.«
»Doch, im Ernst.«
»Ein andermal.«
Beide starrten an die Decke. Anna schielte auf den Spalt zwischen den zugezogenen Gardinen. Sie kniff die Augen zusammen und bildete sich ein, Erik draußen stehen zu sehen. Das reichte, dass sie sich nicht entspannen konnte.
»Ist es die Arbeit?«, fragte Lukas.
Anna sah ihn rasch an.
»Im Augenblick ist einfach alles etwas viel«, sagte sie.
Lukas nickte.
»Du musst lernen abzuschalten.«
»Ich weiß.«
Kerzen, Wein und ein gutes Essen waren das übliche Vorspiel. Anna hatte nichts
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