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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Text vor ihren Augen.
    Sie hatte Angst vor dem, was ihr bevorstand. Die große Enthüllung, die Abrechnung. Wie würde es danach weitergehen? Was würde aus ihrer Ehe werden? Würde Lukas bei ihr bleiben? Wenn nicht, wie würden sie dann all die praktischen Fragen lösen? Ihr jetziges Leben war nur mit zwei Gehältern möglich, der finanzielle Spielraum war klein. Und der Gedanke, Hedda vielleicht nur jede zweite Woche bei sich zu haben, war unerträglich. Sie wollte sich einen Alltag ohne ihre Tochter gar nicht erst vorstellen. Fast wünschte Anna sich, dass Lukas eine entsprechende Dummheit beginge, damit sie quitt waren. Doch das würde nicht passieren. Ihr Mann war kein Schürzenjäger, und seine Libido nicht zügellos. Er war ein glücklicher Märtyrer, der das Recht auf seiner Seite hatte.
    »Das muss ich das nächste Mal ausprobieren«, meinte Sissela. »Vielleicht hilft das ja besser als meine Muskelan- und -entspannungsübungen.«
    Anna langte in ihre Tasche und überprüfte ihr Handy, ohne es herauszunehmen. Keine SMS, kein Anruf. Immerhin hatte Erik nach diesem wahnsinnigen Anruf vom Vortag nicht mehr versucht, sie zu erreichen.
    Wenn er nun wirklich verrückt war? Warum hatte er sich dann ausgerechnet sie ausgesucht? Natürlich war es fantastisch gewesen, aber doch nichts Ernstes, eine zufällige Begegnung, eine einmalige Ausnahme, die mit dem Alltag nichts zu tun hatte. Warum konnte er sich damit nicht zufriedengeben?
    Er war in Laröd an der Bushaltestelle aufgetaucht und hatte behauptet, er hätte einen Freund besucht. Wie hieß dieser Freund noch gleich? Ein häufiger Name, Andersson. Johan Andersson.
    Sie öffnete das Online-Telefonbuch und gab den Namen und Helsingborg ein. Ein Dutzend Treffer, keiner in Hittarp oder Laröd. Ihr Puls beschleunigte sich, als ihr einfiel, dass der Telefonanschluss natürlich auch auf den Namen der Frau laufen konnte. Sie gab nur Andersson ins Suchfeld ein. Über zweitausend Treffer, zu viele, um sie alle durchzusehen. Außerdem war gar nicht gesagt, dass sie verheiratet waren, und selbst wenn, musste sie ja nicht unbedingt seinen Namen angenommen haben.
    »Nein«, sagte sie laut, als wollte sie sich ermahnen, der Sache nicht weiter nachzugehen.
    »Nein, was?«, fragte Sissela.
    Anna fuchtelte mit der Rechten.
    »Nichts, ich habe nur laut gedacht.«
    Sie betrachtete die Ausdrucke und tat so, als würde sie lesen.
    »Was geschieht jetzt eigentlich mit den Werbefritzen?«, fragte Trude.
    Anna blickte auf und stellte fest, dass die Frage an Sissela gerichtet war.
    »Wie meinst du das?«
    »Wird da was draus? Aus ihrer Kampagne?«
    »Ach richtig, stimmt. Ich muss ihnen noch Bescheid geben. Nein, ich fand die Präsentation nicht sehr überzeugend.«
    Trude zuckte mit den Achseln. Sissela wandte sich an Anna.
    »Was sagst du dazu?«
    »Ich weiß nicht.«
    Sissela verzog das Gesicht.
    »Ich weiß nicht?«, wiederholte sie. »Komm schon, sag, was du denkst.«
    »So katastrophal war es auch wieder nicht«, meinte Anna.
    »Aber?«
    »Ich denke nur, dass sie sich die falsche Strategie ausgedacht haben.«
    »Gut«, meinte Sissela, »dann sind wir uns einig.«

30
    Zu wenig Schlaf zeigte bei Anna eine ähnliche Wirkung wie ein Kater. Nachdem sie eine Kleinigkeit gegessen hatte, fühlte sie sich nahezu euphorisch, während Sissela die Mittagspause damit verbrachte, über ihren Mann herzuziehen.
    »In letzter Zeit ruft er ständig hier im Büro an, um zu kontrollieren, ob ich da bin. Unter irgendwelchen billigen Vorwänden, etwa um zu fragen, was wir abends essen wollen oder wer wann was gesagt hat. Wer will das wissen?«
    »Er überwacht dich also?«
    »Überwachen ist vielleicht nicht das richtige Wort, es ist eher wie mit einem Hund in einer zu kleinen Küche, der immer im Weg steht und dir mit seinem treuen Hundeblick überallhin folgt.«
    »Vielleicht macht es ihn nervös, wenn er nicht weiß, was du tust?«, fragte Anna.
    »Ach was, es fuchst ihn einfach nur maßlos, dass ich einen Job habe, bei dem ich mehr verdiene als er.«
    »Meine Güte, bist du gemein!«
    Sisselas Handy klingelte. Sie hielt es in die Höhe, um zu zeigen, dass der Teufel höchstpersönlich am anderen Ende war, und stellte die Verbindung her.
    »Ich bin beim Essen.«
    Sie wiegte den Kopf hin und her und machte eine kreisende Handbewegung nach dem Motto, dass er endlich auf den Punkt kommen solle.
    »Okay. Ich rufe später zurück.«
    Sie unterbrach die Verbindung und vergewisserte sich dann, dass das

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