Bedroht
abzusehen.«
»Wie bedauerlich.«
»Ich habe nochmals mit der Marketingabteilung gesprochen. Wir sind uns einig, dass wir bis zum Frühjahr warten und dann auf eine traditionelle Anzeigenkampagne zurückgreifen. Wir glauben nicht so recht daran, dass sich Männer für unser Journal interessieren lassen.«
»Nicht? Ich persönlich lese es mit großem Interesse.«
»Männer lesen die Illustrierten ihrer Frauen und verschenken Abos zum Geburtstag und zu Weihnachten«, meinte Sissela. »Aber sie abonnieren die Illustrierten nicht selbst. Höchstens aus Steuergründen, weil man ein Abonnement absetzen kann.«
»Ich verstehe«, sagte Sven. »Sollen wir das Ganze noch mal überarbeiten?«
»Erik war vorhin hier und hat sich mit Anna darüber unterhalten. Sie war nicht wirklich überzeugt. Nein, im Augenblick nehmen wir davon Abstand, und wie gesagt, es war wirklich nett, Sie in Mölle kennenzulernen. Vielleicht kommen wir ja bei anderer Gelegenheit auf Sie zurück.«
32
Ich bin nicht interessiert.
Erik knallte die Hand auf das Armaturenbrett. Für wen hielt sie sich eigentlich? Sie war alt und alltäglich, er jung und gut aussehend. Er hatte sie zum Schreien gebracht. Erik fiel es schwer, sich vorzustellen, dass ihr Mann das hinkriegte.
»Sehr schwer«, sagte er laut.
Ich liebe meinen Mann, wir haben eine Tochter.
»Du und deinen Mann lieben?«, sagte Erik. »Gehst du deswegen mit anderen Männern ins Bett? Weil du deinen Mann liebst?«
Geschehen ist geschehen.
»Ja, wirklich praktisch. Schuldlos, ein Opfer der Umstände.«
Erik ließ den Motor an und fädelte sich in den Verkehr ein.
Bis gestern war es noch was Positives , eine schöne, aufregende Erinnerung für später. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher …
»Nein, weil es immer nur danach geht, was du willst, wann es dir am besten in den Kram passt. Aber lass dir eins gesagt sein, Anna Stenberg, du bist nicht allmächtig.«
Erik fuhr zur Arbeit zurück, trat in den Fahrstuhl und betrachtete sich im Spiegel. Er hatte nicht vor, Sven und Olof an seinem inneren Chaos teilhaben zu lassen. Als er das Büro betrat, blickten ihm seine beiden Kollegen vorwurfsvoll entgegen.
»Ist was?«
»Ich habe gerade mit Sissela vom Familienjournal gesprochen«, sagte Sven.
Erik trat an seinen Schreibtisch und versuchte beschäftigt zu wirken.
»Und?«
»Sie hat die Kampagne abgesagt.«
»Schade.«
Erik betrachtete seine Kollegen. Erfolglose Reklameonkel, auf die er leider angewiesen war, um die Karriere anzukurbeln, die selbstverständlich seiner harrte. In ein paar Jahren würden Sven und Olof für sich in Anspruch nehmen, ihn entdeckt zu haben.
Sven sah ihn durchdringend an.
»Sissela hat gesagt, du seist mit anderen Vorschlägen vorstellig geworden. Wolltest du auf eigene Faust akquirieren?«
Erik bekam heiße Wangen und blickte auf. Was hatte sie gesagt? Etwa dass sie sich von ihm verfolgt fühlte?
»Es ist okay, dass du die Initiative ergreifst«, meinte Olof, »aber das musst du vorher mit uns absprechen, damit wir nach außen eine gemeinsame Linie vertreten.«
»Man darf dem Käufer von sich aus keine Alternative liefern«, meinte Sven, »das wird schnell als Unsicherheit interpretiert.«
Anna hatte nichts gesagt. Natürlich nicht. Was könnte sie schon sagen, ohne sich zu offenbaren?
»Ich habe keine konkreten Vorschläge gemacht«, sagte Erik. »Ich habe nur das Terrain sondiert. Ich wollte herausfinden, was sie eigentlich wollen.«
»Und?«
Erik zuckte mit den Achseln.
»Ich glaube, sie wollen extern niemanden für ihre Kampagnen bezahlen.«
»Wir verschwenden also unsere Zeit?«
Erik antwortete nicht.
»Na gut«, meinte Sven, »da kann man nichts machen. Also wieder woanders von vorne anfangen. Aber nächstes Mal sprichst du zuerst mit uns.«
Sein Blick war väterlich maßregelnd. Erik konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Dieser Schwachkopf, diese ungebildete, mittelmäßige, übergewichtige Provinzniete sah ihn tadelnd an. Das war doch ein Witz.
Sven und Olof sahen sich verunsichert an.
»Wir meinen das ernst«, sagte Olof.
Erik nickte.
»Ich auch«, erwiderte er, nahm sein Notebook und ging.
33
»Hallo, was für eine nette Überraschung!«
»Hast du Zeit?«
»Natürlich.«
Anna betrat die Wohnung ihrer Mutter und schloss die Tür hinter sich. Dann zog sie die Schuhe aus.
»Ich habe gerade Teewasser aufgestellt. Setz dich. Willst du den Mantel nicht ausziehen?«
Anna ließ sich auf einen der Küchenstühle
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