Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
Vom Netzwerk:
scharf. »Extrem zu weit.«
    »Du darfst zu weit gehen und mir alles Mögliche unterstellen, aber ich darf nicht einmal versuchen, meinen Ruf zu verteidigen? Auch das ist eine simple Ja- oder-Nein-Frage. Antworte.«
    »Ich lege jetzt auf.«
    »Okay. So weit sind wir also schon? Anna, lass mich nur noch eins sagen: Ich habe so viel gegen dich in der Hand, das ahnst du nicht mal im Traum. Glaube mir, du willst mich nicht zum Feind haben.«
    Anna unterbrach die Verbindung, und das Display erlosch. Sie behielt das Handy in der Hand und sah sich um. Hatten die Fahrgäste, die ihre Gesichter abwandten, etwas mitbekommen, oder bildete sie sich das nur ein? Die Leute, die sie beim Einsteigen erkannt hatte, saßen glücklicherweise weiter vorne und dürften von der Unterhaltung kaum etwas mitbekommen haben. Oder doch?
    Anna erwog, auszusteigen und auf den nächsten Bus zu warten. Dann riskierte sie jedoch, jemanden zu treffen, der sich wunderte, warum sie dort und nicht an ihrer normalen Haltestelle einstieg. In diesem Moment hasste sie die spießigen Moralfesseln der Kleinstadt. Sie blieb sitzen. Als der Bus am Knutpunkten im Helsingborger Zentrum hielt, stiegen die letzten der schweigenden Zeugen aus, und Annas Puls beruhigte sich etwas.
    Was meinte er damit, dass er viel gegen sie in der Hand hatte? Hatte er die gelöschten Fotos wiederhergestellt? Hatte sie ihm irgendwelche Geheimnisse anvertraut? Ihm ihre Liebe beteuert? Sie hatte nicht abfällig über Lukas gesprochen, das würde sie niemals tun, niemandem gegenüber. Wovon hatte Erik also gesprochen? Wusste er von irgendwelchen Sünden, die sie begangen hatte, oder hatte er das einfach nur so dahingesagt?
    Es war sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Jetzt galt es, weitere Konflikte zu vermeiden, damit die Sache nicht eskalierte.
    Sie betrat das Verlagsgebäude und grüßte Renée am Empfang, die mit ihrem offenen und herzlichen Wesen die ideale Besetzung dieses Postens war.
    Anna nahm den Fahrstuhl in die Redaktion und ging an ihren Platz. Sie schaltete den Computer ein und öffnete das Mailprogramm. Die Betreffs tauchten auf dem Monitor auf. Ihr Blick fiel auf den Betreff der neuesten Mail.
    Nicht löschen – lesen!!!
    Drei Ausrufezeichen. Meine Güte, wie theatralisch. Anna öffnete die Mail.
    Entschuldige. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Das war natürlich unakzeptabel. Entschuldige.
    Bevor ich in die Redaktion gekommen bin, hatte ich mich tagelang nach dir gesehnt. Der Schock, festzustellen, dass du nicht sehr erfreut warst, mich zu sehen, im Gegenteil, saß tief. Als du mich dann noch beschuldigt hast, dir nachzustellen, hat sich ein Abgrund vor mir aufgetan.
    Unsere Begegnungen bedeuten mir offenbar mehr als dir, obwohl etliche deiner Reaktionen auf das Gegenteil schließen lassen. Wie auch immer, ich werde mich wohl oder übel damit abfinden müssen. Es ist sicher nicht das erste Mal, dass eine Frau einem Mann das Herz bricht, und auch nicht das letzte.
    Ich möchte nicht, dass wir als Feinde auseinandergehen. Freuen wir uns über die Erinnerung an die gemeinsamen Stunden. Ich bitte dich, ruf mich an, damit wir uns aussprechen können.
    Anna löschte die Mail und starrte aus dem Fenster. War Erik ein wenig beschränkt? Offenbar. Anna überlegte, ob ihr das vielleicht entgangen war, weil sie von seinem Aussehen geblendet gewesen war. Anders ließ es sich nicht erklären. Die Lust, die sie anfänglich empfunden hatte, kam ihr jetzt vollkommen abwegig vor. Es gab nichts Abstoßenderes als Dummheit.
    Sollte sie ihn ein letztes Mal anrufen? Um ihm die Gelegenheit zu geben, die Sache zu beenden, ohne das Gesicht zu verlieren? Denn ganz offensichtlich war seine verletzte männliche Eitelkeit das Problem.
    »Good morning, early birds.«
    Sissela gab lautstark ihr Eintreffen in der Redaktion bekannt. Ein eventueller Anruf bei Erik Månsson musste warten.

39
    Eine Computerstimme erklärte Kathrine, für die gewählte Alternative gebe es 43 Sachbearbeiter, sie belege Platz 74 in der Schlange und dass die Wartezeit circa dreizehn Minuten betrage.
    Kathrine schaltete den Lautsprecher ein und setzte sich an ihren Computer. Sie las beide Abendblätter im Internet und legte eine Patience am Bildschirm, ehe sich eine menschliche Stimme meldete und sie nach ihrem Anliegen fragte.
    »Ich hätte gerne ein paar Informationen über eine bestimmte Person«, sagte Kathrine nervös.
    »Personenkennziffer?«, fragte der Sachbearbeiter der Meldebehörde.
    »Wessen?

Weitere Kostenlose Bücher