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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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War er schwer von Begriff? Hatte er sie nicht mehr alle?
    Ruf mich an, sobald es geht. Wichtig.
    Anna löschte die SMS und gab ihrer Tochter widerstrebend das Handy zurück.
    »Was war das?«, fragte Hedda.
    »Die Arbeit.«
    »Willst du nicht antworten?«
    »Jetzt nicht, morgen.«
    Hedda widmete sich wieder ihrem Spiel. Anna schaute aus dem Fenster und sah, wie Lukas ein letztes Mal um das Auto ging. Er schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein.
    »Konzentrier dich lieber auf eine Sache«, sagte Anna und streckte die Hand nach dem Telefon aus.
    Hedda wandte sich ab.
    »Gibst du mir bitte mein Handy zurück?«
    »Gleich, nur noch dieses Spiel.«
    Ein ploppendes Geräusch verkündete Tod und Game over. Hedda gab ihr das Handy.
    »Danke«, sagte Anna und schaltete es aus. »Ich verstehe nicht, warum du immer meins nehmen musst. Du hast doch dein eigenes.«
    »Ja und?«
    Lukas kam in die Küche.
    »Worüber streitet ihr?«
    »Wir streiten nicht.«
    »Mama will mir ihr Handy nicht ausleihen.«
    »Du hast doch dein eigenes.«
    »Hab ich auch gesagt«, meinte Anna. »Willst du wirklich kein Eis? Es ist nicht mehr viel übrig.«
    »Nein, danke.«
    Lukas wandte sich an Hedda.
    »Lass Mamas Handy in Ruhe. Vielleicht hat sie ja einen heimlichen Liebhaber, der ihr lüsterne SMS schickt.«
    »Sehr lustig«, sagte Anna.
    »Lüstern?«, fragte Hedda.
    »Das war nur ein Scherz«, meinte Lukas fröhlich.

38
    Lukas fuhr Anna zur Bushaltestelle, beugte sich zu ihr rüber und küsste sie auf den Mund.
    »Einen schönen Tag, Liebling.«
    »Dir auch. Bis heute Abend.«
    Anna stieg aus und wartete, bis sie das Auto nicht mehr sehen konnte, dann nahm sie ihr Handy aus der Handtasche und schaltete es ein. Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, bis sie im Netz war. Anna starrte auf das Display. Jede Sekunde war von banger Erwartung erfüllt. Nichts, stellte sie nach einer halben Minute fest. Hatte sie sich ganz umsonst verrückt gemacht? Hatte sie grundlos die halbe Nacht wach gelegen und sich gewälzt? Vielleicht stellte er ihr gar nicht nach, sondern sie litt an Verfolgungswahn?
    Der Bus kam, und sie stieg ein, nickte ein paar Leuten zu, die sie flüchtig kannte, und ging nach hinten durch. Sie hatte gerade Platz genommen, da vibrierte ihr Handy. Unbekannt stand auf dem Display.
    »Anna.«
    »Hallo, ich bin’s, Erik. Ist das ein schlechter Zeitpunkt?«
    »Ich sitze im Bus.«
    »Kannst du reden?«
    »Eher nicht, worum geht’s?«
    »Worum geht’s«, äffte Erik sie nach. »Ich hätte gerne eine Antwort auf eine Frage oder zwei.«
    »Bitte …«
    »Du musst schon entschuldigen, aber ein bisschen Zeit kannst du dir ruhig nehmen.«
    »Ich sitze im Bus.«
    »Das hast du bereits gesagt, aber es reicht mir völlig, wenn du mit Ja oder Nein antwortest. Okay?«
    Anna holte tief Luft.
    »Okay«, sagte sie.
    »Erstens: Verstehst du, wie sehr es mich kränkt, dass du mir vollkommen grundlos vorwirfst, ich würde dich verfolgen?«
    Anna schwieg.
    »Das war eine einfache Ja-oder-Nein-Frage. Soll ich sie noch mal wiederholen?«
    »Ich habe die Frage gehört. Doch, das kann ich verstehen.«
    Anna sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand zuhörte, dann beugte sie sich vor und sprach leiser.
    »Es war nicht meine Absicht, dich zu kränken. Ich hoffe, du verstehst das.«
    »Aber es ist dir trotzdem recht gut gelungen, das muss ich schon sagen.«
    »Und dafür entschuldige ich mich. Ich habe nur versucht, Missverständnisse zu vermeiden.«
    »Der Zweck heiligt die Mittel, oder was willst du damit sagen?«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Dass du einfach meinen Ruf ruinieren kannst, wenn es dir passt?«
    »Ich will wirklich nicht deinen Ruf ruinieren. Du, ich sitze im Bus. Sei so gut und schick mir eine Mail.«
    »Nein, jetzt, wo ich dich endlich am Telefon habe, will ich Antworten auf meine Fragen.«
    »Was meinst du mit endlich?«
    »Du hattest das Handy den ganzen Morgen abgestellt.«
    »Es ist acht Uhr.«
    »Und?«
    Anna sah sich ein weiteres Mal um. Der Mann auf der anderen Seite des Mittelgangs schaute zur Seite, von ihm war nichts zu befürchten.
    »Genau das meine ich«, sagte Anna. »Du kannst um diese Tageszeit nicht einfach anrufen, geht das endlich in deinen Kopf?«
    »Das ist doch wohl dein Handy?«, sagte Erik. »Sag einfach, dass es jemand anders ist.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Nicht? Warum nicht? Kannst du nicht lügen? Schämst du dich? Will der Schlappschwanz wissen, wer am Apparat ist?«
    »Das geht jetzt wirklich zu weit«, sagte Anna

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