Bedroht
wirklich?«
»Ohne dass sie davon wusste. Finden Sie das fair?«
Er zuckte mit den Achseln.
»Ich habe nichts Ungesetzliches getan.«
»Ob das erlaubt ist oder nicht, weiß ich nicht. Ich habe Sie nur gefragt, ob Sie das fair finden.«
Erik schaute an ihr vorbei.
»Es ist mein gutes Recht, meinen Alltag zu dokumentieren.«
»Ihren Alltag?«, fragte Kathrine.
Er nickte.
»Das ist es also, womit Sie sich beschäftigen?«, meinte Kathrine. »Mit dieser Art von Filmaufnahmen?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Kathrine hob die Hand.
»Warten Sie«, sagte sie. »Lassen Sie uns von vorne beginnen, einverstanden?«
Sie sah Erik fragend an, dieser breitete die Arme aus, eine ironische Geste der Großzügigkeit.
»Ich weiß Folgendes über Sie«, sagte Kathrine. »Sie haben meine Tochter in dem Hotel in Mölle kennengelernt. Sie haben miteinander geschlafen. Dann haben Sie sich einige Male in dieser Wohnung getroffen, auch um miteinander zu schlafen. Meines Wissens hatten Sie beide Freude daran.«
Erik kommentierte das nicht.
»Anschließend«, sagte Kathrine, »haben Sie auf verschiedene Weise versucht, zu Anna Verbindung aufzunehmen, obwohl sie sich das ausdrücklich verbeten hat.«
Sie sah ihn an. Er verzog keine Miene. Kathrine hob fragend die Handflächen.
»Irre ich mich?«, fragte sie.
Erik sprang von der Spüle, nahm ein Glas aus dem Schrank, drehte den Kaltwasserhahn voll auf und hielt seinen Finger darunter. Als das Wasser kalt genug war, füllte er sein Glas. Er trank die Hälfte in einem Zug, bevor er antwortete.
»Hat sie vergessen, Ihnen zu erzählen, dass ich ihretwegen meine Arbeit losgeworden bin? Ein kleiner Kollateralschaden, um ihren Kolleginnen nicht erzählen zu müssen, dass sie untreu gewesen ist.«
»Sie sagt, dass sie nichts damit zu tun hat.«
»Ach was?«
Erik goss den Rest des Wassers aus und stellte das Glas ins Spülbecken. Er schüttelte den Kopf.
»Was wollen Sie hier?«, fragte er.
»Mit Ihnen reden«, sagte Kathrine. »Halten Sie sich fern von ihr, wenn nicht Annas wegen, so wenigstens ihrer Tochter zuliebe.«
Kathrine beugte sich vor, stützte die Unterarme auf den Oberschenkeln ab und faltete die Hände zwischen den Knien.
»Ich glaube, dass die Menschen im Grunde alle gleich sind«, sagte sie. »Wenn Situationen ausarten, beruht das meist auf verletzten Gefühlen und Missverständnissen.«
»Wenn ich mich nur im Geringsten für solches Geschwafel interessieren würde, dann würde ich mir Dr. Phil im Fernsehen ansehen«, sagte Erik. »Sie wollen Ihrer Tochter helfen, deswegen sind Sie hier?«
»Das versteht sich von selbst.«
»Wollen Sie mir auch helfen?«
»Ich kenne Sie nicht.«
»Sie wollen also Ihrer Tochter helfen, mir aber nicht?«
Kathrine wechselte die Strategie.
»Ich versuche nur, zu verstehen«, sagte sie.
»Was?«, erwiderte Erik.
»Warum Sie sie nicht in Ruhe lassen können. Sie sind sich ein paarmal begegnet. Warum ist das nicht genug?«
Erik lächelte breit, als hätte sie etwas Lustiges gesagt.
»Sie kommen hierher und machen mir moralische Vorhaltungen. Ihre Tochter hat mich sexuell ausgenutzt. Dann hat sie ein schlechtes Gewissen bekommen, und jetzt versucht sie, alles ungeschehen zu machen. Finden Sie das okay?«
»Sie haben miteinander geschlafen. Meine Güte, Sie sind beide erwachsene Menschen.«
»Oh«, meinte Erik. »Sie meinen also die fleischliche Lust hätte nichts mit der Einsamkeit der Seele zu tun? Sie war also für ihre Handlungen nicht verantwortlich? Es ist einfach so passiert?«
»Sie hatten doch wohl auch was davon?«
»Und deswegen muss ich mich mit ihrer Willkür abfinden? Ich soll bereitstehen, wann immer sie Lust hat, und im Übrigen soll ich mich fernhalten und nicht stören? Anna hat mich belogen, mir einen anderen Eindruck vermittelt. Sie ist mir was schuldig.«
»Was soll sie Ihnen schuldig sein? Sie ist nicht interessiert. Wie schwer ist das zu verstehen? Kommen Sie über die Sache weg. Es wird Ihnen ja wohl kaum schwerfallen, eine andere Frau kennenzulernen?«
Kathrine ließ die Frage fast vorwurfsvoll in der Luft hängen.
»Wissen Sie, warum ich das Video aufgenommen habe?«, sagte Erik ruhig. »Um zu dokumentieren, wie es war. Um mir zu beweisen, dass ich mir das Ganze nicht nur eingebildet habe. Wenn Sie es sähen, würden Sie mich verstehen. Was zwischen Anna und mir ist, ist wahrhaftig. Sie lügt, wenn sie sagt, dass sie mich nicht mehr treffen will. Sie belügt sich selbst.«
»Darf ich es
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