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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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sagte sie. »Weder mir noch meiner Tochter.«
    Ihr Handy unterbrach sie. Es lag in ihrer Handtasche in der Diele. Sie erhob sich, um es zu holen.
    »Ich telefoniere jetzt. Ich glaube, zwischen uns beiden ist alles gesagt.«

61
    Nach dem Essen hatte Anna in die Wirklichkeit zurückgefunden. Sie hörte wieder, was die anderen sagten, und konnte dies sogar schlagfertig kommentieren. Sie war wieder präsent. Das war wichtig.
    »Und? Wie sieht’s aus? Trinken wir oben noch einen Kaffee?«
    Sie verließen ausgelassen plaudernd die Kantine und gingen zum Fahrstuhl.
    »Anna.«
    Renée stand hinter dem Tresen auf.
    »Deine Mutter hat angerufen.«
    »Okay, danke.«
    »Sitzt du auch den ganzen Nachmittag in einer Besprechung?«
    Anna spürte den bohrenden Blick ihrer Chefin.
    »Nein, heute Nachmittag nicht.«
    Sie traten in den Lift.
    »Hattest du eine Besprechung? Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Ich wollte in Ruhe arbeiten. Wenn dauernd jemand anruft, kommt man zu nichts.«
    »Ich wäre auch gern so gefragt«, sagte Sissela ironisch und schielte zu Trude hinüber.
    Anna ließ sie in der Küche zurück, ging an ihren Schreibtisch und rief ihre Mutter an. Während sie es klingeln ließ, sah sie sich um. Die Redaktion war fast leer, niemand befand sich in Hörweite. Der AB sprang an, und sie legte auf.
    Sie wählte die Durchwahl von Karlsson, dem Polizisten, mit dem sie gesprochen hatte.
    »Ich habe dem jungen Mann einen Besuch abgestattet und mit ihm gesprochen«, sagte er zufrieden. »Ich glaube, er hat den Ernst der Lage eingesehen. Sollte er sich trotzdem wieder melden, dann rufen Sie mich einfach an.«
    »Danke«, sagte Anna und spürte, wie sich ihr ganzer Körper entspannte. »Sie wissen gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Vielen herzlichen Dank.«
    »Keine Ursache. Dafür sind wir ja da.«
    Sie legte auf und hätte vor Erleichterung heulen können.

62
    »Was soll das?«, sagte Kathrine. »Lassen Sie mich gefälligst durch.«
    Erik war aufgestanden und verstellte ihr den Weg.
    »Hören Sie schlecht? Das ist Anna. Ich will mit ihr sprechen.«
    Kathrine versuchte Erik zur Seite zu schieben, worauf der ihr einen Arm um die Brust legte und sie zurückzog.
    »Sind Sie nicht ganz bei Trost? Loslassen!«
    Sie schrie, und Erik legte ihr eine Hand auf den Mund.
    »Still«, sagte er. »Nicht schreien.«
    Kathrine versuchte sich zu befreien, und Erik drückte ihre Nase mit Daumen und Zeigerfinger zu. Sie fuchtelte mit den Armen und ließ ihm keine andere Wahl. Er packte fester zu. Kathrine versuchte ihn zu kratzen, aber er hielt sie fest. Sie wand sich verzweifelt, ihr ging die Luft aus. Sie trat verzweifelt um sich. Er sprach in ihr Ohr.
    »Bitte, nicht schreien.«
    Das Telefon hörte auf zu klingeln, das letzte Klingeln echote durch die Wohnung.
    »Pst«, ermahnte Erik, »einfach nur still sein.«
    Kathrine drückte ihr Kreuz durch. Sie trat kraftlos in die Luft. Erik schloss die Augen und hielt sie ganz fest. Kathrine zuckte, dann erschlafften ihre Glieder und wurden schwer. Erik hielt sie weiter fest und zählte langsam bis hundert. Dann ließ er sie sachte zu Boden gleiten.
    »Versprich mir, still zu sein«, sagte er. »Versprich mir das.«

63
    Anna legte auf und ging in die Küche. Sie nahm sich eine Tasse und gesellte sich zu den anderen.
    »Wir überlegen uns gerade, ob irgendwas passiert ist«, meinte Sissela.
    »Wir?«, meinte Trude. »Halt mich da raus.«
    »Was soll passiert sein?«, fragte Anna.
    »Du schläfst nachts nicht, lässt dich am Telefon verleugnen. Er fährt dich zur Arbeit. Hat er Dummheiten gemacht?«
    »Wer?«
    »Lukas. Betrügt er dich?«
    »Sag mal, geht’s noch?«
    Sissela hob entschuldigend die Hände.
    »Tut mir leid. Wir wollen dir ja nur helfen.«
    »Noch einmal«, sagte Trude. »Sprich für dich.«
    Sissela wandte sich an sie.
    »Willst du Anna etwa nicht helfen?«
    Trude seufzte müde.
    »Bitte, Sissela.«
    Anna erhob sich.
    »Wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt«, sagte sie und ging zurück in die Redaktion.
    »Was denn?«, sagte Sissela zu Trude, die sie vorwurfsvoll ansah. »Das war ein Witz …«
    Anna ging zu ihrem Schreibtisch, nahm das ausgeschaltete Mobiltelefon in die Hand, fingerte nachdenklich daran herum und schaltete es schließlich ein. Eine halbe Minute später konnte Anna feststellen, dass niemand versucht hatte, sie zu erreichen oder eine Nachricht zu hinterlassen.
    Sie versuchte es erneut bei ihrer Mutter. Es klingelte vier Mal, dann sprang der AB an.
    »Hallo,

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