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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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demonstrieren, wozu ich fähig war. Ich eröffnete das Feuer, schwang dabei die MP5 im Bogen herum und zerschoss ihnen die Reifen. Als die beiden sich duckten, spürte ich die unbeschreibliche Befriedigung, die das Abfeuern einer Salve auslösen kann. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie der Typ mit den wirren Haaren mich abstechen wollte – doch kaum richtete ich die Waffe auf ihn, ließ er sich blitzartig fallen und landete mit der Nase auf dem Pflaster, wobei ihm wieder das Messer aus der Hand fiel und diesmal klappernd in den Gulli rollte.
    Cecil startete den Motor, ich sprang auf den Beifahrersitz, und sofort jagten wir mit quietschenden Reifen davon.
    Die Geschichte war ein einziges Desaster.
    Es hatte einen Toten gegeben, ich hatte Polizisten beschossen, und binnen fünf Minuten würden wir wahrscheinlich die halbe Met am Hals haben. Aber immerhin hatten wir das Geld. Hätte ich allerdings gewusst, wofür es verwendet werden sollte, hätte ich es an Ort und Stelle aus dem Fenster geworfen.

9
    09:19
    »Hast du eine Idee, warum William Garrett mit dir reden will?«, fragte Mike Bolt. Dabei beugte er sich vor und taxierte Tina mit einem kühlen, formellen Blick, dem nichts mehr von ihrer einstigen Freundschaft anhaftete. Sie befanden sich in seinem Büro, das direkt am Green Park lag. Zum ersten Mal seit zwei Jahren saßen sie einander wieder gegenüber.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, sagte Tina achselzuckend. »Ich kenne ihn ja überhaupt nicht – wir sind uns nie begegnet. Und zurzeit bin ich nur eine unbedeutende Kriminalbeamtin.«
    »Dafür schaffst du es aber immer noch ganz gut, dich in die dichtesten Nesseln zu setzen. Wie in alten Zeiten. Extrem ärgerlich, dass wir den Verdächtigen verloren haben.«
    »Du bist der Zweite, der mir das heute erzählt, Mike. Es war nicht meine Schuld.«
    »Ich weiß, aber inzwischen haben wir die Bestätigung, dass die Explosion von einer gewaltigen Rucksackbombe ausgelöst wurde, die dieser Mann im Café abgelegt hat. Zudem haben wir eine glaubhafte Nachricht, in der das bislang unbekannte Islamische Kommando die Verantwortung für den Anschlag übernimmt. Und die haben uns ein Ultimatum gestellt. Entweder die Regierung erfüllt ihre Forderungen – die Zusage, sich aus den muslimischen Ländern zurückzuziehen, der übliche Kram eben –, oder heute Abend um acht wird ein weitaus schrecklicherer Anschlag stattfinden.«
    »Klingt ähnlich wie bei der Attacke auf das Stanhope.«
    Bolt nickte. »Stimmt.«
    Der brutale terroristische Anschlag auf das Stanhope-Hotel hatte vor etwa einem Jahr stattgefunden und war von einem Team weißer Söldner in Kooperation mit arabischen Terroristen ausgeführt worden, die in der Londoner Innenstadt zunächst zwei Bomben detonieren ließen, ehe sie das Hotel besetzten und Hunderte von Gästen als Geiseln nahmen. Die Besetzung war sechs Stunden später beendet worden, doch musste man über siebzig Tote beklagen, und die psychische Verfassung der Nation hatte ernsthaft Schaden genommen. Fast alle Terroristen waren ums Leben gekommen. Einen hatte Tina selbst in Notwehr getötet, während sie die Kinder einer hohen, mit dem Fall betrauten Beamtin rettete – wodurch sie nur knapp einem Dienstaufsichtsverfahren entging. Seit dieser Nacht hatte es keine weiteren Festnahmen gegeben, und die eigentlichen Drahtzieher des Anschlags blieben im Dunkeln. Die Spekulationen waren ins Kraut geschossen. Einige machten arabische Terroristen im Auftrag von al-Qaida verantwortlich, andere eine nicht namentlich genannte arabische Regierung oder die Iraner. Wieder andere mutmaßten, die Hintermänner stammten aus England und seien Mitglieder einer Neonazi-Vereinigung, die die Öffentlichkeit in Aufruhr versetzen wollte. Das Problem war allerdings, dass nur zwei der Terroristen überlebt hatten. Einer davon, John Cheney, Mitglied der Kommandostruktur der Met, war der Insider gewesen, der die Terroristen mit Informationen versorgt hatte. Ihn hatte man nur wenige Wochen später erhängt in seiner Zelle gefunden. Der andere, ein ehemaliger Elite-Soldat namens William Garrett, den alle nur unter dem Codenamen Fox kannten, befand sich immer noch in Untersuchungshaft, wartete auf seinen Prozess und schwieg eisern.
    Bis heute, so schien es.
    Tina runzelte die Stirn. »Fox hat also plötzlich beschlossen zu kooperieren.«
    »Offenbar hat er heute Morgen in den Nachrichten die Bilder der Explosion gesehen und dem Gefängnisdirektor erklärt, er wisse, wer

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