Bedrohung
rollte noch, als ich die Mütze aufsetzte, die Tür aufstieß, die MP5 hochzog und hinaussprang.
»Mobiles Einsatzkommando! Auf den Boden legen! Sofort!«
Die MP5 auf LeShawn gerichtet, von dem am ehesten eine bewaffnete Reaktion zu erwarten war, lief ich ihnen entgegen.
»Los, auf den Boden! Los! Los!«
Das war der entscheidende Moment. Man zieht sein Ding ab, und dann muss man diese eine Sekunde lang abwarten. Die meisten Leute reagieren so verblüfft, dass sie instinktiv tun, was man ihnen befiehlt. Aber manche ticken eben anders. Entweder versuchen sie abzuhauen, oder – doch das sind nur ganz wenige – sie bleiben unbeeindruckt stehen und setzen sich zur Wehr. Und wenn hier einer bereit war zurückzuschlagen, dann LeShawn Lambden.
Er und auch der andere Typ starrten mich nur an und hielten meinem Bluff stand.
Ich lief trotzdem weiter auf sie zu und brüllte sie an, sich auf den Boden zu legen. Dabei zog ich meine Mütze tiefer, um mein Gesicht zu verbergen. Wenn ich jetzt schoss, würde ich alles ruinieren, und wenn nicht, ebenfalls. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Fahrer des X5 zurücksetzte, und hörte unmittelbar darauf Cecils bellenden Kommandoton, gefolgt von einer Salve aus seiner MP5, mit der er die Vorderreifen des BMW zerfetzte.
Das Feuer einer Maschinenpistole ist um einiges lauter, als die meisten Leute denken, und in einer engen Straße zuckt man ohne Ohrenschützer unwillkürlich zusammen.
Ich ging einen weiteren Schritt auf LeShawn zu, mein Finger spannte sich bereits um den Abzug.
»Los, auf die Knie, alle beide, oder ich blase eure verdammten Schädel weg.«
Ich machte mir nicht mehr die Mühe, »Polizei« zu rufen, denn mittlerweile war klar, dass wir keine Cops waren. Wahrscheinlich führte aber genau diese Erkenntnis dazu, dass die beiden nun endlich gehorchten.
Dennoch funkelte LeShawn mich herausfordernd an. In seinen schwarzen Augen loderte der Zorn.
»Du hast keine Ahnung, wen du hier vor dir hast«, zischte er.
»Doch, hab ich. Einen Idioten, der sich mit heruntergelassenen Hosen erwischen lässt, weil er zu frech geworden ist. Und jetzt nimm schön langsam die Hand aus der Tasche, und wirf die Knarre weg, die du da drin hast.«
»Ich hab keine Knarre.«
»Tu’s einfach, Wichser.«
»Dafür mach ich dich kalt. Du bist ein toter Mann. Kapiert?«
»Ich geb dir drei Sekunden. Dann bist du der tote Mann.«
Ich hob den Lauf der MP5 leicht an, sodass die Mündung direkt zwischen seine Augen zielte.
Es war wichtig, unmissverständlich klarzustellen, wer das Sagen hatte; dennoch zögerte LeShawn immer noch. Hinter ihm tauchten, aufgeschreckt von Cecils Schüssen, die ersten Gesichter in den Fenstern der Sozialwohnungen auf. Jeden Augenblick würde jemand die Cops rufen, und wenn wir Pech hatten, befand sich ein »echtes« MEK ganz in der Nähe. Wir mussten uns beeilen.
»Eins! Zwei!« Als ich meinen Finger um den Abzug krümmte und den Kolben an die Schulter legte, gab LeShawn endlich klein bei. Widerstrebend zog er die Hand aus der Jackentasche und ließ seine Glock vor sich ins Gras fallen.
»Und jetzt wirf den Seesack zu mir rüber! Mach schon!«
Er zögerte erneut, doch nun kam auch Cecil, der den Fahrer mit dem Lauf seiner MP5 vor sich herstieß, ehe er ihm die Beine wegtrat.
»Scheiße, was geht hier ab?«, rief Cecil und richtete seine Waffe ebenfalls auf LeShawn. »Tu, was man dir sagt, oder du bist tot.«
Langsam ließ LeShawn den Sack von seiner Schulter gleiten und warf ihn zu mir herüber.
Ich fing ihn auf und schlang ihn mir – beeindruckt von seinem Gewicht – über die Schulter.
Dann trat ich einen Schritt zurück und richtete die Waffe auf LeShawns Begleiter.
»Jetzt du! Zeig uns deine Knarre. Aber schön langsam.«
»Ich hab keine«, erwiderte der Typ und nahm die Hände aus der Tasche. Sie waren leer, und der Bursche sah langsam ziemlich verängstigt aus.
Ich sagte ihm, er solle die Hände über dem Kopf verschränken, während Cecil LeShawns Glock aufhob. Ich durchsuchte seinen Begleiter, hielt ihm dabei stets die MP5 an die Schläfe. Er trug lediglich ein Messer bei sich; da sah man einmal mehr, wozu das britische Waffengesetz gut ist. Die üblen Jungs kommen einfach nicht mehr so leicht an eine Knarre, was Männern wie uns einen gewissen Vorteil verschafft.
Ich steckte das Messer ein und erinnerte den Kerl daran, die Hände schön hinter dem Kopf zu lassen. Er gehorchte widerstandslos. Es war nicht sein Geld, und er war nicht bereit,
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