Bedrohung
vor Crackhaus Nummer elf ausgestiegen, dem letzten auf seiner Liste, knapp zweihundert Meter von unserem Standort entfernt.
Cecil war klein, drahtig und sehr, sehr zäh. Er hatte sich den Schädel kahl rasiert, was mich an eine Fliege erinnerte – außerdem hatte er jenen stechenden Blick, der selbst solche Zeitgenossen nervös machte, die sich körperlich überlegen wähnten. Er sah auf seine Uhr und zählte die Sekunden herunter. LeShawn und seine Truppe blieben nie länger als nötig in den Häusern. Sie marschierten rein, ließen sich vom Dealer die Einnahmen aus dem Safe holen, zahlten ihm seinen Anteil aus und verschwanden wieder. Es war nicht ihr Job auszurechnen, ob die Summe der Koksmenge entsprach, die der Dealer erhalten hatte. Dies besorgten Tyndalls Finanzbeauftragte. Durchschnittlich verbrachte LeShawns Wagen vor einem der Häuser vier Minuten und fünfzehn Sekunden. Bei diesem dauerte es ein bisschen länger, vier Minuten fünfzig, weil der Weg von der Straße zum Haus länger war.
Was bedeutete, dass es für uns Zeit wurde.
Cecil nickte mir knapp zu. »Bist du bereit?«
»Sicher«, antwortete ich, gelassener, als ich mich fühlte. Das Adrenalin pumpte bereits durch meine Adern und schärfte meine Sinne. Der Job mochte bis ins letzte Detail geplant sein, aber wir beide wussten, dass in Situationen, in denen Tempo und Gewalt eine Rolle spielen, zuerst der Plan auf der Strecke bleibt. Wenn die Dinge aus dem Ruder liefen, kam es immer darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht in Panik zu geraten.
Cecil ließ den Motor an, fuhr aus der Lücke und bog am Ende der Straße links ab.
Die Gegend war ein wenig heruntergekommen, doch offenbar hatte jemand Geld dafür bereitgestellt, die Straßen sauber und die Mauern frei von Graffiti zu halten. Die dreigeschossigen Sozialbauten aus den Sechzigern verbreiteten nichtsdestotrotz dank ihres schmutzig braunen Anstrichs eine Atmosphäre der Armut und Geschmacklosigkeit. Die Straße war ausgestorben. In dieser Gegend fuhren die Leute morgens eher nicht zur Arbeit, und die Kids, die nicht ihren Rausch ausschliefen, saßen bereits in der Schule.
Vor uns parkte ein metallgrauer BMW X5 verkehrswidrig auf dem Gehweg. Es war eines der Autos, die LeShawn regelmäßig einsetzte; hinter dem Lenkrad saß ein junger, schwarzer Bursche.
Cecil glitt auf ihn zu. Die Straße war schmal und links und rechts zugeparkt, wir mussten langsam fahren. LeShawn trug die Beutel mit dem Geld stets höchstpersönlich und ließ sie, auch wenn er die Crackhäuser betrat, keine Sekunde aus den Augen. Zudem befand er sich immer in Begleitung eines seiner Männer. Unser Plan lautete deshalb, ihn um die Kohle zu erleichtern, wenn er auf dem Weg zurück zum Wagen war. Auf diese Weise hatten wir die ganze dreiköpfige Truppe im Blick und konnten sie kontrollieren. Doch das erforderte präzises Timing. Waren wir zu früh dran, mussten wir den Block noch einmal umrunden, und sollte der Fahrer uns das zweite Mal sehen, würde er sofort Verdacht schöpfen. Diese Jungs trugen Waffen, und wenn sie nervös wurden, konnte alles passieren. Außerdem waren wir nur zu zweit, dabei brauchte man für so einen Job eigentlich vier oder fünf Männer.
Das alles schoss mir durch den Kopf, als wir im Schritttempo auf unsere Opfer zurollten. Mein Herzschlag toste wild in meinen Ohren, und langsam dämmerte mir, dass das Ganze vielleicht keine so clevere Idee war.
Doch dann sahen wir, wie LeShawn und sein Leibwächter über die Grasnarbe vor dem Gebäude auf den X5 zuschlenderten. Sie bewegten sich mit dem Selbstvertrauen, das nur Männer zeigen, die bewaffnet sind. LeShawn hatte den kleinen Seesack mit dem Geld locker über die Schulter geworfen, aber beide Männer hatten die Hände in den Jackentaschen vergraben, wo sie garantiert den Finger am Abzug einer Pistole hatten.
LeShawn drehte den Kopf langsam in unsere Richtung.
»Okay«, sagte Cecil, der noch immer geradeaus starrte, und versuchte, möglichst gelassen zu klingen. »Ich zähle bis drei, und dann legst du los.«
Ohne niederzublicken, schob ich die Jacke, die ich auf dem Schoß ausgebreitet hatte, beiseite und enthüllte die nagelneue Heckler & Koch MP5 und eine schwarze Polizistenmütze, wie sie die bewaffneten CO19-Cops tragen.
Eins … zwei …
LeShawn und sein Kumpel waren nur noch fünf Meter von ihrem BMW entfernt. Er sah mich unverwandt an, ging aber weiter und machte keine Anstalten, seine Waffe zu ziehen.
Drei.
Unser Wagen
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