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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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meinte es ernst.

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    09:50
    Es gibt keine edlen Motive.
    Das erzählen sie zwar, aber sie lügen. Als sie mich in den Irak schickten, sagten sie, wir würden die unterdrückten Menschen aus den Ketten eines brutalen Diktators befreien. Doch alles, was wir dort getan haben, war, die ganze Region zu destabilisieren und einen Bürgerkrieg anzufachen, der bis heute schwelt. Und wir haben eine Menge guter Männer verloren. In Afghanistan sagten sie, wir stünden an der vordersten Front im Kampf gegen den globalen Terrorismus und trügen so dazu bei, die Sicherheit der britischen Straßen auch für kommende Generationen zu garantieren.
    Schwachsinn.
    Die Straßen sind kein bisschen sicherer, nur weil wir dort sind – das Gegenteil ist der Fall. Muslimische Terroristen aus aller Welt, die, die wir eigentlich ausschalten sollen, gehen im Königreich ein und aus, wie es ihnen beliebt. Dank der Menschenrechtserklärung und parasitärer Anwälte, die sie für die Terroristen auslegen, können sie sogar darauf vertrauen, dass sie nicht ausgewiesen werden. Und für das, was wir in den muslimischen Ländern anrichten, hassen sie uns umso mehr. International sind wir Aggressoren und innenpolitisch Abwiegler, was wohl auf die denkbar beschissenste Kombination hinausläuft.
    Und die Politiker, die uns in diese gottverlassenen Länder geschickt haben, sitzen gemütlich zu Hause, futtern ihre Pasteten, vögeln ihre Sekretärinnen und fälschen ihre Spesenrechnungen, während sie von Freiheit und notwendigen Opfern faseln, obwohl es garantiert nicht sie waren, die Arme und Beine bei IED -Attacken verloren haben oder mit ansehen mussten, wie das Gehirn ihres besten Kumpels von einer Heckenschützenkugel über einen staubigen Felsen verteilt wurde.
    Ich habe zwei Afghanistan-Einsätze hinter mir, und gebracht hat es nichts. Rein gar nichts. Sobald die westlichen Truppen irgendwann abziehen, werden die Taliban über das Land herfallen wie eine Plage. Und warum? Weil sie keinen Bock auf unsere Demokratie haben. Die meisten dieser Typen haben keinen blassen Schimmer, was das überhaupt ist, und die wenigen, die es kapieren, glauben, es stehe im Widerspruch zu ihren Gottesgesetzen, und lehnen es deshalb ab. Demokratie bedeutet für sie Korruption, und ein Blick auf das vom Westen gestützte Regime in Kabul reicht, um festzustellen, dass sie nicht unrecht haben. Deshalb ist diese ganze verdammte Scheiße eine einzige gigantische Verschwendung von Zeit, Geld und vor allem viel zu viel guter Männer.
    Nachdem wir etwa eineinhalb Kilometer vom Schauplatz des Raubüberfalls entfernt waren, wechselten wir das Auto und stiegen in einen Renault Mégane, den Cecil unter einer Baumgruppe neben einer Brache in der Nähe des Wasserspeichers in Lockwood geparkt hatte. Niemand beobachtete uns, als wir den anderen Wagen abfackelten. Am Ende warfen wir auch die Polizeimützen ins Feuer, behielten aber die Waffen. In einem Land wie Großbritannien, wo selbst halbautomatische Waffen nur schwer zu bekommen sind, waren sie einfach zu wertvoll. Wir verfrachteten sie zusammen mit dem Geld in den Kofferraum des Mégane, zogen uns Anzugjacketts und Krawatten an, stiegen ein und fuhren los Richtung Enfield. Ohne dass uns jemand gesehen hätte. Selbst im Zentrum von London gibt es ein paar Orte, wo sich an einem kalten, grauen Februarmorgen um zehn niemand blicken lässt.
    Ich war immer noch auf einem von Wut und Zorn befeuerten Adrenalin-High. Der Plan hatte gelautet, LeShawn und seine Männer zu stellen, in Schach zu halten und ihnen unter Drohungen das Geld abzunehmen, eventuell ihre Reifen zu zerschießen, aber nicht wirklich Gewalt anzuwenden. So wäre die Tat, selbst wenn es Zeugen gegeben und die Polizei die Patronenhülsen am Tatort gefunden hätte, nie weiterverfolgt worden. LeShawn hätte schwerlich Anzeige erstattet, und Leute, die neben Crackhäusern leben, lernen schnell, in die andere Richtung zu schauen. Mit anderen Worten: Der Plan war perfekt.
    Jetzt war LeShawn tot. Er mochte ein Arschloch gewesen sein, und ich hatte auch nicht geschossen, aber das war kein Trost. Erstens, weil der Überfall eine gemeinsame Tat war, was bedeutete, dass ich genauso wegen Mordes dran wäre wie Cecil. Zweitens hatte ich einen Streifenwagen beschossen und mit meinen Schüssen praktisch den Kühler zerfetzt und den Cops eine Höllenangst beschert. Damit galt ich als aktiver Mittäter. Und am schlimmsten war, dass die Ballerei tierisch Spaß gemacht hatte.
    Übrigens,

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