Bedrohung
Sie haben mein Wort.«
Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch und das Kinn auf die Knöchel seiner gefesselten Hände. Musterte sie eindringlich.
»Wenn ich – natürlich rein hypothetisch – Ihnen Informationen gebe, die Ihnen helfen … Wie würde ich davon profitieren?«
»Das kommt auf die Informationen an.«
»Die Namen der Leute, die hinter dem Anschlag auf das Stanhope und hinter den Anschlägen heute Morgen stecken.«
Tina ließ sich nichts anmerken. Allenfalls war sie überrascht, wie sicher er war, dass es sich in beiden Fällen um dieselben Verantwortlichen handelte. Immerhin hatte er fünfzehn Monate hinter Gefängnismauern verbracht.
»Ich werde offen zu Ihnen sein. Sie kommen niemals wieder frei. Nicht nach dem, was Sie getan haben. Sie wissen, dass die Beweislast gegen Sie erdrückend ist und Ihre Chancen auf einen Freispruch deshalb gleich null sind. Ganz egal, welchen Verteidiger Sie haben. Was bedeutet, dass Sie wegen Massenmordes verurteilt werden, ohne mildernde Umstände.«
Sie hielt inne. »Aber es gibt unterschiedliche Formen, die Strafe abzusitzen.«
»Ich muss wissen, dass es einen Entlassungstermin gibt.«
Tina schüttelte den Kopf. »Das kann ich Ihnen nicht versprechen. Wenn man Sie angesichts Ihrer Taten freiließe, würde es einen öffentlichen Aufschrei geben.«
Fox schien einen Augenblick zu überlegen, ehe er nickte, als würde er sich in das Unvermeidliche fügen. Er ließ seine Hände auf den Tisch fallen und beugte sich vor. Dabei kam sein Gesicht Tina unangenehm nahe.
»Ich schätze mal, Sie fragen sich, woher ich weiß, dass die Stanhope-Verantwortlichen auch hinter der Sache heute stecken.«
»Ich habe darüber nachgedacht, ja.«
»Überprüfen Sie die Handschrift des Bombenbauers. Es ist derselbe Mann, der auch die Bomben im Stanhope gefertigt hat. Doch die Beteiligten haben es gut drauf, ihre Spuren zu verwischen. Deshalb: Was immer Sie oder Ihre Chefs denken mögen – ich bin eure beste Chance, sie zu finden und eine hieb- und stichfeste Anklage zu formulieren.«
»Und Sie wissen, wer sie sind?«
»Hundertprozentig. Ich kenne die Hintermänner. Diejenigen, die Mittel und Logistik bereitgestellt haben. Natürlich halten sie sich im Hintergrund. Aber sie sind noch lange nicht fertig.«
»Reden wir über feindlich gesinnte arabische Regime?«
»Beim Stanhope-Anschlag gab es eine arabische Beteiligung. Jemand wollte Großbritannien dafür bluten lassen, dass es sich in muslimische Angelegenheiten mischt und in islamische Länder einmarschiert. Afghanistan, Irak. Allerdings waren auch britische Interessen im Spiel. Von Leuten, die, sagen wir, mit den Zielen, die diese Bomben erreichen sollen, fraternisieren. Sie haben sogar einen Namen. Sie nennen sich Die Bruderschaft .«
Tina notierte den Namen. »Und was will diese Bruderschaft?«
»Ihrer Ansicht nach hat Großbritannien seine Kultur aufgegeben. Es duldet diese Flut von Immigranten. Eine Menge Bürger stört das; das Problem ist nur, es stört sie nicht genug. Es braucht etwas, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Etwas, das die Bürger so sehr empört, dass sie ihre Stimme jemandem geben, der eine radikale rechte Position vertritt. Und am besten erreicht man dies mit Terroranschlägen, für die man die Immigranten und deren Kinder verantwortlich machen kann. Darum ging es bei Stanhope. Und ich weiß, dass es darum auch bei den Bomben von heute geht. Und es wird noch mehr passieren. Denn je mehr Leute sterben, desto größer ist die Wirkung.«
»Waren Sie … Mitglied dieser Bruderschaft?«
Fox lächelte. »Kein Kommentar.«
Tina musterte ihn, immer noch überrascht, wie normal er aussah, obwohl sie natürlich wusste, dass die meisten Killer gewöhnlich aussehen. »Und Sie haben belastende Beweise gegen diese Leute?«
»Mehr, als Sie sich vorstellen können. Und nicht nur, was das Stanhope angeht. Auch für andere Verbrechen. Und dann gibt es den einen Mann an der Spitze, an dem Sie besonders interessiert sein dürften.«
»Und woher wissen Sie das alles?«
Fox sah sie an. »Weil ich für ihn gearbeitet habe. Wenn Sie mir garantieren, dass ich an einen sicheren Ort gebracht werde und nicht mehr als zehn Jahre absitzen muss, helfe ich Ihnen, den Mann und die anderen vor Gericht zu bringen und zur Rechenschaft zu ziehen.«
»Sie wissen so gut wie ich, Mr. Garrett, dass in diesem Land die Richter die Urteile fällen. Nicht die Politiker. Und ganz sicher nicht die Polizei.«
»Aber ich weiß auch,
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