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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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dass es Möglichkeiten gibt.«
    »Die gibt es. Aber die brauchen Zeit.«
    »Die haben wir nicht. Deshalb habe ich nach Ihnen verlangt. Vor drei Tagen hat man versucht, mich umzubringen, praktisch unmittelbar vor den Anschlägen heute. Das zeigt mir, und hoffentlich auch Ihnen, dass es kein Zufall war. Sondern dass es dafür einen Grund gab, einen einzigen Grund: mich zum Schweigen zu bringen. Wie John Cheney. Und sie werden es wieder versuchen. Besonders wenn sie herausfinden, dass ich mit Ihnen gesprochen habe. Sie müssen mich hier rausholen. Und zwar schnell.«
    »Geben Sie mir einen Namen. Etwas, womit ich arbeiten kann.«
    »Ich brauche Garantien.«
    »Wenn Ihre Informationen gut sind, werde ich Sie hier rausholen, das verspreche ich.« Tina log, aber sie musste etwas aus der Unterhaltung mit diesem brutalen Mörder herausschlagen. Und an seiner Körpersprache konnte sie erkennen, dass er darüber nachdachte.
    Im Raum herrschte Stille. Klaustrophobische Stille.
    Tina wartete. Zählte lautlos die Sekunden mit.
    »Jetmir Brozi.«
    »Das klingt nicht gerade nach britischem Neonazi.«
    »Ist er auch nicht. Aber er hängt mit drin.«
    Tina schrieb den Namen auf.
    »Wie denn?«
    Doch Fox war bereits aufgestanden. Sie merkte, dass die Unterhaltung für ihn gelaufen war.
    »Hören Sie, ein bloßer Name nützt uns nichts. Ich brauche etwas, das beweist, dass Sie mich nicht verscheißern.«
    Fox strich sich mit den gefesselten Händen durchs Haar, wobei er versuchte, die Bandage nicht zu berühren. Dann verzog er das Gesicht und rieb sich den verletzten Arm. Falls der Angriff auf ihn inszeniert gewesen war, dann hatten die es verdammt gut gemacht. Als er sie anschaute, waren seine Augen eisig, und für einen Augenblick spürte Tina, was die Geiseln in jener kalten Novembernacht durchgemacht hatten, wenn sie in die Mündung seiner Waffe blickten.
    »Die Waffen und der Sprengstoff für den Stanhope-Anschlag kamen aus dem Kosovo«, sagte er schließlich. »Der Mann, der den Deal eingefädelt hat, heißt Jetmir Brozi. Er operiert von Großbritannien aus. Abgewiesener Asylbewerber, soweit ich weiß. Er ist Albaner, mit engen Beziehungen zur ehemaligen kosovarischen Befreiungsbewegung UCK , die immer noch auf Tonnen von Waffen sitzt, die den Krieg überdauert haben. Wenn der Sprengstoff heute derselbe war wie im Stanhope, dann ist Brozi der Vermittler.«
    »Wo finden wir ihn?«
    »Er betreibt ein Bordell in einem alten Lagerhaus in der Nähe von King’s Cross. Zumindest habe ich ihn da zum letzten Mal getroffen, als ich vor achtzehn Monaten mit ihm zu tun hatte. Es liegt in der Canal Street, Richtung Norden, ich glaube, das Gebäude heißt Mill House. Keine Ahnung, wo er wohnt, aber den Behörden ist er unter dem Namen, den ich Ihnen genannt habe, bekannt. Er hat mal einen Fahrradfahrer überfahren, als er ohne Versicherung und Papiere durch die Gegend gefahren ist. Der arme Kerl hat sich das Rückgrat gebrochen und lag sechs Wochen im Krankenhaus. Wie sich herausstellte, hätte Brozi sich gar nicht in England aufhalten dürfen, weil sein Asylantrag sowie zwei Einsprüche längst abgelehnt waren. Trotzdem konnten sie ihn nicht ausweisen, denn bevor die Sache vor Gericht ging, heiratete er eine Frau mit britischem Pass und schwängerte sie. Daraufhin argumentierten seine vom Staat bezahlten Anwälte, eine Trennung von Frau und Kind verstoße gegen sein von der Menschenrechtsdeklaration garantiertes Recht auf Familie. Und deshalb lebt er immer noch hier.«
    Fox konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Ist das nicht ein tolles Land?«
    Tina verzog keine Miene, sondern notierte nur die Fakten, wenngleich sie die Schwächen des Justizsystems und die Schlupflöcher der Menschenrechtsdeklaration genauso störten wie die meisten ihrer Landsleute.
    »Ich wollte immer möglichst viel über die Leute herausfinden, mit denen ich arbeite«, fuhr Fox fort. »Nur für den Fall, dass man es einmal gebrauchen kann. Wie jetzt zum Beispiel. Verschwenden Sie mein Wissen nicht, Miss Boyd. Denn wenn ich sterbe, stirbt es mit mir. Und ich kenne Geheimnisse, die Ihnen die Haare zu Berge stehen lassen werden.«
    Tina steckte ihr Notizbuch ein und erhob sich ebenfalls. »Ich melde mich«, sagte sie und machte keine Anstalten, ihm die Hand zu geben.
    »Sie wissen, dass ich Sie bewundere«, entgegnete Fox und ließ seinen Blick über sie schweifen. »Sie mögen uns im Stanhope eine Menge Probleme bereitet haben, aber ich kann nicht anders. Ich

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