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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Luft zu sprengen.
    Dennoch wirkte der Mann, der auf der anderen Seite des Tisches saß und eine lauwarme Tasse Tee in den mit Handschellen gefesselten Händen hielt, auf Tina nicht wie ein rücksichtsloser Terrorist. Im Gegenteil, er sah eher aus wie ein ausgebrannter Sportlehrer, der einen Unfall gehabt hatte. Er war mittelgroß und von mittlerer Statur, mit kurz geschnittenen, sandblonden Haaren und bleicher, fast durchsichtig wirkender Haut. Die Verletzungen des Angriffs waren deutlich zu sehen. Sein Schädel war bandagiert, ebenso sein rechter Unterarm. Auch an seinen Händen erkannte sie Schnittwunden, von denen eine mit mehreren Stichen genäht worden war. Sein Gesicht war schmal, fast eingefallen, als habe er keine Freude am Essen, triebe trotzdem aber zu viel Sport. Dennoch ließ das breite, offene Lächeln, mit dem er Tina begrüßte, darauf schließen, dass er seine gute Laune nicht verloren hatte. Lediglich der berechnende Blick, mit dem er sie aus schmalen Augen bedachte, ließ dunklere Absichten vermuten.
    »Danke, dass Sie hierher zu mir gekommen sind«, sagte er mit fester Stimme, deren rollendes »R« entfernt an den Westen der Insel erinnerte. »Ich würde Ihnen die Hand geben, aber mit diesen Dingern ist das nicht so einfach.«
    »Ich werde es verkraften«, erwiderte Tina und ließ sich ihm gegenüber nieder, wobei sie darauf achtete, nicht auf den roten Notrufknopf zu starren, der direkt unter der Tischkante leuchtete. Sie wollte nicht, dass er annahm, er jage ihr Angst ein.
    »Ich habe gehört, Sie wurden wieder in die Met aufgenommen. Wie haben Sie das geschafft?«
    Tina beugte sich vor und erwiderte seinen Blick. »Wir sind nicht hier, um meine Karriere zu besprechen, Mr. Garrett. Sie haben dem Direktor mitgeteilt, Sie hätten Hintergrund-Informationen über den Anschlag auf das Stanhope.«
    Er sah auf den zerkratzten Tisch und dann wieder zu Tina.
    »Wissen Sie, warum ich nach Ihnen verlangt habe?«
    »Nein. Und ich muss sagen, es hat mich überrascht. Ich bin nicht an den Stanhope-Ermittlungen beteiligt.«
    »Weil ich Ihnen vertraue. Und weil ich glaube, dass Sie sich durchsetzen können. Die meisten Menschen tun, was man ihnen sagt, füllen die Formulare genau so aus, wie man es von ihnen verlangt, und die wichtigen Entscheidungen überlassen sie ihren Chefs. Deshalb befindet sich dieses Land in so einem bedauernswerten Zustand. Niemand will mehr Verantwortung übernehmen. Würde jetzt ein anderer Cop an Ihrer Stelle hier sitzen, kämen wir nur im Schneckentempo voran. Mit Ihnen jedoch, da bin ich sicher, werden wir die Sache beschleunigen.«
    Tina verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass sie als Detective Constable einer mittelgroßen CID nicht wirklich in einer einflussreichen Position war, und sagte nur: »Ich tue, was ich kann.«
    Er nickte bedächtig. »Da bin ich mir sicher. Ich höre, es gibt eine Sonderkommission, die die Stanhope-Ermittlungen führt? Ich schätze, die haben Sie bereits instruiert.«
    »Ich habe gewisse Kenntnisse«, erklärte Tina unverbindlich.
    »Und? Wie kommen die voran? Ich habe nichts über neue Festnahmen gehört.«
    »Ich kann hier nicht mit Ihnen über eine laufende Ermittlung sprechen, Mr. Garrett.«
    »Aber ich wette, die Bomben heute Morgen waren ein Schock.«
    »Bomben?«
    »Ach, kommen Sie, tun Sie nicht so, als sei ich besser informiert als Sie.« Er lächelte und entblößte dabei eine Reihe blütenweißer Zähne. »Vor einer halben Stunde sind zwei weitere Bomben explodiert. Ich habe es in meiner Zelle im Fernsehen verfolgt, während ich auf Sie gewartet habe. Die Polizei wollte eine Wohnung stürmen, von jemandem, der in den ersten Anschlag verwickelt war, doch dann gab es kurz hintereinander zwei Explosionen. Offensichtlich eine Falle.«
    Tina widerstand der Versuchung, ihn nach weiteren Details zu fragen. Sie ärgerte sich, weil Mike Bolt sie nicht gleich angerufen hatte, und war überrascht, dass der Direktor offenbar auch von nichts wusste. Oder vielleicht wusste er es, aber der Schweinehund hatte beschlossen, ihr nichts zu erzählen.
    »Die Bombe heute Morgen, oder von mir aus auch die Bomben, sind Sache des CTC .«
    »Sah alles ziemlich professionell aus. Zumindest haben sie das in den Nachrichten betont. Und ich wette jede Summe, dass die Leute dahinter dieselben sind wie die hinter dem Anschlag auf das Stanhope.«
    Er sah sich in dem fensterlosen Raum um.
    »Wird das aufgezeichnet?«
    »Im Augenblick ist alles, was Sie sagen, off the record .

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