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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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wurde. Dank CSI und all den anderen Fernsehserien sind diese Schweine mittlerweile mit allen Wassern der Forensik gewaschen. Sie benutzten Kondome und achteten darauf, keine verwertbaren Spuren zu hinterlassen. Das Mädchen selbst war sich nicht sicher. Sie war die meiste Zeit zu zugedröhnt gewesen, um mitzukriegen, was sie mit ihr anstellten. Aber da sie ernsthafte Verletzungen davongetragen hatte, konnten wir sicher sein, dass es viele waren, die sich an ihr vergangen hatten, und das nicht gerade sanft.
    Leider war, als wir das Haus stürmten, nur einer der Dealer anwesend. Ein hochfahrender kleiner Wichser, der auf den Namen Alfonse Webber hörte. Gerade mal achtzehn und schon Berufsverbrecher. Er behauptete, er wisse nichts von dem Mädchen, und beschuldigte seinen Kumpel, den anderen Dealer. Doch als wir den fassten, stritt er ebenfalls alles ab. Wir versuchten, das Mädchen zu einer Aussage zu bewegen, aber sie hatte eine Mordsangst und wollte nur noch in Ruhe gelassen werden. Man konnte es ihr nicht verübeln. Sie musste weiter in der Gegend leben.
    Das war’s dann. Was hätten wir tun sollen? Zumal wir nur ein paar Brocken Crack fanden und keine Pistole. Webber wurde vor Gericht gestellt und erhielt eine Bewährungsstrafe. Er behauptete, die Drogen dienten seinem Eigenbedarf, und er habe keine Ahnung, wie das Mädchen sich oben im Schlafzimmer selbst habe fesseln können. Der Richter glaubte ihm nicht – zumindest hoffe ich das, denn manchmal ist es schwer zu sagen. Aber die Gefängnisse sind voll, und es lagen nicht genügend Beweise vor, ihn wegen schwerwiegenderer Straftaten zu verurteilen. Deshalb kam er mit einer Bewährungsstrafe davon und durfte das Gericht verlassen.
    Um ehrlich zu sein – was mit Webber geschah, war nicht schlimmer als das, was auch in einem Dutzend anderer Fälle passiert war, mit denen ich zu tun gehabt hatte. Trotzdem brachte er das Fass zum Überlaufen. Ich hatte genug. Als er an der Seite seines Anwalts aus dem Gerichtsgebäude stolzierte und mich sah, brach der kleine Wichser in gellendes Gelächter aus und klang dabei wie ein blökender Esel. Dann fing er in seinem lächerlichen Straßenslang an herumzutönen, dass die Bullen zu dämlich seien, ihn zu erwischen. Sein Anwalt, ein kleiner, bebrillter Nerd, versuchte ihn zu bremsen. Und der Cop, der mich begleitete, nun, der schien zu ahnen, was mir durch den Kopf ging, und legte mir besänftigend die Hand auf die Schulter. Sagte, ich solle ihn ignorieren.
    Was ich auch fast getan hätte. Ich wollte mich gerade abwenden, da sagte er es. Etwas, bei dem mir einfach die Sicherungen durchbrennen.
    Und bei mir brachen alle Dämme. Er rief mir hinterher, er freue sich schon auf den Tag, an dem er meine Tochter ficken würde.
    Meine wunderbare kleine dreijährige Tochter.
    Ich sah rot.
    Das Komische war: Als er es sagte, schoss mir nicht das Bild meiner Tochter durch den Kopf, sondern das eines jungen Soldaten meiner Einheit, den bei meinem ersten Einsatz in Helmand eine Rucksackbombe erwischt hatte. Er war förmlich zerfetzt worden, verlor beide Beine und anderthalb Arme und landete in einer Sozialwohnung, ohne dass sich Armee, Regierung oder Sozialamt um ihn kümmerten. Während dieses Stück Scheiße, dieses dreckige, schmierige Stück Scheiße, das nicht einen Tag in seinem Leben gearbeitet hatte, das nie etwas anderes getan hatte, als mit Crack zu dealen, ein Mädchen zu foltern und Polizisten zu bedrohen, ungestraft davonkam.
    Deshalb ging ich auf ihn los. Sein Anwalt versuchte noch, mich aufzuhalten, aber ich brach dem Schleimbeutel mit einem Schlag die Nase. Webber schoss davon, kam jedoch nicht schnell genug weg, da ihm seine Baggy-Jeans halb den Arsch runterhingen und er diese überdimensionalen Sneaker trug, die aussahen, als würden sie mehr wiegen als er. Ich sprang ihm in den Rücken und rammte ihn mit dem Gesicht voraus in den Asphalt. Dann packte ich seinen Schädel und schlug ihn wieder und wieder aufs Pflaster. Das Blut spritzte nur so. Gott, was für ein geiles Gefühl. Keine Frage, ich hätte ihn umgebracht. Ich dachte überhaupt nicht daran aufzuhören. Ich hätte seinen Schädel zu Brei zerstampft. Aber zum Glück bekam ich keine Gelegenheit dazu. Es standen zu viele Leute um uns herum, auch Cops und Sicherheitspersonal. Irgendwie schafften sie es, mich von ihm runterzuziehen. Ich schlug trotzdem wie besinnungslos um mich. Einer der Wachleute vom Gericht bekam einen Ellbogen ins Gesicht und verlor dabei zwei

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