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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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sich zu bringen, um kein einheitliches Ziel abzugeben. Dabei hielten sie wie beiläufig die Arme halb in die Höhe, bewegten sich vorsichtig rückwärts, und plötzlich kam ihnen die ruhige kleine Seitenstraße inmitten der Metropole wie der einsamste Ort auf der Welt vor.
    Doch Brozi setzte ihnen nach. Er hielt, die Pistole direkt auf ihren Kopf gerichtet, auf Tina zu. Die Mündung befand sich kaum mehr vier Meter entfernt. Sein Blick war wirr, und Tina hatte den Eindruck, dass er zugekokst war, was vielleicht auch erklärte, warum er sie mitten auf der Straße am helllichten Tag mit einer illegalen Glock 17 bedrohte.
    »Was hast du in meinem Haus zu suchen?«, bellte er. »Spuck’s aus oder ich knall dich ab. Kapiert? Und bleib verdammt noch mal stehen!«
    Tina stand nun mitten auf der Straße und gehorchte, wobei sie die Arme noch einen Tick höher streckte.
    »Mr. Brozi«, mischte sich Bolt ein. »Wir sind Polizisten. Wenn Sie einen von uns erschießen, wandern Sie für den Rest Ihres Lebens ins Gefängnis.«
    Brozi blieb stehen, ein erster Zweifel huschte über sein Gesicht, doch er hielt die Waffe weiterhin auf Tina gerichtet.
    »Nehmen Sie die Pistole weg, Mr. Brozi«, fuhr Bolt unbeirrt fort. »Dann können wir darüber reden.«
    Langsam schob er sich ein, zwei Schritte nach vorne.
    »Bewaffnete Kollegen sind bereits unterwegs.«
    »Uns zu erschießen bringt gar nichts«, fügte Tina hinzu, die Bolts Bewegung bemerkt hatte.
    Doch plötzlich richtete Brozi die Waffe auf Bolt.
    »Bleib, wo du bist!«
    Angst durchzuckte Tina. Sie fürchtete, er könnte ihn erschießen, und dann wäre alles ihre Schuld. Sie überlegte, sich auf ihn zu stürzen, aber es war zu riskant. Er stand zu weit weg, und sie wusste, was eine Kugel anrichtete.
    Von Süden war nun deutlich Sirenengeheul zu vernehmen, das langsam näher kam. Brozi schien zu realisieren, in welch heikler Lage er sich hier mitten auf der Straße befand. Fünfzig Meter hinter ihm konnte Tina zwei Schulmädchen erkennen, die vor die Tür eines Ladengeschäfts getreten waren und zusahen. Schweißtropfen lösten sich von ihrer Haarlinie und rannen ihr über die Stirn in die Augen, sie traute sich aber nicht, sie wegzuwischen.
    »Legen Sie die Waffe auf den Boden, Mr. Brozi«, sagte sie mit einer Ruhe, die sie nicht spürte. »Das hier hilft niemandem.«
    »Fick dich, Schlampe«, zischte Brozi und zog sich rückwärtsgehend zurück. »Fickt euch beide.«
    Die Waffe immer noch abwechselnd auf Bolt und Tina gerichtet, stieg er in seinen Lexus JS, ließ den Motor an und fuhr los.
    Tina und Bolt erkannten die Chance, aus der Schusslinie zu kommen, und rannten geduckt los. Als Brozi an ihnen vorüberrauschte, waren sie bereits im Wagen.
    »Wir verfolgen ihn doch?«, keuchte Tina.
    Bolt antwortete nicht. Er sah Tina nicht einmal an, sondern drehte wortlos den Zündschlüssel um und raste los.
    Tina griff sich das Funkgerät.
    »Alpha Eins an alle. Im Haus von Ziel Eins ist ein Schuss gefallen. Im Augenblick verfolgen wir Ziel Eins in einem blauen Lexus, Kennzeichen Alpha, Freddie, Zehn, Alpha, November, Charlie. Ziel Eins ist mit einer voll geladenen Glock bewaffnet. Ich wiederhole, Ziel Eins ist bewaffnet und gefährlich. Begegnen Sie ihm nur mit äußerster Vorsicht. Over .«
    Bolt fuhr schnell und konzentriert, und er war kaum mehr zwanzig Meter hinter dem Lexus, als dieser auf die Kreuzung zuschoss. Doch da leuchteten die Bremslichter des Japaners, und fast gleichzeitig lehnte sich Brozi aus dem Seitenfenster und schoss auf sie.
    »Scheiße!«, rief Bolt, stieg ebenfalls in die Eisen und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Gleichzeitig duckte er sich hinter dem Armaturenbrett ab. Die Kugeln flogen ihnen um die Ohren; eine streifte mit einem hässlichen Kreischen das Autodach, eine andere traf den Seitenspiegel auf der Fahrerseite.
    Auch Tina war abgetaucht, ihr Herz schlug im Rausch des Augenblicks wie eine Dampflokomotive. Als sie es wagte aufzublicken, war von Brozi und der Pistole nichts mehr zu sehen, und der Lexus hatte wieder beschleunigt.
    Doch noch ehe er die Kreuzung erreichte, war ein Streifenwagen gegen die Fahrtrichtung in die Straße eingebogen und blockierte den Fluchtweg. Brozi warf den Rückwärtsgang ein und raste auf Bolt und Tina zu.
    »Er rammt uns!«, rief Tina.
    Bolt fluchte. Sie schafften es gerade noch, sich auf den Crash vorzubereiten, da krachte das Heck des Lexus auch schon in ihren Kühler. Das Polizeifahrzeug wurde einige Meter nach

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