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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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bewaffnete Verstärkung anfordern. Nur zur Sicherheit.«
    »Ist sie geladen?«
    »Ja.«
    »Dann entlade sie lieber, denn er ist bereits ausgestiegen und auf dem Weg zur Haustür. Himmel, Tina, warum tust mir immer so was an?«
    Sie hörte noch den Zorn in seiner Stimme, ehe sie das Funkgerät abstellte.
    Dann wurde unten auch schon der Schlüssel im Schloss gedreht. Nun hatte sie keine Möglichkeit mehr, sich hinunterzuschleichen und die Pistole zu entladen, ohne dass Brozi sie bemerkte. Schnell sah sie sich nach einem Versteck um. Sie entschied sich für den doppeltürigen Kleiderschrank gegenüber des Bettes. Sie schlüpfte hinein und bemerkte gerade noch, dass der Bildschirmschoner des PC auf sich warten ließ. Wenn Brozi in den nächsten Minuten hereinkam, würde er sehen, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte. Im Stillen verfluchte sie sich für ihre selbstzerstörerische Ader, die wohl nie aufhören würde, sie heimzusuchen.
    Und dennoch, als sie sich im Schrank zusammenkauerte, spürte sie Erregung.

24
    15:00
    Der Redakteur in der Nachrichtenredaktion von Sky News, der den Anruf entgegennahm, klang gereizt und gelangweilt.
    »Hier spricht das Islamische Kommando, das für die Attacken auf die Kreuzzügler und deren Unterstützer verantwortlich zeichnet«, erklärte Cain durch den Stimmenverzerrer. »Wir warten immer noch auf die Antwort der britischen Regierung auf unsere Forderungen. Oder hält die Regierung ihre Bürger nicht für schützenswert?«
    »Könnten Sie Ihre Forderungen kurz wiederholen?«
    Amüsiert nahm Cain zur Kenntnis, dass in der Stimme des Redakteurs ein bisschen Panik mitschwang.
    »Wenn sie nicht bis heute Abend zwanzig Uhr erfüllt sind, dann gibt es weitere Anschläge, die so vernichtend sein werden, dass dieses gottlose Land in seinen Grundfesten erzittern wird.«
    Der Redakteur wollte noch etwas sagen, aber Cain hatte bereits aufgelegt. Er schaltete das Handy aus, nahm die SIM -Karte heraus und schnippte sie ins Gebüsch. Dann ging er ein paar Schritte durch das Wäldchen, ehe er das Handy in ein Brombeergestrüpp warf.
    Kurz darauf trat er unter den Bäumen hervor. Er war nun am höchsten Punkt von Hampstead Heath und konnte auf die hügelige Parklandschaft hinunterschauen, hinter der sich die City mit ihren charakteristischen Gebäuden erstreckte. »The Gherkin«, »The London Eye«, »The Shard« hoben sich deutlich aus der Masse der umliegenden Häuser hervor. Hier oben war alles so friedlich. Aber dort unten musste inzwischen das reinste Chaos herrschen. Die verschiedensten Polizeieinheiten und Sicherheitsbehörden suchten verzweifelt nach den Urhebern der Anschläge von heute Morgen.
    Bislang hatte die Regierung sich darauf beschränkt, die Anschläge allerschärfstens zu verurteilen, den Opfern und ihren Angehörigen ihre Anteilnahme auszusprechen und das übliche Mantra wiederzukäuen. Die britische Regierung verhandele nicht mit Terroristen. Die Londoner sollten den Terroristen nicht gestatten, ihr Verhalten zu bestimmen, und deshalb genauso weiterleben wie zuvor. Obwohl der Premierminister mutmaßlich eine Cobra-Sitzung leitete, das Komitee des nationalen Notstands, überließ er es dem Commissioner der Met, sich dem Fragengewitter der Medien zu stellen.
    Insofern reagierten sie exakt so, wie Cain es vorhergesagt hatte. Mit anderen Worten, es lief alles nach Plan.
    Er zog ein weiteres Handy hervor. Zeit, Brozi anzurufen und ein Treffen zu vereinbaren.

25
    15:01
    Jetmir Brozi gab eindeutig keine großen Summen für Kleidung aus. In seinem Schrank hingen gerade einmal ein Dutzend Hemden und Hosen. Nichts davon hätte Tina, die zwischen ein paar verstreuten Schuhen im Dämmerlicht auf dem Boden kauerte, einigermaßen geschützt.
    Von hier konnte sie ihn bereits telefonieren hören. Seine tiefe Stimme drang, wenn auch schwach, durch die Türen. Und er kam näher. Eine Stufe knarrte, dann öffnete sich die Zimmertür.
    Himmel, wie hatte sie sich nur in eine solche Lage bringen können? Warum schaffte sie es nie, ihren Job sauber zu erledigen?
    Zum ersten Mal verdrängte Angst ihre Erregung. Wenn Brozi sie entdeckte, saß sie ohne Waffe in der Falle. Sie hatte nicht einmal ihr Pfefferspray dabei.
    Er kam herein und verabschiedete sich von seinem Gesprächspartner. Er sprach Englisch, allerdings leise, und sie fragte sich, ob die neuen Wanzen alles aufgezeichnet hatten.
    Sie spähte durch das Schlüsselloch des Schrankes, Brozi hatte ihr den Rücken zugewandt und

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