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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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zerdrücktes Zigaretten-Päckchen aus der Tasche ihrer Jeans und zündete sich eine an. Dabei merkte sie, dass ihre Hand immer noch zitterte.
    »Nein, hast du nicht«, sagte Bolt. »Und das ist dein Problem. Du machst einfach deinen Job nicht. Du tust, was du für richtig hältst, und ignorierst die Konsequenzen – und die Vorschriften.«
    »Tut mir leid.«
    »Himmel, ich wünschte, ich hätte dich nicht ins Team genommen.«
    Die Worte saßen.
    »Ich habe auf seinem PC eine Spur entdeckt«, sagte sie mit einer Ruhe, die sie nicht fühlte. »Eine Mail im Entwurfsordner. Auf Albanisch.«
    »Und woher weißt du, dass es eine Spur ist, wenn sie auf Albanisch ist?«
    »Weil sie sich im Entwurfsordner eines anonymisierten Hotmail-Accounts befand. Und weil diese Typen so untereinander kommunizieren, wenn sie nicht wollen, dass jemand mitliest.«
    »Das reicht nicht, Tina.«
    »Ach komm schon, Mike, wir haben genug, was wir Brozi anhängen können. Er hat auf uns geschossen, und er steckt offensichtlich bis zum Hals in illegalen Machenschaften. Er wird so gut wie sicher kooperieren. Das ist der Bursche, von dem Fox sagte, er habe die Waffen für das Stanhope-Attentat besorgt. Und der auch Zugang zu PETN hat, dem Zeug, aus dem die Bomben von heute Morgen waren.«
    Bolt seufzte.
    »Tja, nichtsdestotrotz müssen wir warten, bis die vernehmenden Kollegen ihr Ergebnis bekannt geben.«
    »Die Kollegen? Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass wir ein zweites CTC -Team anfordern müssen, das ihn verhört. Wir selbst dürfen ihn nicht verhören. Nicht nachdem er auf uns geschossen hat. Und statt herauszufinden, wer hinter den Bomben von heute Morgen steckt, werden wir aufs örtliche Revier gehen und unsere Aussagen machen müssen.«
    Er sah sie mit einer Mischung aus Gereiztheit und Trauer an.
    »Ich fahre nach Islington und bereite alles vor, damit wir wenigstens anfangen können, falls er sich entschließt zu kooperieren.«
    »Und was soll ich machen?«
    »Du bleibst hier und achtest darauf, dass niemand das Haus betritt, bevor die Spurensicherung da ist.«
    »Ich soll Wachdienst schieben?«
    »Sei froh, dass du überhaupt einen Dienst schieben darfst«, entgegnete er, drehte sich um und ging davon, während Tina sich einmal mehr fragte, ob sie alles vermasselt hatte.

28
    15:55
    Von all den Dingen, die ich verlor, als ich Alfonse Webber attackierte, traf mich der Verlust meiner Familie am härtesten.
    Meine Ehe war nicht die beste gewesen – wie denn auch, wenn man ein kleines Kind und einen stressigen, zeitaufwendigen Job hat? Doch bis dahin klappte es ganz gut. Ich liebte meine Frau, ich liebte meine Tochter, und ich glaube, die beiden liebten mich ebenfalls.
    Aber das Band zwischen mir und Gina war offenbar nicht stark genug, denn unsere Ehe hat meine Haft nicht überlebt. Nach sechs Monaten sagte sie, sie wolle die Scheidung. Ich konnte sie noch so anflehen – sie ließ sich nicht erweichen. Ich denke mal, es gab einen anderen, jedenfalls eine Zeit lang. Sie hat es nie zugegeben, und falls es jemanden gab, war er, als ich entlassen wurde, wieder von der Bildfläche verschwunden. Dennoch quälte mich in den vielen Nächten, in denen ich allein in meiner Zelle lag und die Decke anstarrte, der Gedanke, was die Frau, die ich liebte, wohl gerade anstellte und mit wem.
    Als ich den schmalen, zugewachsenen Weg zu meinem alten Haus in Stamford Hill entlangging, ballten sich hinter mir die Wolken, und auch der Wind nahm zu. Ich klingelte. Daran würde ich mich nie gewöhnen können. An meiner eigenen Haustür klingeln zu müssen.
    Kurz darauf tauchte Gina hinter der Milchglasscheibe auf. Ich sagte, ich hätte etwas für sie, und sie öffnete die Tür.
    Sie trug Trainingshosen und ein Sweatshirt und sah auch ohne Make-up fantastisch aus. Gina mochte eine alleinerziehende Mutter sein, die schauen musste, wie sie zurechtkam, aber die Zeit immerhin hatte sie gut behandelt.
    »Hallo«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln. »Du hast also was für mich?«
    Der Satz würde es zwar nicht in die Hall of Fame der herzlichen Begrüßungen schaffen, aber ich konnte ihr deswegen keinen Vorwurf machen. Ich hatte mich in letzter Zeit eher selten blicken lassen, eigentlich schon nicht mehr, seit ich mit den Unterhaltszahlungen in Rückstand geraten war und sie gedroht hatte, das Sozialamt einzuschalten, um mich aufspüren zu lassen.
    Tja, auch die Mächtigen stürzen.
    »Kann ich reinkommen?«
    Sie nickte misstrauisch und trat

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