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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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versuchte, trotz der Augenbinde zu Voorhess aufzusehen.
    Der stellte Teller und Flasche auf den Couchtisch.
    »In gewisser Weise, ja, aber ich kann Ihnen nur eines sagen: Wenn Sie kooperieren, wird Ihnen nichts zustoßen. Ich bin nicht hier, um Ihnen Schaden zuzufügen. Vielleicht entnehmen Sie das auch der Tatsache, dass ich Sie soeben gefüttert habe.«
    »Ich will nicht sterben«, flüsterte Butt.
    »Das werden Sie auch nicht«, erwiderte Voorhess und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Bleiben Sie einfach ruhig sitzen; am späten Abend bin ich verschwunden. Das verspreche ich Ihnen.« Voorhess war ein Meister im Besänftigen. Eine Krankenschwester, mit der er in Kapstadt eine Weile liiert war, hatte ihm einmal gesagt, er hätte einen ausgezeichneten Arzt abgegeben, da er über die perfekte Stimme verfügte, um bei der Visite das Vertrauen der Patienten zu gewinnen. Respekt einflößend und doch freundlich. Auch bei Butt zeigten seine Worte Wirkung. Es war schon komisch, dachte Voorhess, dass er ausgerechnet diesen Beruf ausübte.
    Plötzlich klingelte es unten an der Tür. Schrill hallte der Ton in der Wohnung wider.
    Voorhess sah, wie Butt erstarrte.
    »Wer kann das sein?«, fragte er barsch.
    »Ich weiß nicht.«
    Butts Stimme zitterte, Voorhess schöpfte Verdacht.
    »Erwarten Sie jemanden?«
    »Das könnte meine Freundin sein. Wie spät ist es?«
    »Viertel vor fünf.«
    »Ein bisschen früh für sie, außerdem habe ich sie gar nicht erwartet.«
    Wieder schrillte die Klingel.
    »Wird sie gehen, wenn niemand öffnet?«
    Butt antwortete nicht. Er wirkte verängstigt.
    »Butt«, sagte Voorhess etwas lauter. Der besänftigende Arzt-Habitus war mit einem Mal verschwunden und hatte einem kalten, geschäftsmäßigen Ton Platz gemacht. »Wird sie wieder gehen?«
    Butt schluckte. »Sie hat einen Schlüssel.«
    Ach, dachte Voorhess, immer diese Komplikationen.
    Butt reckte den Hals in Richtung seines Entführers, als könne er dessen Gedanken lesen. »Bitte tun Sie ihr nichts. Sie bedeutet mir alles. Wir wollen heiraten.«
    Er hätte noch mehr gesagt, aber Voorhess stopfte ihm den Knebel in den Mund und zurrte ihn fest.
    »Keinen Laut, Mr. Butt, das kleinste Geräusch von Ihnen bringt Ihre Freundin in Lebensgefahr. Nicken Sie, wenn Sie mich verstanden haben.«
    Butt nickte.
    Voorhess hatte ihm bereits das Handy weggenommen und hielt es jetzt in der Hand. Es vibrierte, und auf dem Display erschien eine SMS . Sie kam von seiner Freundin, die, mit vielen Fragezeichen garniert, wissen wollte, wo er stecke. Dann schrieb sie, dass sie extrem geil sei und es sich bei ihm schon mal bequem machen würde.
    Ach du Scheiße, dachte Voorhess und trat in den Flur des ersten Stocks hinaus.
    Inzwischen wurde es allmählich dunkel. Er ging kurz ins Badezimmer, griff sich ein Handtuch und eilte dann die Treppe hinab. Unten wurde bereits der Schlüssel im Schloss gedreht.
    Sie hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als Voorhess das Ende der Treppe erreichte. Es war die junge Frau von dem Foto gegenüber dem Gäste- WC . Sie drehte sich um, Voorhess erkannte noch, dass sie ein breites, sexy Lächeln aufgesetzt hatte, doch das verschwand blitzartig, als sie sah, dass am Fuß der Treppe nicht ihr Verlobter stand, sondern ein fremder Hüne, der einen Overall trug und in der einen Hand eine Pistole und in der anderen ein Handtuch hielt.
    In natura war sie noch attraktiver: eine hochgewachsene, gertenschlanke Blondine mit goldener Haut, die ein kurzes rotes Kleid trug, das ihre wohlgeformten Beine ebenso zur Geltung brachte wie die hochhackigen roten Pumps, die sie – so vermutete Voorhess – auch im Bett anbehielt. Eine kurze rote Lederjacke vervollständigte das Ensemble.
    »Oh mein Gott«, entfuhr es ihr, und ihr Mund stand offen vor Schreck.
    »Alles in Ordnung«, sagte Voorhess ruhig und hob die Waffe. »Ich werde Sie nicht verletzen. Aber nehmen Sie bitte die Hände hoch.«
    Noch während sie sie unsicher in die Höhe reckte, schoss er ihr ins linke Auge. Bevor sie zusammenbrach, war er bei ihr, fing sie auf und wickelte ihr das Handtuch um den Kopf, um die Blutung zu stoppen. Die 22er, die er von seinem Auftraggeber angefordert hatte, machte mit der Low-Velocity -Munition, die er verwendete, kaum Lärm und richtete praktisch keine Sauerei an, weil die Kugel meistens im Körper des Opfers stecken blieb. Er hatte gehofft, sie nicht benutzen zu müssen, war aber auch aus Erfahrung für alle Eventualitäten

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