Bedrohung
nur an die Vorschriften denken.«
»Wie gesagt, die vorgesetzten Behörden sind bereit, sich auf einen Deal mit Ihnen einzulassen. So viel kann ich garantieren. Und dass man Sie an einen sicheren Ort bringen wird.«
»Wenn ich das schriftlich habe und mich an diesem sicheren Ort befinde, helfe ich Ihnen. Vorher nicht.«
Tina war frustriert. Sie stellte sich Fox vor, wie er am anderen Ende der Leitung mit arrogantem Gesicht dasaß. Ein ganz gewöhnlicher Mann, der für einige Dutzend Morde verantwortlich war und nicht das geringste Anzeichen von Reue zeigte. Sie wollte ihn an seinen kurzen, schütteren Haaren packen und seinen Schädel auf die Tischplatte knallen. Wieder und immer wieder.
Aber das ging nicht.
Und das wusste er.
»Holen Sie mich hier raus, dann reden wir.«
»Ich kann Sie da heute Abend nicht mehr rausholen. Das habe ich Ihnen gerade gesagt.«
»Dann verbinden Sie mich mit jemandem, der es kann. Ansonsten ist dieses Gespräch von meiner Seite aus beendet.«
Bolt schüttelte den Kopf, um ihr anzudeuten, es nicht persönlich zu nehmen, doch es war ihr egal.
»Wenn noch mehr Menschen sterben, weil Sie uns nicht helfen wollen …«
»Dann was?«, unterbrach er sie sarkastisch. »Was genau werden Sie dann tun?«
»Dann mach ich Sie fertig. Ganz egal, wie lange es dauert. Ich weiß noch nicht, wie, aber täuschen Sie sich nicht – ich finde einen Weg.«
Fox seufzte resigniert. »Das werden Sie gar nicht brauchen. Wenn Sie mich hier drin lassen, werden andere das für Sie erledigen. Und dann ist es zu spät. Und zwar für uns beide.«
33
17:25
Die Nacht brach schnell herein. Wir fuhren nach Süden durch Bermondsey, vorbei an gesichtslosen Industriegebieten und Outlet-Centern Richtung Old Kent Road.
Nachdem Cecil mich vor meinem alten Zuhause abgeholt hatte, waren wir einer merkwürdigen, von U-Turns geprägten Route durch Nordost-London gefolgt, ehe wir in den pompösen Prunk der City of London eintauchten und auf der Tower Bridge den Fluss überquerten. Ein paar Minuten später trafen wir Cain, der uns in einer von trendigen Apartmenthäusern geprägten Seitenstraße der Jamaica Road erwartete. Wir wechselten das Fahrzeug und stiegen um in einen Audi A5 Kombi, ein Modell, das ich noch nie gesehen hatte.
Der Verkehr war weniger heftig als gewöhnlich, und ich fragte mich, ob die Leute aufgrund der Bombendrohungen, die wie eine finstere Wolke über der Stadt lasteten, früher Feierabend gemacht hatten und nach Hause gefahren waren.
Cecil hatte mich erneut mit dem Wanzen-Detektor abgetastet und mich angewiesen, mein Handy auszuschalten. Ich hatte protestiert, aber er ließ sich nicht umstimmen. Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte. Bolts technische Einweisung war richtig gewesen: Der Detektor hatte die beiden GPS -Apparate in meiner Brieftasche nicht aufgespürt. Trotzdem hatte ich ein paar nervenzerfetzende Sekunden hinter mir.
Inzwischen hatte Cain das Steuer übernommen, ich saß neben ihm auf dem Beifahrersitz, Cecil auf der Rückbank direkt hinter mir, was mich paranoid machte. Wir bogen in eine ruhige, schwach beleuchtete Seitenstraße ein, die auf der einen Seite von verlassen wirkenden Lagerhäusern flankiert wurde und auf der anderen von einer Reihe riesiger Gasometer, die hinter einer hohen Ziegelmauer in den Himmel ragten. Ein Auto kam uns entgegen und fuhr vorbei, ansonsten war die Straße, die so trostlos wirkte, dass man kaum glaubte, in der Stadt zu sein, völlig ausgestorben. Plötzlich fragte ich mich, ob jemand von dem Treffen zwischen mir und Bolt wusste und dass ich für die Cops arbeitete. Wenn ja, dann wäre dies ein perfekter Ort, mich umzulegen. Cecil brauchte mir nur eine Pistole ins Genick zu setzen und abzudrücken. Fertig. Es dauert keine halbe Sekunde, bis man tot ist. Ich habe es im Krieg gesehen. Ein Schuss, die Kugel eines Heckenschützen – und vorbei. Einfach so. Ich musste meine gesamte Willenskraft aufbringen, um mich nicht umzudrehen.
Keine Panik, redete ich mir ein. Sie wissen nichts. Können sie gar nicht. Mike Bolt ist der Einzige, der meine Identität kennt. Wenn sie mich verdächtigen würden, hätten sie mich frühzeitig erledigt und mich gar nicht erst in eine verlassene Gegend gelockt.
Cain bremste und bog in eine kurze Sackgasse ein, die an einem hohen Zaun endete, hinter dem sich eine Brache erstreckte.
Er wandte sich an uns.
»Also, diese Männer, die wir jetzt treffen werden. Ich habe bereits Geschäfte mit ihnen gemacht und halte
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