Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
Vom Netzwerk:
hatte.
    Doch es war auch nicht mehr zu ändern, dass sie ihn nicht mehr liebte. Da sie eine gesunde fünfunddreißigjährige Frau war, sehnte sie sich nach einem Gefährten und der Chance, noch einmal neu zu beginnen.
    Sie hatte Matt im Internet kennengelernt. Er war ein solider, ernster Mann, zehn Jahre älter als sie und mit dem Jones früherer Tage nicht zu vergleichen. Aber er sorgte sich um sie und gab ihr das Gefühl, begehrt zu werden, und so dachte sie, sie würde sich langsam in ihn verlieben. Auch wenn ihre Beziehung auf sehr kleiner Flamme köchelte, waren sie nun seit sechs Monaten ein Paar, und Gina war klar, dass sie Jones früher oder später reinen Wein einschenken musste. Zum einen, weil sie ihre Verbindung nach außen offenbaren wollte. Vor allem aber, weil sie wollte, dass Matt und Maddie sich endlich kennenlernten. Als Jones vorhin aufgetaucht war, hätte sie fast etwas gesagt, aber irgendwie war es doch der falsche Zeitpunkt gewesen. Trotzdem, demnächst würde sie so weit sein.
    Gina betrachtete sich im Spiegel. Das Gesicht, das ihr entgegenlächelte, war immer noch hübsch. Die Härte der vergangenen Jahre hatte erstaunlich wenig Spuren hinterlassen. Ein paar Fältchen um die Augen und auf der Stirn, jedoch nichts, was ein paar Tupfer Make-up nicht glätten konnten. Sie überlegte, ob sie Lippenstift auflegen sollte. Heute Abend war sie mit Matt verabredet. Er hatte sie zu einem Überraschungsessen eingeladen und sie gebeten, etwas Schönes anzuziehen. Sie hatte keine Ahnung, wohin er sie ausführen wollte, aber er hatte sie schon vor Wochen gefragt und versprochen, dass sie es genießen würde. Zum Glück ging es Maddie etwas besser. Sie saß jetzt unten und sah fern, ansonsten hätte Gina die Verabredung absagen müssen.
    Tatsächlich wäre sie heute Abend lieber nicht ausgegangen, besonders nicht in der Innenstadt, denn immerhin konnten die Terroristen einen weiteren Bombenanschlag planen. Aber gleichzeitig käme sie sich kindisch und ein bisschen feige vor, wenn sie das Matt sagen würde. Gina spürte, wie wichtig der heutige Abend für ihn war, und nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob er ihr einen Heiratsantrag machen wollte. Sie hatten bereits ein paarmal darüber gesprochen zusammenzuziehen, und als sie letzte Woche in seinen Armen gelegen hatte – in seinem Bett –, hatte er ihr gesagt, dass er sie liebe. Sie hatte geantwortet »Ich liebe dich auch« und sich sehr gut dabei gefühlt.
    Sie griff nach ihrem roten Lippenstift, fragte sich erneut, ob er sie heute Abend bitten würde, sie zu heiraten, und lächelte dabei in sich hinein. Denn sie wusste, sie würde Ja sagen.

35
    17:37
    Der Ort des Treffens, ein Autofriedhof am Ende einer gewundenen Seitenstraße, war so verlassen, dass man wahrscheinlich in ganz London keinen verlasseneren Ort finden würde. Die Straße endete vor einem Doppeltor aus Maschendraht, das mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert war. Ein überdimensionales Schild verkündete weithin sichtbar: GESCHLOSSEN .
    Aus einem zum Wachhäuschen umfunktionierten Baucontainer hinter dem Zaun drang als einziges Lebenszeichen ein schwacher Lichtschein.
    Wir warteten ein paar Augenblicke, bis ein verschlagen dreinschauender, unrasierter Typ mit einer Zigarette im Mundwinkel ins Scheinwerferlicht trat und unseren Wagen inspizierte. Er trug eine schwere Donkeyjacke mit hellgrün fluoreszierenden Streifen, unter der er möglicherweise eine Waffe verbarg.
    »Kennen Sie ihn?«, fragte ich Cain.
    »Den habe ich noch nie gesehen. Wahrscheinlich einer der Bodyguards.«
    Cain stieg aus, um mit dem Burschen zu sprechen, ließ aber den Motor laufen.
    Dies war meine letzte Chance. Auf den Fahrersitz rutschen und lospreschen, ehe einer der beiden reagieren konnte.
    Aber ich nutzte sie nicht. Ich blieb sitzen und sah zu, wie Cain zum Wagen zurückkam, während der Mann schweigend das Tor aufschloss.
    Langsam fuhren wir über einen von Schlaglöchern übersäten Weg durch eine bizarre Landschaft ausgebrannter Fahrzeuge, vorbei an hohen Stapeln gepressten Schrotts. Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie das Tor wieder geschlossen und gesichert wurde. Damit saßen wir fest.
    »Waren Sie schon mal hier?«, beendete ich das Schweigen.
    »Nein«, erwiderte er, ohne mich anzusehen. Trotzdem spürte ich, dass er – obwohl er es zu verbergen suchte – ebenfalls nervös war.
    Der Weg endete vor einem weiträumigen eingeschossigen Gebäude, dessen Doppeltüren offen standen. Drinnen

Weitere Kostenlose Bücher