Bedrohung
sie für verlässlich. Aber dies hier wird der bisher größte Deal. Ich kaufe Schmuggelware von ihnen, Ware, die wir sehr schnell weiterreichen werden, deshalb braucht ihr auch nicht zu wissen, worum es sich handelt.«
Er sah uns prüfend an.
»Eins kann ich euch garantieren. Die Ware wird dazu benutzt, einen verheerenden Schlag gegen das Establishment zu führen. Und das ist es, was wir wollen. Ich bezahle mit dem Geld, das ihr beide heute Morgen erbeutet habt, deshalb müssen wir äußerst vorsichtig sein. Sobald es um Geld geht, kommen die Leute urplötzlich auf dumme Gedanken. Ihr kennt das.«
»Mit wem haben wir es zu tun?«
»Kosovo-Albaner. Ehemalige Mitglieder der UCK , keine sehr angenehmen Burschen – wie gesagt, bislang waren sie verlässlich. Wir treffen uns auf einem Schrottplatz ein paar Straßen weiter. Ich habe ihn gestern überprüft. Es war niemand da, und das Tor war verschlossen, was heißt, dass er wahrscheinlich nur selten benutzt wird. Das ist an sich kein Problem, im Gegenteil, wir wollen ja keine ungeladenen Gäste. Andererseits sind wir auf uns allein gestellt, wenn etwas schiefgeht. Deshalb werden wir bewaffnet sein. Cecil, bist du so nett?«
Cecil bückte sich und zog einen verschlissenen Lonsdale-Seesack hinter dem Fahrersitz hervor. Es war der, den wir LeShawn Lambden abgenommen hatten. Cecil öffnete ihn und förderte zwei Pistolen sowie eine MP5 zutage, die oben auf den Geldbündeln lagen.
»Ich bin sicher, es wird alles glattgehen«, sagte Cain. Er nahm eine der Pistolen und gab mir die andere. »Wir sind Geschäftsleute, und niemand hat Interesse an einem Blutbad. Aber ich gehöre zu denjenigen, die nichts unnötig riskieren.«
Ich warf das Magazin aus, kontrollierte, ob es voll war, und steckte die Pistole dann hinten in den Bund meiner Jeans, wo sie unter meiner Jacke verschwand.
»Jones, du und ich gehen vorne ein. Das Reden übernehme ich. Du bist zur Rückendeckung da. Und befolgst einfach meine Befehle. Klar?«
Ich nickte.
»Und ich?«, fragte Cecil.
Cain zog ein DIN -A4-Blatt aus der Jacke, den Ausdruck einer Google-Earth-Ansicht der Gegend.
»Du steigst hier aus und nimmst das Geld und die MP mit. Versteck sie aber, damit man sie nicht sieht, falls dir jemand begegnet. Schneid ein Loch in den Zaun, und wende dich nach links. Dort führt ein Trampelpfad hinten an den Gebäuden entlang. Dem folgst du, bis du zum Schrottplatz kommst. Hier.«
Er tippte mit dem Finger auf ein mit einem Kreuz markiertes Gebäude am oberen Ende der Karte.
»Auf Höhe des Hauptgebäudes entdeckst du ein kleines Loch im Zaun. Ich habe es gestern hineingeschnitten. Es ist groß genug, dass du dich mit dem Sack durchzwängen kannst. Wenn du drin bist, schickst du mir eine SMS auf die Nummer von heute. Dann hältst du dich in Hörweite des Hauptgebäudes, und zwar so, dass dich niemand sieht. Da stehen überall schrottreife Autos rum, Platz genug, dich zu verstecken. Rühr dich nicht, bis ich dich rufe. Verstanden?«
»Verstanden.«
»Aber sobald du entweder mich oder Jones die Worte ›Die ganze Sache stinkt‹ rufen hörst, kommst du sofort raus. Am besten mit dem Finger am Abzug, denn das bedeutet, dass wir Ärger haben. Und schießt jeden nieder, der sich dir in den Weg stellt.«
Cecil wiederholte den Satz und grinste. Das waren genau die Instruktionen, die er mochte.
»Kapiert.«
Die Art und Weise, wie Cain mit uns redete, ließ keinen Zweifel, dass ich im Begriff war, eine dicke, fette Grenze zu überschreiten. Wenn es zu Gewalttätigkeiten kam und ich schießen würde, gab es für Mike Bolt keine Möglichkeit mehr, mich zu decken.
Um ehrlich zu sein, ich war ganz schön versucht, sofort aus dem Auto zu springen und abzuhauen, aber eine Menge Gründe hielten mich davon ab, nicht zuletzt das Risiko, dass ich eine Kugel in den Schädel bekommen würde, noch bevor ich draußen wäre.
Hinter mir steckte Cecil die MP5, nachdem er sie gecheckt hatte, wieder in den Seesack. Er stieg aus, warf sich den Sack über die Schulter, nickte uns zu und zog los. Wir sahen ihm nach, wie er bis zum Zaun lief, wo ihn die Dunkelheit verschluckte.
Hinter den Bäumen und den Dächern der Gebäude erhob sich in der Ferne leuchtend der mahnende Finger des Canary Wharf Tower. Er war wahrscheinlich nicht mal zwei Kilometer entfernt.
»Weißt du«, sagte Cain nach einer Weile, »dass dort drüben die dreistesten Diebe des Landes arbeiten?« Er zeigte auf den Turm. »Tag für Tag stehlen sie tausendmal
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