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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Brieftasche finden würde. Und das wäre mein Todesurteil.
    Plötzlich schlang mir Davs Bodyguard die Garrotte um den Hals und zog sie zu. Ich wurde zurückgerissen und hochgehoben, bekam keine Luft mehr und sah Sterne. Das ist das Ende, dachte ich, ich sterbe, ohne dass ich mich von meiner Tochter verabschieden kann, und meine Leiche werden sie auch nie finden.
    »Die Sache stinkt!«, rief Cain, lauter diesmal, seine Stimme hallte im Raum wider. »Die ganze Sache stinkt. Lass ihn los.«
    Dav sagte etwas auf Albanisch, und die Garrotte wurde etwas gelockert. Trotzdem war ich unfähig, mich zu bewegen, und rang nach Luft. Der Hüne tastete mich ab, suchte nach weiteren Waffen. Er fand das Handy und warf es Dav zu, der es mit seiner freien Hand auffing und sich anschaute. Als er sah, dass es ausgeschaltet war, verlor er das Interesse und warf es weg. Mein ächzendes Bitten, mich loszulassen, ignorierte er.
    Jetzt war die Brieftasche dran, und diesmal steckte Dav die Pistole ein, damit er sie mit beiden Händen inspizieren konnte.
    Verdammt, ich hatte es vermasselt. Mein ganzes Leben steckte in dieser Brieftasche, nicht nur die beiden GPS-Sender, die Bolt mir gegeben hatte. Meine Adresse.
    Meine Familie!
    »Die ganze Sache stinkt!«, schrie Cain fast verzweifelt.
    Doch draußen rührte sich nichts. Kein Cecil. Nichts.
    »Halten Sie endlich die Klappe, Cain«, zischte Dav.
    Wieder rief er etwas auf Albanisch, und einer seiner Jungs trat hinter Cain und durchsuchte ihn. Cain erstarrte, und einen Moment dachte ich, er wolle sich nach der Pistole auf dem Boden bücken. Aber der Albaner war wach und kickte sie im gleichen Moment weg. Cain wehrte sich nicht dagegen.
    »So machen wir hier keine Geschäfte«, sagte er wütend. »Hier behandelt man seine Kunden anständig.«
    Dav sah ihn ungerührt an. »Jemand hat Brozi verraten. Wir waren es nicht. Also waren Sie es. Oder einer von Ihren Leuten. Wie lange kennen Sie diesen Typen schon?«
    Er zeigte auf mich. »Reden Sie, wie lange?«
    Cain zögerte. Eine Sekunde nur, aber die war zu viel. »Lange genug.«
    Dav schüttelte mitleidig den Kopf. »Nein, nicht lange genug.«
    Er zog ein zerknittertes Foto aus meiner Brieftasche. Eine alte Aufnahme, die meine Mutter vor Jahren von Gina und Maddie gemacht hatte, als die Kleine vielleicht ein Jahr alt war und wir noch eine glückliche Familie waren.
    »Hübsches Bild«, sagte er. Er grinste und entblößte wieder seine nikotinfleckigen Zähne. »Frau und Kind?«
    Ich schluckte heftig, was mir mit dem Draht um meinen Hals nicht leichtfiel. Ich überlegte, dem Typen hinter mir den Ellbogen in die Rippen zu rammen und nach Davs Pistole zu hechten und sie ihm an den Kopf zu halten. Aber das würde ich nie schaffen.
    »Steck’s wieder ein«, keuchte ich, weil der Typ hinter mir die Garrotte enger zog.
    Verdammt, jetzt hatte ich eine Scheißangst. Richtig Schiss. Mehr als jemals zuvor. Ich hasste mich selbst, weil ich mich da hatte reinziehen lassen. Ich hätte Bolt einfach die kalte Schulter zeigen sollen. Stattdessen saß ich in der Falle, war einer Horde durchgeknallter Kosovo-Killer ausgeliefert, und Cecil, der Mann, dem ich vertraut hatte, war nirgendwo zu sehen.
    Dav steckte das Foto zurück in die Brieftasche und nahm meinen Führerschein heraus. Ich erstarrte. Da stand meine Adresse drauf. Das Haus meiner Familie, wo meine Frau und mein Kind wohnten. Ich mochte kaum glauben, dass ich tatsächlich so einen Anfängerfehler begangen hatte und meine wahre Identität mit mir herumschleppte.
    Dav sah sich den Führerschein an, dann mich. »Richard Burnham-Jones, aha. Wie hast du unseren Mr. Cain hier kennengelernt?«
    »Er gehört zu unserer Organisation«, mischte Cain sich erneut ein. Diesmal war seine Stimme ruhig und fest. »Und wir mögen es nicht, wenn man uns so behandelt. Deshalb rate ich euch, ihn loszulassen, damit wir unseren Deal zu Ende bringen können.«
    »Sie raten mir gar nichts, Mr. Cain«, sagte Dav und steckte meine Brieftasche in die Gesäßtasche seiner Jeans. Dann brüllte er etwas auf Albanisch, und der Typ, der Cain durchsucht hatte, hob seine Pumpgun und richtete sie auf Cains Hinterkopf.
    Eine Sekunde lang dachte ich, er würde abdrücken und Cains Gehirn über den dreckigen Boden verteilen, doch es geschah nichts, und ich war beeindruckt, wie ruhig Cain bei allem blieb. Er drehte nur den Kopf und sah dem Typen in die Augen.
    »Nehmen Sie die Hände hoch, Mr. Cain. Und kein Wort mehr. Verstanden?«
    Cain

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