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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Schrotladung schlug über ihm in die Mauer und hinterließ hässliche Löcher. Der Albaner bekam Cecils Salve voll in die Brust, schaffte es aber, sich auf den Knien zu halten.
    Inzwischen gab der Typ, der mich mit der Garrotte gewürgt hatte, einen Schuss in Cecils Richtung ab und fuhr dann wild um sich schießend zu mir herum. Wir waren keine vier Meter voneinander entfernt. Ich zielte auf seinen Körper und drückte ab.
    Doch nichts passierte. Die Pistole war gesichert.
    Ich versuchte, den Riegel mit dem Zeigefinger wegzuschieben, aber der Hüne zielte bereits auf mich, und ich konnte das Kordit aus seinem Lauf riechen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde blieb die Welt stehen. Es war zu spät. Ich würde sterben.
    Doch dann explodierte der Kopf meines Henkers. Eine Fontäne von Blut, Knochen und Gehirnmasse spritzte mir entgegen, und der Hüne fiel um wie ein Stein. Im Fallen feuerte er eine letzte Kugel ab, die vor mir in den Boden einschlug und irgendwohin wegprallte.
    Ich wandte mich um und sah, dass Cain in Schussposition kniete und seine Pistole in der Hand hielt. Sein Gesicht war vor Entschlossenheit verzerrt. Er beachtete mich nicht, sondern feuerte weiter, diesmal auf den Typen mit der Pumpgun, der, obwohl ihn Cecil voll erwischt hatte, noch immer versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Cains Kugel schickte ihn endgültig zwischen die Regale, wo er polternd zu Boden ging.
    Damit blieb allein Dav übrig. Er versuchte, zur Hintertür zu flüchten, und diesmal zögerte ich nicht mehr. Ich entsicherte endlich die Pistole, packte sie mit beiden Händen, zielte und eröffnete das Feuer. Meine ersten beiden Schüsse verfehlten ihn noch, die dritte und vierte Kugel aber fanden ihr Ziel.
    Er stolperte gegen den Schreibtisch, ließ das Beil fallen und rutschte auf die Knie.
    Mit etwas wackligen Beinen erhob ich mich und ging mit ausgestreckter Waffe auf ihn zu.
    Als ich ihm die Mündung an die Schläfe setzte, sah er mich höhnisch herausfordernd an.
    »Nicht schießen!«, bellte Cain und kam mit Cecil herüber. »Wir müssen wissen, wo die Waffe ist, die wir kaufen.«
    »Fick dich«, zischte Dav zwischen den Zähnen hindurch. Er hielt sich den Bauch. Zwischen seinen Fingern sickerte Blut durch.
    »Sie sind nicht der Einzige, der weiß, wie man mit einem Hackbeil umgeht«, sagte Cain, der sich bückte und es aufhob. Dann riss er Davs Hand von der Wunde und knallte sie auf den Schreibtisch.
    »Sagen Sie mir, wo das verdammte Zeug ist, oder ich fange bei den Fingern an, und ich schwöre, bevor es Ihnen an den Kragen geht, werden Sie mir jedes Geheimnis verraten haben, das Sie jemals kannten.«
    Dav sah ihn an, sah die Kälte in Cains Blick und knickte ein.
    »Es ist draußen. Da hinten. Wir hätten es Ihnen auch gegeben. Ich traue nur diesem Drecksack nicht über den Weg. Immer noch nicht.«
    »Cecil. Schau nach.«
    Cecil verschwand durch die Tür.
    »Sie wissen, dass ich Ihnen vertraue, Cain«, sagte Dav, während wir warteten, und versuchte erfolglos, die Verzweiflung in seiner Stimme zu beherrschen. »Ich hätte Sie nicht gefickt. Wenn Sie mich gehen lassen, wird niemand was von diesem Zwischenfall erfahren. Die Leichen meiner Männer kann ich entsorgen.«
    Cain schwieg, die Klinge des Beils Zentimeter über Davs Fingern.
    Cecil kam zurück. »Es ist da, immer noch in der Kiste.«
    Cain nickte. »Gut.« Dann drehte er sich zu mir. »Er gehört dir. Beweise mir, dass du kein Cop bist.«
    Davs Augen weiteten sich. »Ich glaub’s Ihnen. Bitte.«
    Ich drückte ihm die Mündung an die Stirn, während er sich unter mir wand. Obwohl er gerade erst gedroht hatte, mich zum Krüppel zu machen, war meine Wut verflogen. Ich fühlte beinahe Mitleid.
    Eine Schweißperle lief mir über die Schläfe, und plötzlich war ich wieder in Afghanistan, an jenem schrecklichen Tag, als ich zum ersten und einzigen Mal kaltblütig jemanden getötet hatte. Kraft. Ich brauchte Kraft. Denn wenn ich ihn nicht erschoss, würde ich nicht lebend hier herauskommen.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Cecil mich beobachtete. Sein Gesicht eine vor Anspannung verzerrte Maske.
    Einen langen Augenblick standen wir alle da und warteten.
    Dann drückte ich ab.

36
    17:45
    Ich sah zu, wie Davs Körper am Schreibtisch hinunterglitt, und ließ die Pistole in seinen Schoß fallen. Ohne hinzusehen, zog ich meine Brieftasche aus seiner Jeans und wandte mich dann ab. Ein paar Sekunden lang herrschte – abgesehen von dem Klingeln in meinen Ohren –

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