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Beethoven: Der einsame Revolutionär. (German Edition)

Beethoven: Der einsame Revolutionär. (German Edition)

Titel: Beethoven: Der einsame Revolutionär. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Caeyers
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Dankbarkeit, indem er dem Septett einen zentralen Platz im Programm zuwies und natürlich die kaiserliche Widmungsempfängerin erwähnte.
    Das Konzert wurde in der Wiener Zeitung vom 26. März angezeigt, mit dem Hinweis, dass Eintrittskarten unter anderem bei Beethoven zu haben seien. Es kommt einem ganz unwirklich vor, dass einer der größten Musiker aller Zeiten sich in den Tagen vor seinem wichtigsten Konzert um das Kassieren von Eintrittsgeld und die Zuweisung von Plätzen kümmern musste!
    Auf dem Konzertplakat war zu lesen:
Heute Mittwoch den 2ten April 1800
wird
im kaiserl. königl. National-Hof-Theater nächst der Burg
Herr Ludwig van Beethoven
die Ehre haben
eine große musikalische Akademie
zu seinem Vortheile zu geben.
Die darin vorkommenden Stücke sind folgende:
1) Eine grosse Symphonie von weiland Herrn Kapellmeister Mozart.
2) Eine Arie aus des fürstlichen Esterhazyschen Herrn Kapellmeister
Haydens Schöpfung , gesungen von Mlle. Saal .
3) Ein grosses Konzert auf dem Piano-Forte, gespielt und
komponirt von Hrn Ludwig van Beethoven.
4) Ein Sr. Majestät der Kaiserinn allerunterthänigst
zugeeignetes, und von Hrn. Ludwig van Beethoven komponirtes
Septett, auf 4 Saiten- und 3 Blas-Instrumenten, gespielt
von denen Herren Schuppanzigh, Schreiber, Schindlecker,
Bär, Nikel, Matauscheck, und Dietzel.
5) Ein Duett aus Haydens Schöpfung, gesungen von Herrn und
Mlle. Saal.
6) Wird Herr Ludwig van Beethoven auf dem Piano-Forte
fantasiren.
7) Eine neue grosse Symphonie mit vollständigen Orchester,
komponirt von Herrn Ludwig van Beethoven.
Billets zu Logen und gesperrten Sitzen sind sowohl bei
Herrn van Beethoven, in dessen Wohnung im tiefen Graben Nro. 241.
im 3ten Stock als auch beym Logenmeister zu haben.
Die Eintrittspreise sind wie gewöhnlich.
Der Anfang ist um halb 7 Uhr .[ 118 ]
    Es war ein ausgewogenes, wohldurchdachtes Programm; recht lang zwar – «netto» fast dreieinhalb Stunden Musik –, aber daran nahm in jener Zeit niemand Anstoß. Vor allem war es abwechslungsreich genug und hatte eine klare Struktur: am Anfang und am Schluss je eine große Sinfonie, genau in der Mitte als Kontrast ein Kammermusikwerk und dazwischen zweimal zwei solistische Auftritte einer Sängerin und eines Sängers und des Meisters selbst am Klavier. Außerdem wurde alles auf Beethoven’sche Weise von einem großen tonalen Bogen zusammengehalten. Wenn es zutrifft, dass am Anfang Mozarts Sinfonie Nr. 40 gespielt wurde – das ist nicht ganz sicher –, entsprach die makrotonale Anlage des Ganzen einem absteigenden Moll-Dreiklang g-Es-C mit einer kleinen Abweichung nach B in der Arie. Entgegen dem ursprünglichen Plan konnte leider das neue 3. Klavierkonzert in c-Moll op. 37 nicht gespielt werden, weil es nicht rechtzeitig fertig geworden war, so dass Beethoven auf sein 1. Klavierkonzert zurückgreifen musste. Schon vom dramaturgischen Standpunkt aus war das zu bedauern, denn das festliche, helle C-Dur kam nun entschieden zu früh, wodurch die Sinfonie ein wenig an Wirkung zu verlieren drohte.
    Auch die Entscheidung, Stücke für Solostimmen ins Programm aufzunehmen, war taktisch klug, allein schon, weil mögliche Nachteile eines Auftretens anderer Instrumentalsolisten vermieden wurden: Weniger gute hätten dem Konzert geschadet, gleich gute hätten zu viel Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Mit der Wahl einer Arie und eines Duetts aus Haydns Schöpfung nutzte Beethoven außerdem die große Beliebtheit dieses Werkes schon seit seiner Uraufführung zwei Jahre zuvor. Und er hatte mit Ignaz und Thérèse Saal nicht nur zwei Stars verpflichtet, die schon an jener Uraufführung mitgewirkt hatten, sondern profitierte auch vom Sympathieeffekt eines gemeinsamen Auftritts von Vater und Tochter.
    Am auffälligsten ist jedoch, dass Beethoven nur die großen Meister Mozart und Haydn neben sich duldete. Das war mehr als eine Hommage, es war eine eindeutige Aussage über seine musikhistorische Stellung, wie er selbst sie sah, und weckt Erinnerungen an Waldsteins berühmten Stammbuch-Eintrag aus dem Jahr 1792. Zu einer solchen Entscheidung gehörte Mut; weil sie aber ein negatives Urteil über die Musik seiner Zeitgenossen implizierte, hat sie ihn bei den Kollegen mit Sicherheit nicht beliebter gemacht.
    Übelgenommen wurde ihm auch, dass er als Dirigenten des Orchesters der italienischen Oper nicht dessen Kapellmeister Giacomo Conti haben wollte, sondern den seiner Ansicht nach fähigeren Anton Wranzitzky,

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