Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Geisel wegnahm. Das mochte Stunden dauern, aber früher oder später …
    … der Timer klickte, und die Zielscheibe zeigte dem Agenten ihre Breitseite. Blitzschnell bewegte sich O'Days rechte Hand und riß die Pistole aus dem Holster. Gleichzeitig setzte sein rechter Fuß ein Stück zurück, sein Körper drehte und duckte sich ein wenig, und die linke Hand kam zur rechten an den Griff, als die Pistole auf halbem Weg nach oben war. Seine Augen erfaßten Kimme und Korn schon am Rande seines Gesichtsfeldes, und im Augenblick, in dem sie mit dem Kopf des ›Q‹-Ziels eine Linie bildeten, drückte sein Finger zweimal den Abzug, so schnell, daß beide Patronenhülsen zur gleichen Zeit in der Luft waren.
    Man nannte das den Doppelschuß, und O'Day hatte ihn schon so viele Jahre immer wieder geübt, daß die beiden Knalle beinahe zu einem verschmolzen, und das Echo hallte gerade vom stählernen Kugelfang zurück, als die leeren Patronenhülsen auf den Betonboden fielen, doch da waren schon zwei Löcher im Kopf des Zieles, weniger als einen Zoll auseinander, in der Mitte und knapp über Augenhöhe. Weniger als eine Sekunde nachdem die Scheibe sich ihm zugewandt hatte, drehte sie zurück, was dem Sturz des Zielobjektes zu Boden ziemlich gleichkam.
    »Ich glaube, du hast ihn erwischt, Tex.«
    O'Day wandte sich um, aus seinem Wachtraum aufgeschreckt durch eine vertraute Stimme. »Guten Morgen, Direktor.«
    »Hi, Pat.« Murray gähnte, in der linken Hand hatte er ein Paar Ohrenschützer. »Bist ziemlich schnell. Geiselszenario?«
    »Ich trainiere für die schlimmstmögliche Situation.«
    »Deine kleine Tochter?« Murray nickte. Das taten sie alle, denn die Geisel mußte einem schon eine wichtige Person sein. »Na, Sie haben ihn ja erwischt. Zeig's mir noch mal«, befahl der Direktor. Er wollte O'Days Technik beobachten. Man konnte immer etwas lernen. Nach dem zweiten Versuch war ein zerfetztes Loch in der angenommenen Stirn des Ziels. Das war wirklich sehr beeindruckend für Murray, zumal der sich selbst für einen hervorragenden Schützen hielt. »Ich sollte mehr trainieren.«
    O'Day konnte die Sache jetzt ein bißchen ruhiger angehen. Wenn man es mit dem ersten Schuß am Tag schaffen konnte – und er hatte es mit allen vieren geschafft –, dann war man gut. Zwei Minuten und zwanzig Schuß später war der Kopf des Zielobjekts nur noch ein Ring.
    Murray, auf der Bahn nebenan, übte die Standard-Jeff-Cooper-Technik, zwei schnelle Schüsse in die Brust, dann ein langsameren Schuß in den Kopf. Dann wurde es Zeit, sich Gedanken über den Tag zu machen.
    »Gibt's was Neues?« fragte der Direktor.
    »Nein, Sir. Weitere Befragungen bezüglich des JAL-Falles, haben aber nichts Aufregendes ergeben.«
    »Was ist mit Kealty?«
    O'Day zuckte die Achseln. In die OPR-Ermittlungen durfte er sich nicht einmischen, aber er wurde täglich informiert. Bei einem Fall von diesem Ausmaß mußte doch jemandem Bericht erstattet werden, und wenn dieser Fall auch ganz in der Zuständigkeit des OPR lag, gingen die Informationen auch ins Büro des Direktors über die Zwischenstation seines leitenden Springer-Inspektors. »Dan, in Minister Hansons Büro sind genügend Leute aus und ein gegangen, und jeder hätte den Brief verschwinden lassen können, wenn es einen gegeben hat, was tatsächlich sehr wahrscheinlich ist. Jedenfalls hat Hanson ihn vielen gegenüber erwähnt.«
    »Ich schätze, die Sache wird einfach im Sande verlaufen«, meinte Murray.
    *
    »Guten Morgen, Mr. President!«
    Wieder ein Routinetag. Die Kinder waren aus dem Haus. Cathy war aus dem Haus. Ryan erschien aus den Privatzimmern in Anzug und Krawatte, die Schuhe geputzt von jemandem vom Hauspersonal. Jack konnte diesen Ort nicht so richtig als sein Zuhause ansehen. Eher als eine Art Hotel oder wie eine der VIP-Unterkünfte, die er gehabt hatte, als er für die Agency unterwegs war, aber pompöser und mit viel besserem Service.
    »Sie sind Raman?« fragte der Präsident.
    »Ja, Sir«, erwiderte Special Agent Raman. Er war eins dreiundachtzig und kräftig gebaut, eher Gewichtheber als Läufer, sagte sich Jack, aber das könnte von der kugelsicheren Weste kommen, die viele vom Detail des Präsidenten trugen. Sein Alter schätzte Ryan auf Mitte Dreißig.
    Gutaussehend in einer südländischen Art, mit einem schüchternen Lächeln und blauen Augen wie denen von SURGEON. »SWORDSMAN unterwegs«, sagte er in sein Mikrofon, »ins Office.«
    »Woher kommt Ihr Name?« fragte Ryan auf dem Weg

Weitere Kostenlose Bücher