Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
darüber gewesen, was er hatte erfahren müssen. Er hatte seine Nachbarn wohl angehalten, Petras Flucht mit allen Mitteln zu verhindern. Er selbst wollte mit dem nächsten Flugzeug nach Deutschland zurückkehren.
Natürlich hatten wir gegen diese Übermacht keine Chance und so begann ein Spiel auf Zeit. Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass die herbeigerufene Polizei noch rechtzeitig eintreffen möge. Ich hatte keine Ahnung, wie weit das Präsidium von Petras Wohnung entfernt lag.
Selbstbewusst begab ich mich zu den rangelnden Männern und versuchte sie mit ein paar türkischen Worten zu beruhigen. Als sie mich sahen, konzentrierte sich aber plötzlich aller Zorn auf mich, und einige kamen drohend auf mich zu. Ich begann gerade zu überlegen, wo ich mich in Sicherheit bringen könnte, als ich aus den Augenwinkeln den herannahenden Polizeiwagen wahrnahm.
Die Beamten erfassten die Situation sofort und sprangen aus ihrem Wagen. Die Situation beruhigte sich auch sogleich. Die Uniformierten verfehlten ihre Wirkung nicht.
Während die Polizisten deeskalierend auf die aufgebrachte Menge einwirkten, nutzten wir die Gelegenheit, um noch einige wichtige Sachen aus der Wohnung zu holen. Innerhalb von nicht einmal zehn Minuten waren wir abfahrbereit.
Zum Schluss drückte Petra ihrem überraschten Vermieter noch ihren Hausschlüssel in die Hand. Sie konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen, als sie endlich in den Umzugswagen stieg.
Die Polizei hatte uns angeboten, uns bis zur Autobahnauffahrt zu begleiten, um so sicherzustellen, dass wir keine unerwünschten Verfolger hätten. Dankbar nahmen wir das Angebot an.
6. Kapitel
Gesucht und gefunden
P etras Flucht lag nun schon ein paar Monate zurück. Sie hatte sich mittlerweile in ihrer neuen Umgebung gut eingelebt und auch schon erste Kontakte geknüpft. Wenn ich sie zum Kaffeetrinken besuchte und wir dann in ihrer kleinen gemütlichen Küche saßen, konnten wir unser Glück oft gar nicht fassen.
Wie oft hatten wir damals davon geträumt, ein neues Leben fernab von jeglicher Gewalt zu führen und endlich wieder selbstbestimmt zu leben. Nun war es endlich Realität geworden.
Natürlich gab es auch Schattenseiten. Bei jeder von uns hatte die Vergangenheit ihre Spuren hinterlassen, und seit ich Petra die Flucht ermöglicht hatte, war meine eigene Angst wieder gewachsen. Ich wusste genau, dass es nur eine Frage der Zeit war, und Mahmud würde sich wieder auf die Suche nach mir machen. In solchen Situationen hielten die türkischen Familien zusammen und Kerim hatte ihm mit Sicherheit meinen Aufenthaltsort verraten.
Sicherlich wusste er auch schon längst, dass ich Petra geholt hatte. Die Kommunikation zwischen den türkischen Familien klappte hervorragend.
Aber ich hatte ganze Arbeit geleistet und konnte stolz auf mich sein! Eine Auskunftssperre beim Einwohnermeldeamt und der Krankenkasse sowie die Beantragung einer Geheimtelefonnummer hatten bisher verhindert, dass Petras Aufenthaltsort bekannt wurde. Dies war natürlich auch für mich ungeheuer wichtig, da ich mich ansonsten mit in Gefahr gebracht hätte.
Ich versuchte mir meine Ängste zwar nicht anmerken zu lassen, aber Petra blieben sie trotzdem nicht verborgen. »Ich habe so ein schlechtes Gewissen, weil du dich für mich wieder in eine große Gefahr gebracht hast«, beteuerte sie mir wie so oft. Ich machte eine abwehrende Handbewegung und schüttelte den Kopf. »Ich will das nicht hören«, sagte ich mit schiefem Grinsen. »Du hättest für mich das Gleiche getan«, versuchte ich das Thema zu beenden.
»Mm, ich bin mir da nicht so sicher«, meinte Petra mit einem Augenzwinkern und holte tief Luft. Bevor sie aber weitersprechen konnte, war ich schon aufgesprungen und hatte damit begonnen, sie mit Zuckerstückchen zu bewerfen, die in einer Dose auf dem Küchentisch standen. Wir alberten noch eine Weile herum, bevor ich mich schließlich auf den Heimweg machte. Hätte ich allerdings geahnt, dass es für lange Zeit das letzte Mal sein würde, dass ich mit Petra so unbeschwert am Küchentisch sitzen konnte, wäre ich bestimmt noch geblieben.
Aber nein, wir beide konnten zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, dass bereits schon am nächsten Tag die absolute Hölle über uns hereinbrechen sollte. Und so meldete ich mich auch am nächsten Morgen völlig unbeschwert, als mein Telefon klingelte.
Ich erkannte Petras Nummer auf dem Display und begrüßte sie gut gelaunt: »Na, junge Frau. Hast du auch schon
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