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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ich es nicht“, sagte er zögernd, „dreißig Dollar vielleicht?“
    Der Mann lachte spöttisch auf.
    „US-Dollar“, beeilte sich Ramlundt hinzuzufügen.
    „Für eines von den Schildkröten vielleicht.“ Er blickte kurz auf. „Hundert“, sagte er. „US.“
    Ramlundt überlegte kurz. „Geld spielt keine Rolle“, hatte Hauser gemeint. Und hier tat sich vielleicht eine Gelegenheit auf, die Reise doch noch erfolgreich abzuschließen. ,Aber wie weit war dem Menschen zu trauen? Wenn er mir Schrott andreht? Doch welche Chance habe ich sonst? Anderwärts versuchen mit hohem Zeitaufwand? Und wie sicher kann ich mir sein, dass ich auch dort nicht übers Ohr gehauen werde? Was kann mir passieren, außer dass ich Geld los werde, das angeblich keine Rolle spielt?’ „Okay“, sagte er. „Fünf Schildkröten und fünf Piatypus.“
    Der Mann schüttelte den Kopf. „Drei Schnabeltiere.“
    „Und einen Lieferschein.“
    „Halten Sie mich für verrückt?“ Der Mann tippte sich an den Kopf.
    „Und wie bekomme ich sie durch den Zoll?“
    Er hob die Schultern. „Doch wohl Ihr Problem, oder? Also, wollen Sie oder nicht? Ich kann nicht ewig hier herumstehen. Ich bin im Dienst.“
    Stephan Ramlundt kam eine Idee, vage noch. „Sieben Schildkröten, dass es zusammen zehn werden“, sagte er.
    „Das lässt sich einrichten. Sie wohnen?“
    „Im Conrad.“
    „Okay, um einundzwanzig Uhr in den Anlagen vor dem Haus. Cash!“
    „Cash“, bestätigte Ramlundt.
    Rasch verschwand der Mann, ohne seine Cola ausgetrunken zu haben.
    „Wenn sie heutzutage überall auf der Welt korrupt sind, warum sollten sie es ausgerechnet in Australien nicht sein.“ Zufrieden wischte sich Ramlundt mit der Serviette die Finger ab und schlenderte dem Ausgang zu.
    Im Hotel angekommen, besorgte er Bargeld, suchte sofort sein Zimmer auf und nahm sich dort die Bescheinigung vor, die er in Darwin erhalten hatte. Sie bestand aus einem für derartige Zwecke von der Parkbürokratie vorgefertigten Formular, in das per Hand Art und Anzahl des Erhaltenen eingetragen wurde. Der Behördenmensch in der Verwaltung hatte lediglich seinen Amtsstempel auf den unteren Rand gedrückt und „bestätigt“ mit Unterschrift dazu gesetzt. „Na bitte, von Hand“, murmelte Ramlundt zufrieden und betrachtete die Fünf, die für die Krokodileier stand.
    Er probierte sorgfältig die Kugelschreiber, zwei, die er bei sich hatte und den vom Hoteltisch. Letzterer fand seine Zustimmung.
    Ramlundt setzte sich, schuf Platz und schrieb vor die Fünf im Formular ohne zu Zögern eine Eins, bemüht, sie der anderen Zahl in Schreibrichtung und Druck anzupassen. Er betrachtete wohlgefällig sein Werk, sagte laut: „Da sind’s eben fünfzehn Krokodileier, wer vom Zoll wird sich da schon auskennen“, und er steckte den Zettel sorgfältig weg. Nur einen Augenblick dachte er daran, vielleicht voreilig gehandelt zu haben, wenn dieser Kollaborateur nicht zu seinem Wort stand.
    Jedoch, er tat es.
    Als Ramlundt pünktlich die Grünanlage betrat, brauchte er nicht lange zu suchen. Der Mann kam angeschlendert, setzte sich auf eine Bank und nutzte die Augenblicke, die Ramlundt bis zu ihm benötigte, um sich eine Zigarette anzustecken.
    Ramlundt nahm Platz. Der andere reichte ihm wortlos den Beutel. Der Empfänger spreizte das Behältnis, blickte hinein und zählte zehn etwa gleichgroße, verpackte Gegenstände. Einen wickelte er frei: Ein Ei, ähnlich den fünfen, die er bereits auf seinem Zimmer wusste.
    „Schildkröte“, erklärte der Mann. „Die anderen haben einen kleinen roten Punkt. Aber Achtung, die brauchen ununterbrochen, sieben bis zehn Tage feuchte Wärme von mindestens fünfundzwanzig bis höchstens zweiunddreißig Grad Celsius.“
    „Okay“, sagte Stephan Ramlundt, und er übergab das dünne Bündel Banknoten, das der andere zählte, sich dabei vergewissernd, dass nicht etwa ein Spaziergänger den Vorgang beobachtete.
    Nach wenigen Augenblicken sagte er seinerseits „Okay“, stand auf mit den Worten: „Viel Erfolg!“, und verschwand in einer Kurve des Weges hinter einem Busch.
    Stephan Ramlundt wickelte noch zwei, drei der Eier aus, bis er eines mit dem roten Pünktchen fand, das nur wenig kleiner als die anderen und leicht bräunlich gefärbt war. ,Den Unterschied merken die nie’, dachte er, packte befriedigt ein, schaffte die Konterbande auf sein Zimmer und suchte die Bar auf, in der er sich eine Flasche Champagner genehmigte.
    Auf keinen Fall wollte Stephan Ramlundt

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