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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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zum Beispiel nicht immer „Essen!“, sondern variierte. Und stets begriffen sie.
    Einmal gezeigt, wie man mit einem Löffel isst, und schon funktionierte das ohne weitere Beeinflussung.
    ,Stubenrein’ waren sie nach 14 Tagen ohne jede Unterweisung. Sie hatten sich einen bestimmten Platz in ihrem Terrain erwählt, auf dem sie ihre Notdurft verrichteten.
    Es würde also alsbald möglich sein, sich im Alltäglichen mit den Aliens zu verständigen. Und bei solchen Voraussetzungen sollte es nicht möglich sein, eine Methode zu entwickeln, sie ins menschliche Bildungssystem zu integrieren? Der ehrgeizigen Lauring ließ das keine Ruhe. Sie verfiel darauf, es mit der Schrift zu versuchen – und hatte auf Anhieb Erfolg, den sie allerdings für sich behielt. Sie begann primitiv, indem sie auf Gegenstände zeigte, das Wort dazu auf eine Tafel schrieb und es gleichzeitig aussprach.
    Ohne Gleiches jemals wiederholen zu müssen, kam das Echo: Dr. Lauring zeigte auf einen der bereits behandelten Gegenstände, und eines der Wesen schrieb den Begriff auf die Tafel. Dr. Lauring nannte einen Gegenstand und eines der Wesen schrieb dessen Namen.
    Kein Zweifel, es würde nicht mehr lange dauern, und die sprachliche Kommunikation würde florieren. Und obwohl Dr. Lauring vor Stolz über ihren Erfolg hätte jubeln, ihn herausschreien mögen, hielt sie die Information darüber zurück. Die Überraschung sollte perfekt zu einer passenden Gelegenheit inszeniert sein.
    Sonnabendnachmittag nach einem späten Mittagessen:
    „Kommen Sie mit!“, forderte Dr. Laurin, als sich die Kollegen erhoben, um an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren.
    Sie selbst schritt mit undurchdringlicher Miene vornweg zur Diele und Treppe zum Untergeschoss.
    Sie folgten voller neugieriger Spannung.
    An der „Kinderstube“, deren Umzäunung nunmehr bereits 20 Zentimeter hoch war, klatschte sie in die Hände.
    Die Zöglinge krochen unter dem Fell hervor, blickten mit großen Augen auf ihre Betreuerin und die Ansammlung der Zuschauer und richteten sich auf. In einem Watschelgang bewegten sie sich auf Dr. Lauring zu, indem sie die linke und rechte Hälfte der gespreizten Schwanzflosse wie Beine nutzten. Sie kamen an den Zaun, griffen dessen Oberkante und blickten Dr. Lauring erwartungsvoll an. Jeder bekam von ihr ein würfelzuckergroßes Stück einer Art Kuchen, das sie, wie sich herausgestellt hatte, besonders liebten. Sie watschelten aufrecht zurück, lehnten sich sitzend an das Fell und begannen, die Gabe genüsslich zu verzehren, vier sprachlose Gaffer ignorierend.
    „Machen Sie sich Gedanken. Wir müssen ihnen Namen geben“, forderte Dr. Lauring.
    Sie tauften sie Lissi und Grit. Auseinanderhalten konnte man sie insofern, als Grit, die ältere, zum Zeitpunkt der Namensgebung auch zwei Zentimeter mehr als Lissi maß.
    Und sie reagierten auf ihre Namen, obwohl sie, wie bei der Obduktion des Altvorderen festgestellt worden war, Gehörorgane im Sinne der menschlichen nicht besaßen.
    Längst hatte die „Kinderstube“ der Fremdlinge im Labor erweitert werden müssen. Ihr überaus schnelles Wachstum galt in den wöchentlichen Arbeitsberatungen des gesamten Teams das Hauptaugenmerk.
    „Wir müssen natürlich davon ausgehen, dass der Intelligenzquotient unserer Geschöpfe, wenn wir einmal einem solchen unsinnigen Begriff Bedeutung beimessen wollen, um ein Vielfaches höher ist als der unsrige. Das war er vor zehn Millionen Jahren schon, die paar hunderttausend Jahre der Menschheitsentwicklung dürften daran überhaupt nichts geändert haben.“ Dr. Hauser leitete mit diesen Worten die Beratung ein.
    „Und, was wollen Sie eigentlich damit sagen?“, fragte Dr. Lauring etwas pikiert, als hätte sich etwas in Hausers Rede gegen sie oder ihre Arbeit gerichtet.
    „Sie sind jetzt über dreißig Zentimeter groß, die Urmutter maß neunundfünfzig. Ein anderes Kriterium für das Erwachsenwerden der Geschöpfe haben wir nicht. Es ist die Frage, in welchem Stadium sie sich befinden. Sind es Teenager, junge Frauen? Wir halten sie wie Exoten in einem Zoo.
    Zerbrechen Sie sich den Kopf, wie wir das ändern, sie integrieren! Als Nächstes, Kollege Markowitsch, bauen wir ihnen einen eigenen Bereich. Aber nicht so wie begonnen, ein Aquarium mit Aus- und Einstieg, sondern eine spezifische, angepasste kleine Welt. Sie müssen raus aus dem Labor! Und sie müssen unseren irdischen Bedingungen angepasst werden. Das heißt, eine gewisse Sterilität muss Schritt für Schritt aufgehoben

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