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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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mächtigen Freunden verordnete Entziehungskur hinter sich gebracht hatte. Seitdem fuhr er auf einem Containerschiff im Fährdienst in der Ostsee. Auf zwei Wochen Fahrt auf immer derselben Route mit 12-Stunden-Schichten folgten zwei Wochen Freizeit.
    Dagegen ahnte niemand in der Reederei, nicht einmal Matthias Clausing, dass er jede freie Minute für die Vorbereitung auf seinen Einsatz nutzte, dass er härter als je in seinem Leben trainierte und meditierte, im Internet recherchierte, über Landkarten und der Beschreibung von Hightech-Alarmanlagen und -Waffen saß und die Gegend erkundete. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sich ausschließlich dieser Aufgabe gewidmet, um Stojanow endlich zu finden. Und sich von seiner quälenden Sehnsucht nach Suse abzulenken. Allein Peters schien zu wissen, weshalb er noch immer zur See fuhr, und der hüllte sich in Schweigen.
    Auf seine täglichen Briefe hatte Suse ihm nie geantwortet , was freilich kein Wunder war, nachdem er ihr unmissverständlich klar gemacht hatte …
    Dass er ihr Kind nicht wollte? Und dass er sie weder liebte , noch zu heiraten gedachte?
    Adrian raufte sich die Haare, während ihm diese Überlegungen durch den Kopf schwirrten. Und die Sehnsucht fraß weiter an seinem Herz.
    Er zuckte zusammen, als er Alains Hand auf seinem Unterarm spürte. Wieder einmal hatte er sich den unberechenbaren Windungen seiner Gedanken überlassen und sich dabei im Labyrinth seiner Innenwelt verirrt. Lange konnte das nicht mehr so weitergehen.
    „Oh, e ntschuldige, Alain, ich war … abwesend. Mir ist eingefallen, erst kürzlich ein Foto von der Abi-Taufe der Mädchen in den Händen gehalten zu haben. Da standen einige Adressen auf der Rückseite. Wenn du noch einen Moment Geduld aufbringst, sehe ich nach, ob die von Beate dabei war.“
     
    Adrians Suche nach dem Fotoalbum dauerte dann doch länger als bloß einen Moment. Ordnungsliebe war in der Tat keine von Sannis Tugenden und er hatte nie den Versuch unternommen, sie in dieser Beziehung zu ändern. Denn er wollte seine Frau genau so, wie sie war – laut und unpünktlich, impulsiv und neugierig, ein klein wenig chaotisch, schwatzhaft sowieso, kurz: die Frau, die er liebte. Am wichtigsten indes war für ihn, dass sie möglichst schnell und vor allem gesund zu ihm zurückkehrte. Für immer. Und dann würde er sie vom Fleck weg heiraten, wie er es bereits vor einem Jahr hätte tun sollen.
    Dank seines phänomenalen Gedächtnisses schaffte es Adrian irgendwann, das richtige Fotoalbum zu finden. Grinsend wedelte er mit einem Zettel vor der Nase des langhaarigen Franzosen. „Was sagst du nun? Es geht wirklich nichts über einen geordneten Haushalt.“
    Verblüfft s chaute Matthias Clausing von seiner Zeitung auf und starrte seinen Freund aus großen Augen an, bevor er seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen ließ. Wie ein schiffbrüchiger Seemann, der den Horizont verzweifelt nach rettendem Land absucht, hielt er sich die Hand als Sonnenschutz an die Stirn.
    „Geordneter Haushalt?“, echote er zweifelnd, als hätte er sich verhört. „Wo? Bei Suse?“
    „Halt dich zurück, Alter !“, warnte Adrian seinen Freund, ohne sich nach ihm umzudrehen. „Ich muss mit Sannis Unzulänglichkeiten leben. Nicht du!“
    Dabei entging ihm, wie der Kapitän hochrot im Gesicht gegen einen Lachkrampf ankämpfte. Schließlich warf Matt’n den Kopf in den Nacken und konnte nicht mehr an sich halten. Adrian fuhr herum und bedachte ihn mit einem erbosten Blick. Mit einer unschuldigen Geste hob Clausing die Hände und deutete auf Alain, der mit zusammengekniffenen Augen die Adresse zu entziffern versuchte.
    „Sieht aus, als hättest du in diese r Sekunde einen weiteren Bewunderer deiner gestochen schönen Schrift gefunden.“
    Germeaux rang sich ein gequältes Lächeln ab und fuhr sich über die Augen. „Ich glaube kaum, dass es an Adrians griffonnage liegt, wenn ich Probleme beim Lesen habe.“
    Zwei Jahre zuvor war ihm eine Spenderniere implantiert worden. Und seitdem pumpte er s einen Körper mit Tabletten voll, die ihn langsam, aber sicher vergifteten. Natürlich hatte ihm Doktor Ferrard lang und breit erklärt, dass die Medikamente lebenswichtig waren, um eine Abstoßungsreaktion seines Körpers auf das fremde Organ zu verhindern. Ständige Kreislaufprobleme waren seitdem genauso zu einem Teil seines Lebens geworden wie heftiger Husten und Haarausfall. Nun kam also obendrein dazu, dass sein Sehvermögen nachließ.
    Alain sah noch

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